Der Giebelstadter Marktgemeinderat hat den Bauantrag für eine neue Dreifach-Sporthalle beschlossen, obwohl noch gar nicht ganz klar ist, wie viel die Halle kosten soll. Befürworter der Entscheidung aus den Reihen der Bürgerbündnis-Fraktion wollen dadurch Zeit und, angesichts rasant steigender Baupreise, auch Geld sparen. Kritiker aus den Reihen der Unabhängigen Wählergemeinschaft Giebelstadt (UWG) halten einen Bauantrag für verfrüht, solange noch keine solide Kostenberechnung auf dem Tisch liegt. Es geht um Beträge in der Größenordnung von sieben bis acht Millionen Euro.
Solide Kostenberechnung noch nicht möglich
Als "etwas unglücklich" kommentiert Bürgermeister Helmut Krämer die Situation. Zuvor hatte Planer Andreas Michel vom Würzburger Büro Hetterich dargelegt, woran die Kostenberechnung hängt. Was die reinen Baupläne angeht, sei man so weit, aber es fehlten noch Angaben externer Büros, etwa hinsichtlich des Brandschutzes und der Statik. Ohne diese sei eine solide Berechnung nicht möglich. Bisherige Schätzungen beziehen sich lediglich auf das umbaute Volumen von knapp 20 000 Kubikmetern bei einer Bandbreite zwischen 180 und 300 Euro pro Kubikmeter. In spätestens sechs Wochen soll die Berechnung vorliegen.
Ein Bauantrag im Blindflug? Keineswegs, meint Bürgermeister Krämer. Es will die Antragsunterlagen noch vor der Sommerpause des Gemeinderats zur Genehmigung ans Landratsamt schicken. Nächste Gelegenheit für einen Beschluss wäre erst wieder im September. Dann sollen wohl auch die Kosten vorliegen. Bei einer Bearbeitungszeit des Bauantrags von mindestens drei bis vier Monaten wäre aber an einen zügigen Baubeginn im kommenden Jahr nicht mehr zu denken.
"Man sollte mit dem Bauantrag warten, bis wir einigermaßen verlässliche Kosten haben", schlägt hingegen Ernst Merz (UWG) vor, und erhält Unterstützung von seinem Fraktionssprecher Armin Kolb: "Wir haben noch nie ein so großes Projekt ohne Kostenberechnung auf den Weg gebracht." Bürgermeister Helmut Krämer hält dagegen: "Wenn die Kosten explodieren sollten, müssen wir eben umplanen und einsparen. Es geht um sechs Wochen, die den Gesamtfortschritt erheblich verzögern würden."
Baukostenindex steigt rasant
Architekt Matthias Hetterich unterstützt Krämers Position. Wenn der Bauantrag erst einmal in seiner vorliegenden Form genehmigt ist, sei es relativ schnell und einfach möglich, Veränderungen durchzusetzen. Und eines gibt er noch zu bedenken: "Wir müssen erst mal eine Firma kriegen." Die Auftragsbücher in der Baubranche seien voll, der Kostenindex steige rasant. "Es wird nicht billiger." So sieht es auch Erni Aumüller, die den Standpunkt vom Bürger-Bündnis Giebelstadt (BBG) und Bürger-Bündnis Ortsteile (BBO) zusammenfasste: "Wir reden seit zehn Jahren über das Thema und sind uns einig. Ich sehe keinen Grund, den Bauantrag weiter hinauszuzögern, die Zeit spielt gegen uns."
Die lange Vorarbeit hängt mit der Größe der Gesamtmaßnahme und der intensiven Bürgerbeteiligung zusammen. Die neue Sporthalle ist Teil eines planerischen Konzepts, das das gesamte Umfeld der Grundschule umfasst. An Runden Tischen waren die Vorschläge gemeinsam mit Bürgern, Schule und Vereinen erarbeitet worden. Aus einer Planungswerkstatt mit mehreren Architekturbüros war der Masterplan entstanden, der neben der Halle einen großen Parkplatz und eine Umgestaltung der Schulstraße vorsieht.
Die von Aumüller beschworene Einigkeit war während dieses Prozesses nicht immer zu vernehmen. So stand die UWG einer neuen Sporthalle von vornherein kritisch gegenüber und hatte stattdessen dafür plädiert, die bestehende Mehrzweckhalle zu sanieren und zu ertüchtigen.
Am Ende entschied sich die Mehrheit für eine neue Dreifach-Halle, die ausschließlich dem Sportbetrieb gewidmet sein soll. Die Nutzfläche umfasst 27 mal 45 Meter, bei einer Innenhöhe von sieben Meter. Das planerische Konzept, das das Büro Hetterich vorgelegt hat, sieht eine Dachkonstruktion aus Holz-Leimbindern vor.
Einsparungen an der Fassadengestaltung?
Die Halle sei rational und wirtschaftlich, beschreibt Andreas Michel den Entwurf. Um möglichst viel natürliche Belichtung zu erhalten, soll die Nordseite mit einer Glasfassade versehen sein. An den übrigen Hallenseiten ist eine Verkleidung aus lichtdurchlässigem Polycarbonat vorgesehen. Diese Fassadengestaltung gilt als der Punkt, an dem der Gemeinde zuerst den Rotstift ansetzen könnte, wenn die Kostenberechnung deutlich über den Erwartungen ausfällt.
Am Ende entscheidet die Mehrheit. Und die sprach sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung dafür aus, den Bauantrag zügig einzureichen und gegebenenfalls nach Eingang der Kostenberechnung nachzusteuern.