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Landkreis Haßberge
Warum der Haßbergkreis große Hoffnung in den neuen Impfstoff von Novavax setzt
Der Landkreis hinkt bei der Immunisierung seiner Bürger hinterher. Eine digitale Konferenz sollte nun neue Impulse geben. Die wichtigsten Fragen zur Impfstrategie im Überblick.
Kleiner Stich, große Wirkung: Der Lankreis Haßberge möchte mehr Menschen überzeugen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen - und holte sich Anregungen bei einer digitalen Konferenz.
Foto: René Ruprecht | Kleiner Stich, große Wirkung: Der Lankreis Haßberge möchte mehr Menschen überzeugen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen - und holte sich Anregungen bei einer digitalen Konferenz.
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:59 Uhr

Die Corona-Impfung gilt laut Expertinnen und Experten als ein wichtiger Baustein auf dem Weg heraus aus der Pandemie. Um die Kapazitäten zu erhöhen, hatte der Landkreis Haßberge zuletzt ein drittes Impfzentrum eröffnet, in Ebelsbach. Doch inzwischen stagniert die Nachfrage nach der Immunisierung laut Landratsamt wieder. Termine bleiben immer häufiger unbesetzt. Zudem steht die Impfpflicht im Gesundheitswesen vor der Tür. Was also tun?

Neue Impulse geben sollte am Donnerstagabend eine digitale Impfkonferenz mit rund 85 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Kommunalpolitik, Zivilgesellschaft, Gesundheitswesen und Wirtschaft, initiiert vom Landkreis Haßberge. Auch der Impfstoff des US-Herstellers Novavax war ein zentrales Thema. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zur künftigen Impfstrategie.

Warum ist die Impfquote im Landkreis so niedrig?

Seit Beginn der Impfkampagne in Deutschland hinkt der Landkreis Haßberge bei der Immunisierung seiner Bürgerinnen und Bürger hinterher. Das zumindest legen die Zahlen des Landratsamts nahe. So lag die Impfquote im Haßbergkreis am Donnerstag bei 69,01 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit wurden seit Anfang vergangenen Jahres 73,7 Prozent der Bevölkerung gegen das Coronavirus immunisiert. Ein Unterschied von 4,7 Prozent. Und: Auch der Zuwachs seit Anfang September 2021 fällt im Landkreis Haßberge mit 11,89 Prozent etwas geringer aus (Deutschland: 12,13 Prozent).

Warum der Haßbergkreis große Hoffnung in den neuen Impfstoff von Novavax setzt

Hat der Landkreis zu wenig Impfanreize gesetzt? André Kuhn, Koordinator und Verwaltungsleiter der Impfzentren in den Haßbergen, sieht andere Gründe. So würden die Immunisierungen in den Betrieben im Kreis in den Zahlen des Landratsamtes nicht berücksichtigt. Auch Menschen, die sich in anderen Landkreisen impfen ließen, seien nicht erfasst. "Die Quote dürfte also etwas höher liegen", sagt Kuhn. Dennoch: "Die Zahlen geben keinen Anlass zum Ausruhen", erklärt Landrat Wilhelm Schneider (CSU) zu Beginn der digitalen Impfkonferenz. Die Impfstrategie des Landkreises brauche neue Impulse.

Wann kommt der Novavax-Impstoff und wer erhält ihn?

Große Hoffnung setzt der Landkreis Haßberge beispielsweise in den Impfstoff des Herstellers Novavax. Bislang hatten auch Vorbehalte gegenüber den modernen mRNA-Vakzinen - wie jene von Moderna oder Biontech - Skeptiker von einer Impfung abgehalten. Schneider und Kuhn erwarten, dass der Einsatz des Totimpfstoffes der Kampagne des Haßbergkreises noch einmal einen erheblichen Schub verleihen könnte. Doch wann genau die Immunisierungen mit diesem Vakzin beginnen können, stehe noch nicht fest. "Wir rechnen mit einer Auslieferung voraussichtlich Ende Februar bis Anfang März", sagt André Kuhn. 

Klar ist bereits: Auch mit dem Novavax-Vakzin werden zwei Impfungen für eine vollständige Immunisierung notwendig sein. Und: Nicht alle Impfwilligen können von Beginn an mit dem Totimpfstoff versorgt werden. "Derzeit läuft eine Abfrage von uns bei den Kliniken und Pflegeeinrichtungen im Landkreis", erklärt Kuhn. Denn es gebe eine Priorisierung von Personengruppen, die der Impfpflicht ab 15. März 2022 unterliegen. Gemeint sind damit Beschäftigte im Gesundheitswesen.

Wie wird das Landratsamt mit der Impfpflicht für Pflegepersonal umgehen?

Über den Umgang mit Impfunwilligen im Gesundheitswesen herrscht im Landratsamt noch Unklarheit. Für die Durchsetzung der Impfpflicht sind zwar die Gesundheitsämter in den Kreisbehörden zuständig. Noch warte man auf klare Handlungsanweisungen vonseiten des Gesundheitsministeriums, so André Kuhn. "Wir hoffen aber, dass wir schon bald eine Info erhalten. Denn: In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von Bund und Ländern werde derzeit an einer möglichst einheitlichen Auslegung und Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht gearbeitet.

Wie groß der Anteil der Ungeimpften unter den Beschäftigten im Gesundheitswesen ist, darüber kann das Landratsamt Haßberge derzeit keine genauen Angaben machen. "Wir haben bisher keine Übersicht", heißt es auf Nachfrage aus der Behörde. "Allerdings gehen wir aktuell von 10 bis 15 Prozent aus."

Mit welcher Strategie sollen mehr Menschen erreicht werden?

Der Landkreis und seine Kommunen möchten aber nicht nur auf die Wirkung des neuen Totimpfstoffs setzen. So diente die digitale Konferenz von Donnerstag auch dem Austausch darüber, wie mehr Menschen erreicht und für eine Impfung gewonnen werden könnten. Derzeit, so André Kuhn, arbeite man etwa an der Einrichtung einer Ärztehotline mit Medizinern aus dem Haßbergkreis, "um Unklarheiten zur Impfung aus dem Weg zu räumen". Doch noch sei die Frage der Finanzierung dieses Angebots nicht geklärt, die Umsetzung offen.

Dass zielgruppengenaue Ansprache eine wichtigere Rolle in der Impfstrategie des Landkreises spielen sollte und in den vergangenen Jahren durchaus zu kurz kam, darüber waren sich die Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Ärzteschaft und Kommunalpolitik einig. "Mehr zu den Menschen gehen und sie Informieren, ihnen einen Termin anbieten", lautete etwa ein Vorschlag. Stefan Paulus, Bürgermeister der Gemeinde Knetzgau, ging gar weiter: "Was kann ich tun, um an der Haustüre zu impfen?", fragte der Kommunalpolitiker.

Das, so die Antwort aus dem Landratsamt, sei in Anbetracht des formalen Aufwandes beim Impfen nicht möglich. "Wir könnten aber den mobilen Impfbus einbinden", so André Kuhn. Dies ginge aufgrund der Witterung jedoch erst ab April. Dort, wo es nötig sei, müssten zudem sprachliche Hürden überwunden werden, durch den vermehrten Einsatz von Übersetzern. Das Landratsamt möchte die Anregungen nun auf ihre Umsetzbarkeit hin prüfen. Schon bald, so Wilhelm Schneider, soll es dann eine weitere digitale Impfkonferenz geben. Klar ist: Das staatliche Impfangebot soll auch im Landkreis Haßberge mindestens bis Ende 2022 bestehen.

 
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Kommentare
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  • d-a-s
    Selbst wenn man noch zehn mal "Totimpfstoff" schreibt, wird aus "Nuvaxovid" von Novavax keiner. Nuvaxovid ist ein Proteinimpfstoff.

    Zitat Herr Lauterbach: "[...] weil so viele Ungeimpfte nur Totimpfstoff wollen, warum auch immer, wird bald erhältliches Novavax als solcher bezeichnet.“

    Sehr vertrauenerweckend...
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