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Würzburg
Nachdem im CCW in Würzburg eine Ausstellung gegen Demokratiefeindlichkeit eröffnet wurde, musste die AfD an den Werken vorbei
Pia Beckmanns Verein "pics4peace" und die THWS zeigen Plakate, die sich mit demokratiefeindlichen Strömungen auseinandersetzen. Am selben Tag lud die AfD zum Filmabend.
Alice Weidel als Heilsbringerin? Mehrere der ausgestellten Plakate setzen sich kritisch mit der AfD auseinander.
Foto: Daniel Peter | Alice Weidel als Heilsbringerin? Mehrere der ausgestellten Plakate setzen sich kritisch mit der AfD auseinander.
Andreas Jungbauer
 und  Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 09.04.2025 02:38 Uhr

"Unsere letzte Hoffnung: Hitler" prangte auf einem Wahlplakat der NSDAP aus dem Jahr 1932. Seit Donnerstag hängt im Congress Centrum Würzburg (CCW) ein Plakat, das in Typografie und Farbauswahl an Wahlplakate aus der späten Weimarer Zeit erinnert. Es zeigt eine Schwarz-Weiß-Fotografie von AfD-Chefin Alice Weidel. Über Weidel ist das Zitat eines AfD-Fraktionsmitglieds nach Weidels Kür zur Kanzlerkandidatin gedruckt: "Sie ist die einzige, die dieses Land nochmal auf den richtigen Kurs bringen kann." Darunter steht die einordnende Mahnung von Design-Studentin Isabella Adelt: "Klingt vertraut".

Das Plakat ist Teil einer Ausstellung des Projekts "#endlichankommen" des Vereins "pics4peace" in Kooperation mit der Fakultät Gestaltung der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Ein Semester lang haben zwölf Studierende Medien verfolgt und aus ausgewählten Nachrichten unter der Leitung von Prof. Gertrud Nolte mehr als 100 Plakate erstellt, die von ihnen "identifizierte Missstände in Gesellschaft und Demokratie" aufdeckten, hieß es in der Einladung zur Eröffnung. 32 ausgewählte Exemplare sind nun bis 21. April im CCW zu sehen.

Unternehmen von Elon Musk im Fokus

Die Werke befassen sich mit dem Klimawandel, Frauenrechten, Angriffen auf Journalisten, die Macht von Algorithmen und sozialen Medien oder Donald Trump. Gleich mehrere setzen sich kritisch mit der AfD auseinander: So wird zum Beispiel auf einem Plakat das Logo von Elon Musks Kurznachrichtendienst "X", ehemals Twitter, mit dem Pfeil aus dem AfD-Logo kombiniert. Darunter steht "Treffpunkt der geistigen Leere".

Im Foyer des CCW hängen aktuell 32 Plakate, die sich mit Demokratiefeindlichkeit und Missständen auseinandersetzen.
Foto: Daniel Peter | Im Foyer des CCW hängen aktuell 32 Plakate, die sich mit Demokratiefeindlichkeit und Missständen auseinandersetzen.

Auch Tesla, ein anderes Unternehmen von Musk, der im Bundestagswahlkampf zur Wahl der AfD aufgerufen hatte, wird ins Visier genommen: Auf einem AfD-blauen Plakat wird "Tesla" zum Akronym: "Täuschung Extremismus Spaltung Lobbyismus Ausgrenzung".

Ausstellung zur rechten Zeit

Für die frühere Oberbürgermeisterin und "pics4peace"-Gründerin Pia Beckmann kommt die Ausstellung, die "Demokratie-gefährdenden Strömungen entgegenwirken und zum politischen Diskurs einladen" soll, "zum richtigen Zeitpunkt". Denn wenige Stunden nach der Ausstellungseröffnung stand am Donnerstagabend im CCW eine ganz andere Veranstaltung auf dem Programm: Die AfD-Landtagsfraktion hatte zu einer "Filmvorführung" geladen.

THWS-Professorin Gertrud Nolte (links) im Gespräch mit 'pics4peace'-Gründerin Pia Beckmann.
Foto: Daniel Peter | THWS-Professorin Gertrud Nolte (links) im Gespräch mit "pics4peace"-Gründerin Pia Beckmann.

Gezeigt wurde die impfkritische Corona-Dokumentation "Nur ein Piks". Kritiker sagen, der Film würde sich nicht an Fakten halten. Produzent und Regisseur Mario Nieswandt, der auch selbst in Würzburg dabei war, wird eine Nähe zu neurechten Kreisen nachgesagt. Bundesweit haben mehrere Kinos Vorstellungen platzen lassen, die AfD zeigt den Film seit Monaten in mehreren Städten.

Rund 100 Personen kamen am Abend zu der AfD-Veranstaltung ins CCW. Dass sie auf dem Weg in den Panoramasaal in der vierten Etage, wo der Film gezeigt wurde, durch die Ausstellung im Foyer mussten, spielte für die Besucher scheinbar keine große Rolle. Die meisten schenkten den Plakaten zumindest keine offenkundige Beachtung.

Rund 80 Demonstranten, etwa 100 AfD-Gäste

Vor dem CCW hatte sich eine Demonstration mit rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern formiert, die unter anderem "Nazis raus!" skandierten. Zwischendurch wurden sie von Regisseur Nieswandt per Handy gefilmt. Gleichzeitig hielten sich zunächst im CCW, nahe der Ausstellung, etwa 15 Vertreterinnen von "Omas gegen Rechts" auf.

Schon im Vorfeld der Veranstaltung kritisierte die Initiative, dass der Impf-Film "unbelegte Schockbilder von Menschen" zeige und gezielt "Misstrauen gegen die Wissenschaft" streue. Man sei "entsetzt, dass das CCW seine Räume für einen solchen Film mit wissenschaftlich widerlegten und rechtsextremen Positionen zur Verfügung stellt", schrieben sie in einer Pressemitteilung.

Zwar hatte die Stadt Würzburg schon früher erklärt, dass sie laut geltender Rechtsprechung das CCW als kommunale Einrichtung an Parteien vermieten muss. Dennoch übergaben die "Omas gegen Rechts" am Mittag am Rande der Ausstellungseröffnung die Mitteilung an Benedikt Stegmayer. Der Kulturreferent der Stadt Würzburg sprach in seiner Begrüßungsrede mit Blick auf den Filmabend der AfD von einer "Propagandaveranstaltung im CCW, gegen die man nichts machen kann".

Kulturreferent: "Antidemokratische Kräfte verbieten"

Auch sonst fand Stegmayer klare Worte. Deutschland sei "eines der wohlhabendsten Länder" mit "ausgeprägten Freiheitsrechten", da könne man erwarten, dass die Menschen "dankbar für die Errungenschaften der freiheitlichen Demokratie" seien. Doch stattdessen "leben wir in einer verrückten Welt", so Stegmayer.

Hochprivilegierte würden das System in den USA oder Deutschland, von dem sie einst profitiert hätten, "vehement und populistisch" bekämpfen, wissenschaftliche Erkenntnisse würden als "Meinungsdiktatur" geschmäht, sozialen Medien würde geglaubt, während kritischer Qualitätsjournalismus unter Beschuss gerate. Ohne die AfD zu nennen, sagte Stegmayer, "antidemokratische Kräfte müssen wir verbieten, da dürfen wir uns nicht zieren."

 
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  • Klaus Endres
    Soso.. Frau Pia Beckmann setzt sich für Demokratie und Minderheitenrechte ein! War sie es nicht, die als damalige OB den Schwulen und Lesben die Öffnung des Trausaals mit ihrer Stimme verweigert hat , als die Ehe für alle beschlossen wurde? Und so die Diskriminierung von Homosexuellen aktiv gefördert hat? Erst ihr Nachfolger als Oberbürgermeister, Herr Rosenthal, hat den Trausaal dann für ALLE Eheschließungen geöffnet! Und Frau Beckmann schämt sich nicht, jetzt von Demokratie, Teilhabe und Minderheitenrechten zu dozieren? Selbst wenn der Staatsanwalt jetzt eine Hausdurchsuchung starten will: Ich finde dieses Verhalten heuchlerisch und anbiedernd!
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  • Christiane Schmitt
    Was an den jetzigen Verhandlern für eine neue Koalition stark stört, ist, dass die neue Lage in der Welt eine geringe Rolle spielt, außer beim Wehretat. Und die Kriege weitertoben, für die massiv viel Geld ausgegeben wird. Ich hab auch keine Lösung, bin aber auch nicht gewählt. Herr Merz und Herr Söder verklagten die Ampel, dass diese 60 Milliarden nicht umwidmen konnten und kommen jetzt mit diesem Billionenpaket. Man fühlt sich schon versch...rt. Gerade Herr Söder will auf keinen Fall Steuererhöhungen für hohe Einkünfte. Steuermauscheleien im großen Stil zu bekämpfen, um Einnahmen zu vermehren, zieht er nie in Betracht. So soll Grünwald, bei Müchen, eine wahre Steueroase sein. Vor seiner Regierungstür! Die andre Seite löst das die Probleme angeblich, wenn viele Ausländer rausgeschmissen werden, ihnen weiter die Arbeit verweigert wird, wenn Behörden, wie in den USA aufgelöst, Sozialversicherungen minimiert, Pressefreiheit eingeschränkt werden, und weitere Schrecklichkeiten geschehen.
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  • Paul Schüpfer
    Eine kindlich-naive Bashing-Ausstellung war für viele AfD-Anhänger und Besucher des aufrüttelnden Film bestimmt schockierend. Die wählen jetzt alle was anderes.
    Den Film, der vieles zeigt, was in der Corona-Zeit falsch gelaufen ist, mit Hörensagen und in die rechte Ecke stellen zu diskreditieren ist wirklich armselig.
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  • Peter Lelowski
    Bin mal gespannt wann der erste dieser Anti-Corona-Maßnahmen-Freaks einen Eingangstest für einen Medizinberuf erklären kann.
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  • Martin Heberlein
    Die deutsche Regierung wird wohl kaum einen wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland hinbekommen, wenn Trump und AfD-Freund Musk die Weltwirtschaft mit ihren idiotischen Zöllen ruinieren.
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  • Steffen Cyran
    Haha, Sie wollen aber nicht ernsthaft das Totalversagen der Ampel (Merz startet nicht viel besser) mit Trump und Musk relativieren oder rechtfertigen?
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  • Dominik Temming
    Die Sache ist klar: Wenn der Wählerwille weiterhin ignoriert wird, wird es bei der nächsten Wahl eine ganz üble Überraschung geben. Also ganz einfach: Menschen ernst nehmen, sich auf den Willen der Mehrheit konzentrieren und dann klappt das auch.
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  • Alfred Neumann
    Wähler ernst nehmen -JA
    Antidemokratische Parteien akzeptieren - NEIN
    Wem die Demokratie nicht gefällt, braucht nur auszuwandern.
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  • Roland Rösch
    Was meinen sie wo auch wähler der AfD arbeiten ?wir brauchen Fachkräfte und die sollten kompensiert werden durch Flüchtlingen und Einwanderer und sie schlagen vor wer andere Meinung ist sollte doch das Land verlassen. Denken sie doch nach bevor sie schreiben.
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  • Robert Grünewald
    Lieber Herr Temming, insoweit Sie von einer Mehrheit sprechen, auf die man sich konzentrieren müsse, können Sie wohl kaum jene Partei meinen, die hier zu einem Filmabend eingeladen hat. Diese repräsentiert nicht die Mehrheit, keine Partei alleine kann das für sich in Anspruch nehmen.

    Was den Willen des Wahlvolkes anbelangt, so kann man auch hier nicht davon ausgehen, dass dieser ignoriert wird, denn in Bayern regiert die CSU und auf Bundesebene wird es eine unionsgeführte Regierung geben. Beides ist Ausdruck dessen, was in Wahlen von einer Mehrheit entschieden würde.
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  • Steffen Cyran
    Wenn Herr Temming von "Wählerwille" spricht, muß man nicht an die AfD denken.

    Sondern einfach alle möglichen Umfragen zu bestimmten Themen zur Kenntnis nehmen. Z.B. will eine große Mehrheit eine Verschärfung der Asylpolitik und eine Reduzierung des Bürgergelds. Beides hat die Ampel IGNORIERT, und bei Merz siehts (entgegen seiner Ankündigungen) im Moment auch nicht danach aus.
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  • Klaus B. Fiederling
    wenn die jetzige neue Regierung es nicht schafft, Aufschwung in unsere marode Wirtschaft zu bringen, dann haben wir in ein paar Jahren wieder eine Wirtschaftskrise weltweit. Die AFDler
    reiben sich jetzt schon die Hände und wittern an einem baldigen Regierungswechsel. Dann heist es am besten auswandern
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  • Walter Stöckl-Manger
    Vielleicht sollten Weidel und ihre tapferen Mitstreiter sich auch einmal zeitnah mit Mr. Kennedy, momentan 'Gesundheits'minister des failed state's USA, ins Benehmen setzen. Der gedenkt Masern mit Vitamin-A-Gaben zu bekämpfen statt zu impfen. Da gibt es gewiss große Schnittmengen.
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