Es war eine lange Nacht für die über 300 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk, die bis zum frühen Sonntagmorgen gegen ein erneutes Aufflammen des Brandes auf dem Rübenhof der Ochsenfurter Zuckerfabrik kämpften. Rund 2000 Strohballen, die seit Jahren auf dem Gelände als Schallschutz dienten, waren gegen 17.30 Uhr aus noch ungeklärter Ursache in Brand geraten. Wenige Minuten später schon stand eine dichte Rauchsäule über dem Werksgelände und der angrenzenden Bärentalsiedlung.
Der Lärmschutzwall aus Stroh war ursprünglich als ein zeitlich begrenztes Provisorium errichtet worden. Um den Anlieferverkehr zu entzerren und die Lkw-Flotte möglichst klein halten zu können, war die Rübenanlieferung damals probeweise auf die Nachtstunden ausgedehnt worden. Nach zwei Jahren Probebetrieb wurde die Nachtanlieferung auf Dauer genehmigt.
Die provisorische Strohwand war mit flammhemmendem Material abgedeckt und stand mehrere hundert Meter entfernt von den eigentlichen Fabrikanlagen im umzäunten Gelände des Rübenhofs. Sie sollte nach Erteilen der Dauergenehmigung durch eine feste Lärmschutzwand ersetzt werden. Über einen entsprechenden Bauantrag hatte der Ochsenfurter Stadtrat schon vor Jahren beraten. Umgesetzt wurden die Pläne nicht.
Drei Monate bleiben nun Zeit, um die Förderanlagen bis zum Beginn der Rübenkampagne wieder in Gang zu setzen. Bis zu 40 000 Tonnen Rüben lagern während der Verarbeitung auf dem Rübenhof und werden mit den Förderanlagen dem Waschhaus und der Fabrik zugeführt. Auf das Waschhaus hatte das Feuer über ein Förderband übergegriffen. Nach einer ersten Einschätzung halte sich der Schaden dort aber in Grenzen, meinte Werkleiter Stefan Mondel noch am Abend am Schadensort, nachdem ihn die Nachricht von dem Brand auf der Heimreise aus dem Urlaub erreicht hatte.
Auch die Entladestation sei nur wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Unklar ist, wie hoch die Schäden an den Fördereinrichtungen auf dem Rübenhof selber sind. In einen rund 160 Meter langen Fördertunnel unter den Rübenhof konnten die Einsatzkräfte wegen der starken Hitzeentwicklung erst nach Stunden vordringen. Der Schaden trifft das Werk in einem Jahr ohne große Investitionspläne. „Eigentlich sollte es ein ruhiges Jahr werden“, so Werkleiter Mondel. Drei Monate Zeit bleiben nun, um die Förderanlagen auf dem Rübenhof zumindest provisorisch wieder in Gang zu bringen. Zumindest in diesem Punkt ist Stefan Mondel optimistisch. „Irgendwie werden wir auch das hinkriegen“, sagt er.
So ungefährlich ist das ganze Werk ja nicht. Bei unsachgemäßem Umgang mit Zucker und oder fehlenden entsprechenden Sicherheitseinrichtungen kann es leicht zu einer Staubexplosion kommen. Wenns dann knallt bleibt in Ochsenfurt und Frickenhausen kein Fenster heil.
Alle loben jetzt die Brandbekämpfung. Zu Recht. Häufig sind es aber die selben Leute die in den Fabriken den vorbeugenden Brandschutz verantworten. Davon kann ich aus eigener Erfahrung nur dringend abraten.
Ich bin neugierig, was die Konsequenzen aus dem Vorfall sein werden. Dass diese Wand aus Stroh besteht, wusste praktisch jeder, auch die Behörden. Und dass Stroh leicht brennt, auch. Bei einer solch breiten Wand mit so viel Oberfläche um so leichter. Es ist von Glück zu reden, dass es nicht so windig war, wie tags zuvor.