Rund zehn Millionen Menschen mehr als heute müssten bereits bis zum Jahr 2030 vom eigenen PKW auf den Busse um Straßenbahnen umsteigen, um die Ziele des Würzburger Klimaschutzkonzepts zu erreichen. Diese Erkenntnis stammt aus einem Stadtrats-Workshop zum städtischen Nahverkehr, dessen Ergebnisse jetzt vom städtischen Umweltreferat in einer ÖPNV-Strategie als Handlungsleitfaden für die kommenden Jahre zusammengefasst wurde.
Nach einem Bericht des Bundesumweltamtes vom April entstand 2021 ein knappes Fünftel der Treibhausgase in Deutschland durch den Straßenverkehr. Die CO2-Emissionen sind dabei im Vergleich zu den 1990er Jahren weder im Güter- noch im Personenverkehr zurückgegangen, obwohl immer mehr Kraftfahrzeuge deutlich klima- und umweltverträglicher als früher unterwegs sind: "Neben steigenden Fahrleistungen ist auch der Trend zu größeren und schwereren Fahrzeugen ein Grund für die Zunahme", heißt es in dem Bericht.
Verwaltung und Stadtrat haben sich im Integrierten Klimaschutzkonzept für Würzburg zum Ziel gesetzt, spätestens 2040 klimaneutral zu sein. Eine der Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen, ist eine spürbare Reduzierung des KfZ-Verkehrs: Der so genannte "Modal Split", also der Anteil des ÖPNV am innerstädtischen Verkehr soll von aktuell 14 Prozent bis 2030 auf 20 Prozent und bis 2040 auf 24 Prozent erhöht werden.
Jeder vierte Würzburger müsste 2030 zusätzlich einmal pro Tag den ÖPNV nutzen
"Der Hauptteil muss von den Nutzerinnen und Nutzern getragen werden. (…) Logische Schlussfolgerung ist, dass wir die Kapazitäten im ÖPNV auf zusätzliche 10 Millionen Fahrgäste pro Jahr ausweiten müssen", erläuterte Bürgermeister und Umweltreferent Martin Heilig (Grüne) kürzlich im Stadtrats-Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma). 2019, also im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, verzeichnete die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) knapp 37 Millionen Fahrgäste. 10 Millionen zusätzliche Fahrgäste bedeutet laut dem Strategiepapier, dass 2030 jeder vierte Würzburger zusätzlich mindestens einmal pro Tag den ÖPNV nutzen müsste.
Konkretes Ziel ist daher nicht nur eine Erhöhung der Beförderungskapazitäten durch die bereits beschlossene Taktverdichtung der Straßenbahnen, eine Erweiterung und Modernisierung der Fahrzeugflotte und den Bau der Straba-Linie 6 zum Hubland. Um Menschen zum Umstieg zu bewegen, soll der ÖPNV außerdem attraktiver, einfacher, pünktlicher und zuverlässiger als bisher werden.
Stadt Würzburg überlegt, "Fachbeirat" für gesamten Verkehr ins Leben zu rufen
Dafür sollen "Mindestbedienstandards" für alle Stadtteile entwickelt, die Anschlüsse zwischen Straßenbahnen und Buslinien weiter verbessert sowie Fahrpläne und Tarifsystem einfacher gestaltet werden. Auch Sicherheit, Sauberkeit und Komfort von Fahrzeugen und Haltestellen sind ein Thema – so sind inzwischen 94 Prozent aller Straba-Haltestellen im Stadtgebiet inzwischen barrierefrei ausgebaut.
"Wir wollen dabei die Bevölkerung stark einbinden und ein Augenmerk darauf legen, dass die Maßnahmen eine gute Akzeptanz haben", kündigte Heilig an. In der Debatte im Puma wurde an mehreren Stellen die Einberufung eines Fachbeirats für den Nahverkehr nach dem Vorbild des Radverkehrsbeirats angeregt. Auch ein Beirat für den gesamten Verkehr in der Stadt, vom Fuß- über Radverkehr und ÖPNV bis zum KfZ-Verkehr "wäre vielleicht eine Überlegung wert", sagte Baureferent Benjamin Schneider.
nicht nur ständig neue Strecken anzukündigen, sondern die vielleicht auch mal in Betrieb zu nehmen...
Bereits zu meinen Studienzeiten = vor ca. 30 Jahren wurde in WÜ auch von einem Fahrradachsen-System fabuliert - was bis heute fabriziert wurde, ist hingegen überschaubar bis weiterhin Wunschtraum.
Also: die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube (Zitat, Ende). So wird das aber nix mit der CO2-Einsparung!
b) nicht zu teure Fahrkartenpreise anbieten, doch die sollen ja kommendes Jahr schon wieder steigen.
Vielleicht wäre es tatsächlich verständlicher gewesen, wenn man von 10 Millionen mehr Tickets gesprochen hätte.
Zitat „ Rund zehn Millionen Menschen mehr als heute müssten bereits bis zum Jahr 2030 vom eigenen PKW auf den Busse um Straßenbahnen umsteigen, um die Ziele des Würzburger Klimaschutzkonzepts zu erreichen.
Sie meinen vermutlich 100 mal, sonst geht Ihre Rechnung nicht auf. 😀
Würzburg hat doch nur 130.000 Einwohner!
Das Verkehrschaos in der Stadt kommt durch die seit den 60er Jahren rund verzehnfachte(!) Anzahl von PKW in Stadt und Umland und die daraus resultierenden FZ-Bewegungen, nicht durch andere Maßnahmen.
PKW-Bestand Stadt+LKr. WÜ: 1960: 6.000+10.000, 2019: 64.000+106.000. Veränderung der Zahl der Pendler: 1961: ~27.000, 2021: ~ 58.000 (werktäglich). Veränderung Pendleranteil Umland-Stadt per ÖPNV: 1961: 55%, 2021: 5-10%.
Der Stadtring ("Mittlerer Ring") wurde für ~ 23-26.000 KFZ-Fahrten konzipiert. Heute sind es ~ 55.000 KFZ-Bewegungen. -- Wie soll das weitergehen?
Der Freistaat hat die seit Beginn der 70er Jahre versprochene "Verkehrsalternative" nicht umgesetzt, die Beteiligten vor Ort haben es schleifen lassen. Da liegt der Hund begraben.