Seit einigen Wochen sorgt im Würzburger Stadtteil Sanderau eine Konstruktion aus blauen Rohren für verwunderte Blicke. Die Rohre führen in einigen Metern Höhe über den Theodor-Heuss-Damm, etwa auf Höhe der Einmündung Stettiner-Straße, dann über die Mainwiesen und verschwinden anschließend im Main. Der Bereich, in dem die Rohre ins Wasser führen, ist mit Bauzäunen abgesperrt.
Was skurril aussieht, ist eine wichtige Maßnahme für ein nahegelegenes Bauprojekt. Der Anfang der Rohre liegt auf einem Grundstück zwischen der Friedrich-Spee- und der Königsberger Straße. Auf dem Gelände, auf dem einst das Seniorenheim des Bürgerspitals stand, entsteht jetzt die Wohnanlage "Lichtblick" - ein Hochhaus mit 16 Geschossen sowie drei fünfgeschossige Wohnblocks. Insgesamt 153 neue Wohnungen sollen hier geschaffen werden, mehr als ein Drittel davon als sozial geförderter Wohnraum. Investor ist die Freier Besitzgesellschaft aus Rottendorf.
Gereinigtes Wasser fließt durch blaue Rohre in den Main
Im Rahmen dieses Bauprojekts wird auf Teilbereichen des Geländes aktuell eine Maßnahme zur Bauwasserhaltung vorgenommen. Dabei wird oberflächennahes Grundwasser im Bereich der Baustelle entnommen, das Grundwasser damit temporär abgesenkt und die Baugrube für die Arbeiten trockengelegt. Dies sei unter anderem notwendig für das Verlegen der Fundamentplatten und den Bau der geplanten Tiefgarage, sagt Gregor Handreke, Geschäftsführer der Freier Besitzgesellschaft.
"Wenn Sie in der Erde graben und eine Fundamentplatte machen möchten, aber das Grundwasser steht an, dann müssen Sie das Grundwasser ein Stück absenken, um an dieser Stelle betonieren zu können", erklärt Handreke. Das aus dem Baustellenboden entnommene Wasser wird dann in eine Reinigungsanlage geleitet, bevor das gereinigte Wasser über die blauen Rohre in den Main gelangt. "Das ist wichtig", sagt der Investor, "man darf das Wasser nicht einfach so in den Main pumpen. Es wird regelmäßig kontrolliert und solange die Werte in Ordnung sind, darf es in den Main eingeleitet werden".
Noch mindestens ein Jahr wird die blaue Rohr-Konstruktion in der Sanderau erhalten bleiben, meint Handreke. Bedenken müssten Badende aber nicht haben. Für die Absenkung des Grundwassers waren im Vorfeld eine wasserrechtliche Erlaubnis der Stadt Würzburg sowie eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig. "Im Zweifel ist das eingeleitete Wasser sauberer als das, was schon im Main ist", sagt Gregor Handreke.