Impfen ist der Ausweg aus der Pandemie. Daran lassen die allermeisten Medizinerinnen und Mediziner sowie andere Fachleute keinen Zweifel. Gilt im Umkehrschluss: Hohe Infektionszahlen gibt es vor allem dort, wo die Impfraten besonders niedrig sind? Ein Blick auf die bayerischen Landkreise scheint dies zu bestätigen. Es gibt jedoch auch Ausreißer.
Das Nord-Süd-Gefälle bei den Sieben-Tage-Inzidenzen ist markant – in Deutschland, aber auch innerhalb Bayerns. Von den bundesweit am stärksten betroffenen zehn Landkreisen lagen am Donnerstag fünf in Niederbayern, vier in Oberbayern. Bayernweit steht die Inzidenz laut Landesamt für Gesundheit bei 431,3. Die größten Unterschiede gibt es zwischen Niederbayern (756,8) und Unterfranken (293,4).
Negativ-Spitzenreiter ist erneut der niederbayerische Landkreis Rottal-Inn mit einer Inzidenz von 1140. Gleichzeitig ist hier die Quote der vollständig Geimpften mit 53,2 Prozent besonders niedrig. Zum Vergleich: In ganz Bayern liegt sie derzeit bei 65,3 Prozent der Gesamtbevölkerung, deutschlandweit bei 67,3 Prozent.
Impfquoten liegen teilweise unter 60 Prozent
Auch andere Corona-Hotspots haben eine unterdurchschnittliche Impfquote, wie die Landkreise Berchtesgadener Land (55,4 Prozent), Traunstein (55,5) Freyung-Grafenau (56,1), Oberallgäu mit Kempten (57,1), Passau (62,5) oder Regen (63,2). Während man in den Regierungsbezirken Ober- und Niederbayern aktuell nur auf eine Impfquote von 61,7 beziehungsweise 63,3 Prozent kommt, liegt die Rate in Unterfranken nach Zahlen der Regierung bei 66,5 Prozent.
Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass der Trend bei den Impfquoten eigentlich nur für eine Region beschrieben werden kann. Quoten für einzelne Städte und Landkreise dagegen sind mit Vorsicht zu interpretieren, sie haben Unschärfen. Registriert werden sie nämlich nach dem Ort der Impfung und nicht nach Wohnort der Geimpften. Das führt tendenziell zu höheren Quoten in den Städten, wo zum Beispiel Studierende ihren Zweitwohnsitz haben, wo sich Pendlerinnen und Pendler impfen lassen oder wo es mehr Ärztinnen und Ärzte gibt als auf dem Land.
Und dann wären da noch die Betriebsimpfungen: Sie fließen laut Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken, nicht in die Quoten mit ein – sondern lediglich die Impfungen in Impfzentren, Krankenhäusern und bei Hausärzten.
Dies könnte eine Erklärung für ein vermeintliches Gegenbeispiel sein: Der Landkreis Main-Spessart hat mit 176,2 eine der niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenzen in ganz Bayern, gleichzeitig aber mit 62,3 Prozent die niedrigste Impfquote in Unterfranken. Wie passt das zusammen? "Wir gehen davon aus, dass die tatsächliche Impfquote deutlich höher ist", sagt Pressesprecherin Dorothea Fischer.
Große Unternehmen im Landkreis Main-Spessart hatten bereits Anfang August mehr als 4200 Zweitimpfungen vorgenommen, wie eine Umfrage ergab. Nur zählen sie eben nicht für die Statistik. Hinzu kommen Pendlerinnen und Pendler, die in Würzburg, Aschaffenburg oder Wertheim arbeiten und dort geimpft wurden.
Unterfranken: Höchste Impfraten in Würzburg und Kitzingen
Generell ist die Impfbereitschaft innerhalb Unterfrankens nicht ganz so unterschiedlich wie in anderen Regierungsbezirken. Die Bandbreite reicht von 62,3 Prozent in Main-Spessart und 62,5 Prozent im Landkreis Haßberge bis hin zu jeweils 71 Prozent im Landkreis Kitzingen sowie in Stadt und Landkreis Würzburg.
Für Lars Dölken, Chef der Virologie an der Uni Würzburg, kommt die Entwicklung nicht überraschend, auch nicht die regionale Schere. Die ansteckendere Delta-Variante des Virus sorge für ganz andere Dynamiken als noch vor einem Jahr. Den Zusammenhang von niedriger Impfquote und hohen Infektionszahlen hält er für "eindeutig".
Virologe Dölken rechnet mit weiter ansteigenden Infektionszahlen
Hinzu komme, dass auch Geimpfte nach vier bis sechs Monaten wieder ansteckender werden – bis zu einer Auffrischung. Dölken erwartet bis Weihnachten bundesweite Inzidenzen von mindestens 500, also eine weitere Verdoppelung im Vergleich zu jetzt. "Und die Werte liegen eigentlich noch viel höher", ist der Virologe überzeugt.
Geimpfte hätten weiterhin Sozialkontakte, Ansteckungen würden aber mangels Symptomen vielfach nicht bemerkt. Statt eines neuerlichen Lockdowns appelliert er an die Ungeimpften: "Ihr Risiko ist noch viel größer, als es die Inzidenzen im Moment ausdrücken. Deshalb ist die Impfung so wichtig."
Es ist doch unbestritten, dass Würzburg von der Impfung "Auswärtiger" z.B. in der Uni oder Krankenhäusern, profitiert hat.
Weiterhin noch der Verweis auf den älteren Bericht : https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/tausende-betriebsimpfungen-sechs-unternehmen-aus-msp-berichten-art-10645062
erst -alles- lesen , dann schreiben.
"Stures, diebisches Volk am Nordrand der Alpen".
(Aber vielleicht findet ja jemand heute noch die wortwörtliche Erklärung)
Das hat sich jedoch sicherlich eher nur auf Südbayern bezogen .
Ich kann mich noch sehr gut an diesen "Running Gag" erinnern...
Wie steht das dann mit den Sachsen und Thüringern?