Während auf dem Rübenhof der Ochsenfurter Zuckerfabrik die Aufräumarbeiten im Gange sind, rätseln die Brandermittler der Kriminalpolizei noch immer darüber, wie genau der Großbrand auf dem Werkgelände am Abend des 17. Juni entstanden ist.
Eine erste Entwarnung kann Südzucker-Vorstand Thomas Kirchberg den knapp 4000 fränkischen Rübenanbauern immer geben: Die Kampagne startet voraussichtlich plangemäß in der ersten Septemberhälfte, kündigte er bei der Generalversammlung des Verbands fränkischer Zuckerrübenbauer in Veitshöchheim an.
Tagelang Brandgeruch
Ein großer Teil der rund 2000 Strohballen, die auf dem Rübenhof als Lärmschutzwand aufgeschichtet waren, gingen in Flammen auf. Der Brandgeruch auf dem mehrere hundert Meter entfernten Hauptgelände der Fabrik war auch Tage danach noch so stark, dass die Verpackung von Sonderprodukten vorsorglich eingestellt wurde, so Kirchberg – aus Sorge, der Geruch könnte auf das Produkt übergehen. Auch die Lagersilos direkt neben dem Brandherd blieben vor Rauch verschont.
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Nachdem die Kriminalpolizei ihre ersten Ermittlungen vor Ort abgeschlossen hatte, konnte das Ausmaß des Schadens näher untersucht werden. Die Bandanlagen, über die die gelagerten Rüben in die Fabrik befördert werden, seien völlig zerstört, so Kirchberg.
Über die brennenden Gummibänder hatte sich das Feuer bis ins Rübenwaschhaus ausgebreitet, konnte dort aber keinen größeren Schaden mehr anrichten.
Der Stahlbau ist durch die Hitzeeinwirkung teilweise verformt und verzogen. Für einen vollständigen Ersatz fehlt die Zeit. Die Konstruktionen sollen deshalb zunächst nur statisch stabilisiert und mit neuen Förderbändern ausgestattet werden.
Ersatzteile lieferbar
„Nach Angaben der Hersteller können die erforderlichen Anlagenteile rechtzeitig geliefert werden“, so Kirchberg. Zum Glück seine die elektrischen Schaltanlagen von dem Brand verschont worden. „Aber es bleibt ein Provisorium, die Erneuerung der Anlage findet erst nach dieser Kampagne statt“, so Kirchberg weiter.
Komplett ausgebrannt und unbrauchbar ist der Erde-Trennturm, in dem über Siebbänder anhaftende Erde von den Rüben abgeschüttelt wird. Damit steigt der Reinigungsaufwand bei der anschließenden Rübenwäsche.
Kirchberg appelliert deshalb an die Bauern, in diesem Jahr besonders auf saubere Rüben zu achten. Um den Schlamm vom Waschwasser zu trennen, sollen zusätzliche Schlammpressen eingesetzt werden.
Einsatz von Stroh verteidigt
Den Einsatz von hochverdichteten Strohballen als Lärmschutzwand auf dem öffentlich nicht zugänglichen Gelände verteidigt Südzucker-Vorstand Thomas Kirchberg ausdrücklich.
Durch seine hervorragenden Absorptionseigenschaften habe die Strohwand nicht nur Betriebsgeräusche von der angrenzenden Wohnsiedlung fergehalten, sondern auch die Reflexion von Bahnlärm verringert.
„Eine absolut richtige Maßnahme, die von Fabrik, Stadt, Landratsamt, Brandschutzbehörde und Versicherung akzeptiert wurde“, so Kirchberg. Und weiter: „Wenn einer einen Brand legen will, dann legt er einen.“
In der Tat gehe man bei Südzucker inzwischen von Brandstiftung hat. Indiz dafür sei, dass es vermutlich an mehreren Stellen nahezu gleichzeitig zu brennen begonnen habe, so Kirchberg.
Polizei nennt keine Details
Die Kriminalpolizei will diese Darstellung zwar weder bestätigen noch dementierten. Gleichwohl halten die Ermittler Brandstiftung derzeit für die wahrscheinlichste Ursache, unabhängig davon, ob das Feuer vorsätzlich oder fahrlässig gelegt wurde.
„Die Kollegen haben viele Hinweise, denen sie derzeit nachgehen“, sagt Fabian Hench von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken. „Das sind viele kleine Puzzlestücke, die man einordnen muss. Mit schnellen Ergebnisse ist deshalb nicht zu rechnen, es sei denn ein Zeuge präsentiert uns tatsächlich einen Brandstifter.“
Zu weiteren Details will sich Hench nicht äußern. „Das ist möglicherweise Täterwissen, das wird vielleicht noch brauchen, um einen Verdächtigen zu überführen.“
Inzwischen hat die Südzucker AG eine Belohnung von 5000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung eines Täters führen. „Wir wollen dazu beitragen, dass die Ursache des Brandes so schnell wie möglich aufgeklärt wird“, sagt dazu Konzernsprecher Dominik Risser.
Um geschädigte Anwohner gekümmert
Das Unternehmen habe sich auch unmittelbar nach dem Ereignis um die Schäden und Verschmutzungen gekümmert, die Anwohnern durch die starke Rauchentwicklung entstanden sind. Statt der Strohwände sollen voraussichtlich noch bis Herbst Lärmschutzwände in klassischer Bauweise um den Rübenhof errichtet werden.
Wie hoch der Schaden für das Unternehmen ist, lasse sich gegenwärtig noch nicht beziffern, so Vorstand Kirchberg. „Natürlich sind wir gut versichert, aber es wird trotzdem eine erhebliche Selbstbeteiligung bei uns bleiben.“
130 Tage Kampagne
Die Nachricht, die die Rübenanbauer am meisten interessieren dürfte: Die Rübenkampagne kann voraussichtlich planmäßig in der ersten Septemberhälfte starten, sagt Thomas Kirchberg.
Die Wachstumsbedingungen für die Rüben seien gut. Angesichts einer auf knapp 26 000 Hektar ausgedehnten Anbaufläche in Franken rechnet Kirchberg mit einer Dauer der Verarbeitungskampagne von 130 Tagen. Das wäre dann bis Mitte Januar.