
Am Rand der Höhfeldplatte in Thüngersheim wird das ganze Ausmaß des Steinbruchs der Firma Benkert sichtbar. Die Dimension ist gigantisch. Bis zum äußersten Rand des Landschaftsschutzgebietes wird Muschelkalk abgebaut. Die massive Felswand, gut 20 Meter hoch, beeindruckt. Von hier aus ist auch die gut zehn Hektar große Schneise im Wald auf der gegenüberliegenden Seite des Steinbruchs zu sehen. Im Jahr 2018 hat die Firma Benkert hier unter Protest für die Erweiterung ihres Steinbruchs Hunderte von Bäumen gefällt.
Wie es scheint, will die Firma Benkert den Steinbruch auch nach Westen ausdehnen. Luftbilder im digitalen Bayernatlas zeigen hier am Rand der bestehenden Abbaufläche noch einen Weinberg, der von Hecken umgeben ist. Mittlerweile sind die Hecken weg, die Rebzeilen verschwunden, Erdreich wurde abgetragen.
Plant die Firma Benkert eine Erweiterung des Steinbruchs in Thüngersheim?
Dem Landratsamt Würzburg liegt bislang aber noch kein Antrag auf Genehmigung für eine Erweiterung des Steinbruchs in diesem Bereich vor, teilt die Pressestelle mit. Auch, dass am Weinbergshang Erdreich abgeschoben wird, war nicht mit der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Jetzt prüft die Behörde, ob Maßnahmen zum Schutz vor Erosion geboten wären, weil es sich um steile Abhänge handelt. Nachfragen zu möglichen Ausbauplänen beantwortet die Firma Benkert nicht.
Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Bund Naturschutz (BN), ahnt sofort, was die Firma hier vorhat. "Benkert will hier vollendete Tatsachen schaffen", sagt er ziemlich verärgert, "so dass später, wenn eine Erweiterung des Steinbruchs beantragt wird, keine artenschutzrechtliche Prüfung mehr möglich ist".
Gegen die Firma Benkert hat das Landratsamt Würzburg ein Bußgeld eingeleitet
Die Antwort der unteren Naturschutzbehörde gibt Steffen Jodl recht: "Eine definitive Bewertung, welche Tierarten gefährdet und ob gegen das Artenschutzgesetz verstoßen wurde, ist, nachdem die Fakten bereits geschaffen sind, nicht möglich."
Jodl wird deutlich: "Frechheit siegt! Benkert macht hier Tabula Rasa mit der Natur." Er fordert, dass in solchen Fällen "worst-case Betrachtungen" herangezogen werden. Das heißt, ein Blick auf die Tierarten in der Umgebung könnte seiner Meinung nach Aufschluss darüber geben, welche Spezies auf der Eingriffsfläche heimisch waren. "Lebensräume der Zauneidechse und geschützter Insekten könnten zerstört worden sein", vermutet er. Und er geht auch davon aus, dass die bewachsenen Flächen Nahrung für Vögel und Fledermäuse boten. "Dies hätte im Rahmen einer artenschutzrechtlichen Kartierung berücksichtigt werden müssen", sagt der BN-Geschäftsführer.

Schon im Frühjar hat die BN-Kreisgruppe dem Landratsamt angezeigt, dass am Weinberg eine Heckenstreife gerodet wurde. "Ein Verstoß gegen das in Art. 16 des Bayerischen Naturschutzgesetzes verankerte Verbot, in der freien Natur Hecken zu roden", sagt das Landratsamt und hat ein Bußgeldverfahren gegen die Firma Benkert eingeleitet. "Das ist ein Witz! Benkert zahlt dann ein paar hundert Euro - und alles ist wieder gut", ärgert sich Jodl und fordert Ausgleichsmaßnahmen und Ersatzpflanzungen. Firmenchef Helmut Benkert hat nicht zum ersten Mal Ärger mit dem Umweltamt. Für die illegale Entnahme von Grundwasser musste er bereits im Jahr 2020 ein Bußgeld bezahlen.
Bund Naturschutz und die Untere Naturschutzbehörde bewerten die Situation unterschiedlich
Dass bei der Rodung des Heckenstreifens an der Grenze zwischen Weinberg und Steinbruch auch Tierarten gefährdet worden sein könnten, sieht die Untere Naturschutzbehörde nicht. Denn die Hecke sei im Januar/Februar entfernt worden , also "noch vor der Vogelbrutzeit und der Aktivitätsphase der Zauneidechse". Auch das will Steffen Jodl so nicht akzeptieren: "Zauneidechsen und auch Haselmaus, die dort möglicherweise in Bodenlöchern oder Wurzelstöcken überwintert haben, könnten durchaus geschädigt worden sein", sagt er. "Beispielsweise beim Befahren und Abräumen der Fläche."
Und es gibt einen weiteren Widerspruch zwischen Unterer Naturschutzbehörde und dem Bund Naturschutz. Die Behörde sagt, es könnte nun nicht mehr festgestellt werden, ob durch die Heckenrodung geschützte Fortpflanzungs- und Ruhestätten beeinträchtigt oder zerstört worden seien. "Das lässt sich im Nachhinein nicht mehr klären."
"Eine Hecke ist eine Fortpflanzungs- und Ruhestätte für Brutvögel. Auch Zauneidechsen ziehen sich gerade bei Hitze in den Schutz der Hecken zurück", hält Steffen Jodl dagegen. Und er bleibt dabei: "Dieser Lebensraum wurde zerstört." Der BN hat mittlerweile bei der Wasserschutzpolizei Anzeige erstattet. Eine Anfrage bei der Pressestelle des Polizeipräsidiums nach ersten Ermittlungserkenntnissen blieb bis Redaktionsschluss am Freitag unbeantwortet.
Noch etwas treibt Steffen Jodl um: Da ist nicht nur die anhaltende Trockenheit, die im Landschaftsschutgebiet Höhfeldplatte deutliche Spuren in der Natur hinterlässt. Von hier aus sieht er auch deutlich, dass der Wald an den Rändern zur bereits 2018 gerodeten Erweiterungsfläche für den Steinbruch noch stärker austrocknet, als anderswo. "Es ist das eingetreten, was wir befürchtet haben. Nichts ist mehr da, was den Wald vor Sonne und Wind schützt."
Ist die Genehmigung für die Erweiterungsfläche bereits erloschen?
Dass sich bis heute auf der 2018 gerodeten Waldfläche augenscheinlich noch nichts tut, kann Jodl nicht nachvollziehen. "Die Genehmigung müsste längst abgelaufen sein", mutmaßt der BN-Geschäftsführer. "Der Beginn der Abbauarbeiten war in der Genehmigung definiert mit dem Beginn der Beseitigung des Abraums", heißt es dazu von der Pressestelle des Landratsamtes. Der Betreiber habe Ende 2018 mitgeteilt, damit begonnen zu haben. Der Behörde seien auch Veränderungen im Erweiterungsbereich aufgefallen. In der Genehmigung sei auch kein bestimmtes Abbautempo vorgegeben. "Allerdings muss die Anlage 'in Betrieb' sein, damit die Genehmigung nicht erlischt, so ein Sprecher des Landratsamtes. "In Betrieb ist da seit Jahren nichts", sagt Steffen Jodl.
Die Firma Benkert hatte Gelegenheit, schriftliche Fragen dieser Redaktion zu allen Vorwürfen zu beantworten. Auf Nachfrage hieß es auch dazu am Telefon: "Kein Kommentar."
Interessanter ist doch die Tatsache, dass das Steinbruchareal max. ca. 5% der Größe der um Thüngersheim befindlichen Weinanbaugebiete entspricht.
Und wer sich diese Flächen intensiv anschaut wird erkennen, dass das zu 99% Kulturlandschafen erster Güte sind. Nirgends Natur. Hecken, Bäume etc. sucht man hier vergebens.
Was unterscheidet also diesen Steinbruch vom zig mal größeren Weinanbaugebiet, welches nahezu gänzlich von jedweden Hecken etc. befreit wurde? Hier könnte der BUND mal Forderungen stellen!
Kann es sein, das ein guter Tropen Wein sympathischer ist als ein schnöder Stein? Das ist vermutlich der Unterschied den viele unterbewusst machen!
Da stört ja der Verkehr nicht.
Donnern ist gut! Die sind dermassen untermotorisiert, dass man schneller laufen kann als die fahren. Vielleicht sollte einmal die Ladungssicherung, das zulässige Gesamtgewicht und der Zustand der LKWs überprüft werden.