Das ist die Nachricht, auf die an der Universität Würzburg viele Wissenschaftler viele Jahre lang gewartet haben – und die Politiker aus der Region auch: Würzburg bekommt ein außeruniversitäres großes Forschungsinstitut. Der Senat der Helmholtz-Gemeinschaft hat nach langer Planung in dieser Woche die Ansiedlung eines Helmholtz-Instituts an der Julius-Maximilians-Universität beschlossen – für die Erforschung von Infektionskrankheiten.
Bundesweite Konkurrenz
Im größten bundesweiten Wettbewerb der außeruniversitären Forschungsförderung konnte sich der Würzburger Antrag gegen zwei Dutzend Konkurrenten durchsetzen. „Ein Meilenstein in der Entwicklung des Universitätsstandortes Würzburg“, kommentierte Professor Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät, die Zusage der größten deutschen Wissenschaftsgemeinschaft. Das künftige Helmholtz-Institut soll, so heißt es in der Pressemitteilung der Universität, vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) aufgebaut werden.
Der Name der Würzburger Einrichtung: Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung, kurz HIRI, Professor Jörg Vogel, der in Würzburg die wissenschaftliche Federführung innehat, wird hier mit einem Team Ribonukleinsäuren (RNA) und ihre Rolle bei Infektionen untersuchen. RNAs gelten als aussichtsreiche Angriffspunkte für Medikamente und auch als mögliche zukünftige Therapeutika selbst.
Bereits vor zwei Jahren hatten zusammen mit den Braunschweiger Infektionsforschern die Planungen für das neue Institut begonnen. Das ausgearbeitete Konzept wurde Ende Mai dieses Jahres von einem internationalen Gutachtergremium bewertet – und befürwortet. Das neue Institut soll im nächsten Jahr bereits seine Arbeit aufnehmen. Noch allerdings steht der endgültige Bescheid aus: Im November wird der Aufsichtsrat der Helmholtz-Gemeinschaft endgültig über das neue Zentrum entscheiden.
Rieseninvestition vom Freistaat: 46 Millionen Euro aus München
Der Freistaat Bayern wird den Aufbau und die ersten Jahre mit insgesamt 46 Millionen Euro finanzieren. Für rund 30 Millionen Euro soll auf dem Campus des Universitätsklinikums im Stadtteil Grombühl ein Neubau entstehen. Die Pläne dazu haben die Würzburger Mediziner in der Schublade. Der Bund stellt weitere 4,9 Millionen Euro zur Anschaffung spezieller Großgeräte in Aussicht. Designierter Gründungsdirektor ist Professor Jörg Vogel, seit sieben Jahren Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) an der Uni Würzburg. Bis zu 150 Wissenschaftler sollen am neuen außeruniversitären Zentrum langfristig forschen, sagt Vogel. Für den Biochemiker entscheidend: „Nach der Anfangsphase übernimmt der Bund mit jährlich rund fünf Millionen Euro das Institut. Das ist der große Gewinn.“
Freude über erster unterfränkisches Helmholtz-Institut
Für die Universität und Präsident Professor Alfred Forchel bedeutet die Entscheidung der Helmholtz-Gemeinschaft das langersehnte außeruniversitäre Institut, das im akademischen Bereich und von Hochschulpolitikern in der Region viele Jahre vermisst worden war: „Ein außerordentlich wichtiger Baustein für die Stärkung des außeruniversitären Umfelds der Uni“, kommentierte Forchel die Nachricht. Es werde „in enger Wechselwirkung mit dem Zentrum für Infektionsforschung Ausgangspunkt international einmaliger Forschungsarbeiten sein“. Nach dem mäßigen bis schlechten Abschneiden der Julius-Maximilians-Universität in den Exzellenzinitiativen der vergangenen Jahre hatten Wissenschaftler wie Politiker das Fehlen eines großen Forschungsinstituts außerhalb der Uni beklagt.
Für die Region ist es das erste Helmholtz-Institut – und für Franken das zweite neben der Einrichtung in Erlangen. Auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) freute sich ebenso wie Landtagspräsidentin Barbara Stamm, „dass Unterfranken fortan kein Helmholtz-freier Regierungsbezirk mehr sein wird“. Der Würzburger CSU-Landtagsabgeordnete und Hochschulpolitiker Oliver Jörg sagte am Donnerstag: „Es freut mich, dass sich unser jahrelanger Einsatz für ein Helmholtz-Institut in Würzburg nun auszahlt. Der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Würzburg wird davon maßgeblich profitieren.“