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WÜRZBURG
Deutscher Nobelpreis für Würzburger Mikrobiologen
And the winner is ... Jörg Vogel. Der Infektionsforscher erhält den Leibniz-Preis. Damit geht die Auszeichnung, die als deutscher Nobelpreis gilt, erneut an die Uni Würzburg.
Jörg Vogel       -  Ist mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet worden: Jörg Vogel, Leiter des Instituts für molekulare Infektionsbiologie der Würzburger Universität (IMIB).
Foto: EMBO | Ist mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet worden: Jörg Vogel, Leiter des Instituts für molekulare Infektionsbiologie der Würzburger Universität (IMIB).
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 27.04.2023 02:54 Uhr

Erneut erhält ein Wissenschaftler aus Würzburg den renommierten Leibniz-Preis. Die mit 2,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung, die als deutscher Nobelpreis gilt, geht 2017 an den Biochemiker Professor Jörg Vogel. Der 49-Jährige ist Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) an der Universität. Erst in diesem Jahr war der Würzburger Philosoph Dag Nikolaus Hasse für seine Forschungen zum arabischen Erbe in Europa von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ebenfalls mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet worden.

Vogel weilte am Donnerstag in Greifswald in Vorpommern, wo er am Nachmittag und Abend zwei wissenschaftliche Vorträge hielt. Den Vormittag verbrachte er mit der Vorbereitung eines Förderantrags an die DFG, als ihn plötzlich die Nachricht über die Auszeichnung erreichte. „Ich hätte die Mail fast weggeklickt“, lacht der Professor. Die Ehrung mit dem Leibniz-Preis komme für ihn sehr überraschend. Vogel: „Ich war baff.“ Einer der ersten Gratulanten sei Uni-Präsident Alfred Forchel gewesen. Zeit zum Feiern habe er am Donnerstag noch nicht gehabt.

„Weltweit führender Wissenschaftler“

Mit Jörg Vogel werde einer der „weltweit führenden Wissenschaftler“ auf dem Gebiet der Ribonukleinsäure-Biologie (RNA-Biologie) geehrt, heißt es in der Laudatio der DFG. Vogel erhalte den Leibniz-Preis für seine wegweisenden Beiträge zum Verständnis regulatorischer RNA-Moleküle in der Infektionsbiologie. Seine Forschungen trügen zur Entwicklung neuer, gentherapeutisch nutzbarer Methoden in der Medizin bei. Vogel beschreibe neue Wege, um Krankheitserreger, wie beispielsweise Salmonellen, zu bekämpfen, schreibt die Uni in einer Mitteilung.

Jörg Vogel wurde in Cottbus geboren. Er studierte Biochemie an der Humboldt-Universität in Berlin und am Imperial College in London, wo er auch promovierte. Nach Forschungsaufenthalten in Schweden und Israel kehrte er 2004 nach Berlin ans Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie zurück. 2009 wechselte er dann nach Würzburg.

Seit wenigen Tagen ist der Professor auch Gründungsdirektor des Helmholtz-Instituts für die Erforschung von Infektionskrankheiten. Dieses Institut für Spitzenforschung war der Universität Würzburg erst Mitte Oktober nach langen Verhandlungen zugesprochen worden. 150 Wissenschaftler sollen hier langfristig forschen. Das vom Bund getragene Helmholtz-Institut gilt als Meilenstein für die weitere Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Würzburg, der Freistaat Bayern finanziert den Aufbau mit 46 Millionen Euro. Unter anderem ist ein Neubau auf dem Uniklinikum-Campus geplant.

Was tun mit 2,5 Millionen Euro?

Und was macht der Leibniz-Preisträger mit den 2,5 Millionen Euro? Vogel sagt, er verstehe das Preisgeld als „Vertrauensvorschuss“, um eigene Ideen umzusetzen. Er wolle mit seinen Mitarbeitern anhand von RNA-Molekülen eine Art Antibiotikum erforschen, mit dem Darmkrebs nicht nur therapiert, sondern möglicherweise sogar verhindert werden könne.

Der Leibniz-Preis wird Vogel am 15. März in Berlin verliehen. Derweil hat auch der bayerische Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle den Würzburger Forscher beglückwünscht. Von zehn Leibniz-Preisträgern kommen diesmal zwei aus dem Freistaat, neben Vogel auch der Münchner Genforscher Karl-Peter Hopfner. Diese „bemerkenswerte Quote“ zeige die große Leistungsfähigkeit des Wissenschaftsstandorts Bayern, so Spaenle. Foto: dpa

Leibniz-Preis

Die Auszeichnung, benannt nach dem Philosophen und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Vergeben wird er von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Ziel des Programms ist es, „die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Wissenschaftler zu erleichtern“, so die DFG.

Seit 1986 werden jedes Jahr bis zu zehn Leibniz-Preise, dotiert mit je 2,5 Millionen Euro, verliehen. Seit 1986 gibt es 347 Preisträger. Sieben haben später den Nobelpreis erhalten.

Bisher wurden elf Wissenschaftler der Uni Würzburg mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet, darunter zwei Geisteswissenschaftler: Otto Ludwig Lange und Ulrich Heber (Ökologie, Biochemie, 1986), Hans-Peter Zenner (Medizin, 1987), Ingrid Grummt und Bert Hölldobler (Molekularbiologie, Zoologie, 1990), Martin Lohse (Pharmakologie, 1999), Ulrich Konrad (Musikwissenschaft, 2001), Thomas Mussweiler (Psychologie, 2006), Holger Braunschweig (Chemie, 2009), Laurens Molenkamp (Physik, 2014) und Dag Nikolaus Hasse (Philosophie, 2016). micz

 
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