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Neues Manifest: Würzburger Anwalt Jun ist zurück auf Twitter und ruft zum gemeinsamen Kampf gegen Hassrede auf
Seine Auszeit betrug nur sechs Wochen, Chan-jo Jun twittert wieder. Warum der Würzburger doch zurückgekehrt ist und wie er Hassrede nun strukturell bekämpfen will.
Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun will künftig noch aktiver gegen Hassrede auf Social Media vorgehen.
Foto: Thomas Obermeier (Archivbild) | Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun will künftig noch aktiver gegen Hassrede auf Social Media vorgehen.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:33 Uhr

Rund sechs Wochen nach seinem überraschenden Ausstieg bei Twitter hat Chan-jo Jun, Würzburger IT-Fachanwalt und Kämpfer gegen Hassrede im Internet, seine Rückkehr auf der Plattform bekannt gegeben. "Ich habe Twitter verlassen, weil ich der Meinung war, dass wir eine vergiftete Atmosphäre haben", sagt Jun in einem aktuellen YouTube-Video. Nun habe er jedoch einen Plan entworfen.

Jun, der sich mit juristischen Analysen von Hassrede auf Twitter einen Namen gemacht hat, hatte Anfang August nach dem Suizid einer österreichischen Impfärztin seinen Rückzug vom Kurznachrichten-Dienst bekannt gegeben. Er sehe keine Möglichkeit, den "vergifteten" Diskurs zu verbessern, hatte Jun argumentiert und dann seinen Account mit rund 70.000 Followern deaktiviert. Immer wieder war Jun selbst an Debatten auf der Plattform beteiligt gewesen. Der oftmals feindseligen Dynamik habe er sich dabei, so seine Aussage, nicht immer entziehen können.

Würzburger Anwalt Jun will Initiative HateAid unterstützen

Geplant gewesen sei die Rückkehr zu Twitter nicht. "Wie müsste die Welt sein, damit ich mich wieder mehr in die Diskussion einbringen würde", habe er sich nach dem Rückzug gefragt, erklärt Jun in seinem YouTube-Video. "Ich habe Twitter verlassen, weil ich dachte, das bringt nichts", sagt er jetzt auf Nachfrage. An der Debattenkultur auf der Plattform habe sich zwar in der Zwischenzeit nichts geändert. Aber, so der Anwalt: "Es wird sich auch nichts verändern, es sei denn, man arbeitet daran."

Hier wolle er jetzt ansetzen: Ihm gehe es darum, sich stärker den Strukturen zu widmen und rechtlichen Druck aufzubauen, damit Twitter Hassrede schneller lösche. Besonders beschäftige ihn, dass die Plattform trotz "systematischer" Verstöße gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz nie mit Bußgeldern belegt worden sei, sagt Jun. 

Der "Blind Spot", also die rechtliche Schwäche, von Twitter seien falsche Tatsachenbehauptungen und Verleumdungen, die durch User veröffentlicht und dann vom Betreiber nicht verfolgt würden. "Da möchte ich in den nächsten Wochen mehr Verfahren vor Gericht bringen."  

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Einen aktuellen Anlass für sein Comeback nennt Jun in einer Art Manifest, das er bei seiner Rückkehr auf Twitter veröffentlichte: Von der Stadt Potsdam wurde der Würzburger gerade mit dem Max-Dortu-Preis "für Zivilcourage und gelebte Demokratie" ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Grünen-Politikerin Renate Künast, die als Opfer von Hassrede selbst schon von Jun gegen die Plattform Facebook vertreten worden war. Dotiert ist der Preis mit 5000 Euro. Er wolle sie der gemeinnützigen Initiative "HateAid" spenden, sagt Jun.

So können sich User am Kampf gegen Online-Hassrede beteiligen

In seinem "Manifest" kündigt der Würzburger Anwalt auch an, sich stärker zivilgesellschaftlich gegen Hasskriminalität einsetzen zu wollen. Neben der juristischen Verfolgung mutmaßlicher Straftaten auf Twitter wolle er Opfern von Hasskriminalität durch die Unterstützung von "HateAid" bestehen. Zusammen mit HateAid werde er Handreichungen und Maßnahmenkataloge für die Politik entwerfen. 

Allen Nutzerinnen und Nutzern, die aktiv gegen Hassrede werden wollen, gibt Jun auf Twitter eine Anleitung mit auf den Weg: Sie sollten Screenshots sichern und die mutmaßlich rechtswidrigen Inhalte dann an Twitter melden. Darüber hinaus brauche es die Bereitschaft, Rechtsansprüche zur weiteren Verfolgung an ihn abzutreten oder gegebenenfalls gemeinsam durch mehrere Instanzen durchzuklagen, sagt der Anwalt: "Ich will diese Fälle vor Gericht bringen."

 
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  • lutterbeck
    Warum sind seine Pläne eine Meldung wert ?
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  • robert.erhard@gmx.de
    Es wäre sehr sinnvoll wenn sich der Staranwalt mal für eine sachlich, nicht von politischer Einseitigkeit getriebener Presseberichterstattung einsetzen würde. Das Ergebnis viele Hasskommentsre ist die Art vieler voreingenommener Berichte der Redakteure und die bewussten Eingriffe in die politische Meinungsbildung!
    Wenn die Presse sachlicher berichten würde wäre viel Dampf, sehr viel Dampf aus dem Kessel.
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  • schuema@web.de
    Wenn Herr Jun jeden "Hass" im Netz "verfolgen" würde, wäre so ein Bericht vielleicht angebracht. Aber leider "verfolgt" er nur, was er glaubt "verfolgen" zu müssen. Da spielt sehr viel Zeitgeist mit. Würde er mal Alice Weidel vertreten, dann wäre er wenigstens glaubhaft.
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  • jlattke
    Für mich sind Facebook, Twitter & Co. ja die Pest des 21 Jahrhunderts: wir glauben dadurch wäre offener Austausch und Kommunikation möglich. Tatsächlich aber spaltet es, fördert absolute Positionen und macht extrem anfällig für Propaganda und Hatespeech. Nicht umsonst unterhalten totalitäre Staaten wie Russland ganze Herden von Trollen, die in diesen Netzwerken aktiv sind.
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  • thomashemmerich@web.de
    Herr Chan-jo Jun versteht es sehr gut, immer irgendwie im Gespräch zu bleiben und sucht bewusst das Licht der Öffentlichkeit. Da erinnert er mich etwas an den Würzburger Pfarrer Hose.

    Verstehe im übrigen nicht, warum die MP in zwei großen Berichten darüber berichtet, dass ein Nutzer von Twitter fortan darauf verzichtet und dann medienwirksam wieder nicht.

    Ich glaube, in China ist gerade ein Sack Reis umgefallen.

    Ich jedenfalls bin froh, mein Abo bei der MP zum kommenden Januar gekündigt zu haben. Bin es leid, solche Berichte mit meinen Abogebühren zu bezahlen.
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  • Aaron Niemeyer
    Hallo purer-luxus,

    Herr Jun ist ein bundesweit viel gefragter Experte zum Thema Hasskriminalität im Internet, der mit zahlreichen öffentlichkeitswirksamen Prozessen auf sich aufmerksam gemacht hat.

    Viele Leserinnen und Leser interessieren sich für dieses Thema, aus diesem Grund berichtet die Redaktion, wenn wir einen Anlass von öffentlichem Interesse sehen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • thomashemmerich@web.de
    @aniemeyer

    Nun, wenn ich die Kommentare hier so lese, scheinen aber nicht so viele ihrer Meinung zu sein.
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  • kej0018@aol.com
    Was Chan-Jo Jun und Pfarrer Hose machen ist gesellschaftspolitisches Engagement und das ist auch gut so! Und es ist erst recht wichtig für eine einigermasssen funktionierende Demokratie. Noch besser wäre es, wenn sich deutlich mehr Bürger/innen auf ihre Seite stellten und sich einbrächten.
    Ich bin mir übrigens sehr sicher, dass einige der Kommentatoren hier im Forum auf ihre Beiträge verzichten würden müssten sie denn mit Klarnamen zeichnen...
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  • kaiser_ha@t-online.de
    Denken Sie mal genau über Ihren letzten Satz nach, wir sind wieder soweit das man sich zweierlei Meinung zulegen muss in DE, das macht mir Angst
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  • ra.kellermann@gmx.de
    na endlich wieder mal was von Herrn RA Jun, hatte ihn schon richtig vermisst hier
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  • berndschebler@mail.de
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  • jebusara@web.de
    Raus aus Twitter ergibt Bericht in der MP

    Wieder rein in Twitter ergibt Bericht in der MP

    Nette kostenlose Werbung für den Herrn
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  • Aaron Niemeyer
    Hallo winnem,

    über den Twitter-Ausstieg von Herr Jun hatten wir berichtet, weil er in Fachkreisen bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt hatte.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • festoessel@gmail.com
    Strafbaren Hass im Netz zu verbreiten, ist nur möglich, weil man seine Hasstiraden anonym, also ohne Klarnamen, verbreiten darf. Leserbriefe in der Printausgabe der Main-Post werden glücklicherweise nur mit Klarnamen der Verfasser und Angabe des Wohnortes veröffentlicht. Strichprobenartig werden diese Angaben sogar per Anruf durch die Redaktion verifiziert. Diese Regeln sind ein sehr gutes Beispiel für den stets transparenten Dialog im Wettstreit um die besten
    orschläge oder gar Lösungen in unserer freiheitlichen Demokratie, in welcher jeder Autor auch stets die Verantwortung für seine Aussage zu übernehmen hat.
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  • pfrD
    Hass und Gewalt muss Einhalt geboten werden. Auch mit juristischen Mitteln. Ich finde es gut, wenn sich Menschen dafür einsetzen. Respekt, Herr Jun! Und danke. Das hören Sie hoffentlich auch ab und zu.
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  • Petsch06120702
    Die virtuellen Straftaten und alles was manche Politiker so bewegt, sind jedenfalls nicht das vorrangige Problem dieser Gesellschaft.

    Sie haben ja überhaupt keine Ahnung. Ich bin auch nicht auf Facebook oder Twitter aber ich schaue regelmäßig auf YouTube, aber selbst da gibt es soviel Hetze und Propaganda gegen Regierungen usw. das sollte man nicht einfach so weiterlaufen lassen.
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  • MedDeeg@web.de
    Ich weiß zumindest, dass die Zuschreibung, dass ich "überhaupt keine Ahnung habe" von mir unbekannten Personen üblicher "Stil" im Internet ist....

    Zur Sache: es geht nicht darum "Hetze und Propaganda" zu ignorieren oder "einfach so weiterlaufen" zu lassen - es geht darum, Maß und Mitte zu finden.

    Wenn ein cleverer Anwalt sich berufen fühlt, mittels "Manifest" gegen etwas vorzugehen, dann muss auch die andere Seite betrachtet werden: wir haben in diesem Land MEINUNGSFREIHEIT, d.h. auch, dass nicht jeder, der deutlich und klar Kritik und Meinung äußert, nach Belieben kriminalisiert und als "Hetzer" stigmatisiert werden darf.

    Gerade rechtskonservative Parteien wie die CSU oder neuerdings offenbar "Die Grünen" (!) sind da gerne dabei, sich aus Schriftsätzen und Pamphleten mit größtmöglicher Dramatik und "Empörung" ein "Schlagwort" oder eine Passage zu selektieren, um Kritik zu unterbinden.

    Ich weiß, wovon ich rede...
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  • jlattke
    Vielleicht reicht den meisten Deutschen das ja als Ventil? Die Franzosen wären in unserer Situation, mit einer solchen Regierung schon seit Ewigkeiten auf der Straße. Und das nicht gerade friedlich … Ich habe noch nie soviel Wut und Unzufriedenheit gespürt und mitgeteilt bekommen wie in den letzten Jahren. Das sind Querdenker & Co nur Stilblüten und Auswüchse einer immer unzufriedener werdenden Bevölkerung. Ich glaube einigen dient SoMe einfach als Ersatzventil. Nach dem Motto „jetzt hab ich‘s in die Welt gebrüllt, ich hab mich engagiert…“.

    In der Sache dieses Beitrags bin ich wohl ganz bei @winnem: Das Rein-/Raus-Spiel von Herrn Jun würde ich jetzt allerdings auch eher als kalkulierte, durchsichtige PR-Maßnahme werten. (Und die MP wird bereitwillig zum Wasserträger.)

    Oder aber Herr Jun hat diese SoMe-Sucht und kommst schlichtweg noch davon los. Ich bin froh mich von dem Kram nicht (mehr) einlullen zu lassen. Es ist ein sehr viel angenehmeres Leben ohne diesen Müll.
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