Nach einem schweren Unfall eines E-Scooter-Fahrers auf der Löwenbrücke in Würzburg vergangene Woche wurde in Leserkommentaren auf mainpost.de über das Gefahrenpotential der Gefährte diskutiert. Ein 27-Jähriger war auf der Löwenbrücke mit dem Vorderrad in eine Straßenbahnschiene geraten, woraufhin er auf die Straße geschleudert und mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. "Weg mit diesen extrem unfallträchtigen Undingern!", hieß es daraufhin unter der Meldung.
Die Redaktion hat Polizei und Würzburger Verkehrsamt um eine Einschätzung zum Gefahrenpotential gebeten. Laut Stefan Johannes, Leiter des Sachbereichs Verkehr der Polizeiinspektion Würzburg, gab es 2021 (Stand 5. 10.) 163 polizeiliche Anzeigen im Zusammenhang mit E-Scootern im Stadtgebiet.
Darunter sind 140 Strafanzeigen und Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten, davon 56 Fälle von Trunkenheit am Steuer. Die Betroffenen seien teilweise stark alkoholisiert gewesen. In 64 Fällen habe es Anzeigen gegeben, weil keine gültige Fahrzeugversicherung vorgelegen habe.
Zehn von elf Scooter-Unfällen in Würzburg von den Fahrern verursacht
Elf Unfälle mit E-Scooter-Beteiligung seien der Polizei bekannt, in zehn Fällen seien Scooter-Fahrer die Verursacher gewesen. "Neun der zehn Unfälle hatten die Fahrer der E-Scooter alleinbeteiligt, wie zuletzt auf der Ludwigsbrücke, ohne sonstige Verkehrsbeteiligung verursacht."
Bei den Unfällen mit E-Scootern habe es zehn leicht verletzte und zwei schwerverletzte Personen gegeben. "Aus polizeilicher Sicht ist die Verletzungsgefahr für einen Führer eines E-Scooters gegenüber einem Radfahrenden bei einem Unfall in etwa auf gleichem Niveau", so Johannes weiter. Jedoch würden Radfahrende häufiger Helm tragen – eine Pflicht dazu besteht weder bei Fahrrädern noch bei E-Scootern.
Stadt Würzburg: Kooperation mit Anbietern läuft okay
Seit 2020 gibt es öffentlich verfügbare E-Scooter in Würzburg. Die Redaktion hat bei der Stadtverwaltung erfragt, welche Auswirkungen dies auf den Würzburger Verkehr hat. Dazu Sprecher Georg Wagenbrenner: "In den ersten Wochen des Leihbetriebs traten vermehrt Ordnungswidrigkeiten durch falsch abgestellte Roller oder Fahren in Verbotszonen auf. Die Anbieter haben hier jedoch schnell reagiert. Nach dieser Anfangsphase sind durch E-Scooter verursachte Probleme und Konflikte stark zurück gegangen und haben sich auf einem sehr niedrigen Niveau eingependelt."
Die Zusammenarbeit mit den Anbietern gestalte sich weitgehend zufriedenstellend, so Wagenbrenner weiter. Zwar gebe es gelegentlich unsachgemäßen Umgang mit den Gefährten, etwa beim Abstellen. Hier seien die Anbieter jedoch bemüht, Abhilfe zu schaffen. Auch Vandalismus im Zusammenhang mit den Scootern halte sich Grenzen. Dass die Gefährte etwa durch Dritte in Gebüsche oder an den Straßenrand geworfen würden, käme sehr selten vor.
Aus anderen Städten mit Zugang zu Gewässern gibt es immer wieder Berichte von dort hinein geschmissenen E-Rollern. Dazu die Stadt: "Der Stadt Würzburg sind bisher keine Fälle von in Gewässer geworfenen E-Scootern bekannt. Gemäß der Selbstverpflichtungserklärung haben die in Würzburg aktiven Anbieter um alle Gewässer eine Sperrzone von 100 Metern eingerichtet. Dort werden vom Anbieter keine Scooter abgestellt und Nutzer können den Ausleihvorgang in diesen Bereichen nicht beenden."
Scooter-Firmen: Bitte unbedingt Helm tragen!
Auch die Scooter-Anbieter "Zeus" und "Bird" haben sich auf Anfrage zum Gefahrenpotential der E-Scooter geäußert. Dazu ein "Zeus"-Sprecher: "Scooter sind Fahrrädern sehr ähnlich und es liegt in der Verantwortlichkeit der Fahrer, sich an die Regeln im Straßenverkehr zu halten." Zudem empfehle man ausdrücklich das Tragen eines Helms.
Eine "Bird"-Sprecherin äußert sich wie folgt: "Vor der ersten Fahrt müssen alle Nutzer*innen ein Tutorial mit den folgenden Inhalten durchlaufen: Einweisung in die Handhabung des Fahrzeugs, sicheres und geordnetes Fahren und Parken, lokale Regeln der Stadt. Die Scooter können erst genutzt werden, wenn das Tutorial absolviert wurde." Und: "Am Rahmen der E-Scooter bringen wir deutlich sichtbar Sicherheitshinweise an. Dazu zählt etwa 'Trage immer einen Helm'."
Auslöser ist ein Unfall auf der löwenbrucke, einer extrem gefährlichen Stelle ohne Radweg. Solche Unfälle passieren auch Radfahrern, da Radler hier auf der Straße mit Straßenbahngleisen fahren müssen.
Logisch wäre, jetzt zu fordern, schnellstmöglich die Radwege an der löwenbrücke umzusetzen, wie von der Stadt geplant. Um hier sichere Verkehrssituationen zu schaffen und solche Unfälle zu vermeiden.
Nicht logisch ist es, jetzt die undifferenzierten Kommentare unter dem Artikel ("Weg damit!") zum Anlass fur eine Berichterstattung zu nehmen und eine vermeintliche Schuld bei den Fahrern der Scooter selbst zu suchen.
Liegt das am Alter oder warum sind Sie so unhöflich ("hä?") ???
Ich betrachte diesen fragwürdigen Elektroschrott als Sinnbild einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Verkehrspolitik.
Dem kann ich nicht zustimmen. Zwar sind die Verleihscooter nicht so gefährlich wie die Dinger mit nur zwei Rädern, aber das Risiko eines Sturzes ist schon durch die extrem kleinen Räder relativ groß. Wenn dann noch ein nur zweirädriger Roller mit dem Vorderrad in einem kleinen Spalt hängen bleibt (kann mit dem Fahrrad längst nicht so schnell passieren) dann gibt es einen grandiosen Abflug über den Lanker,. sozusagen katapultgleich.
Wer kürzlich mal in einer deutschen Großstadt war, sollte sich glücklich schätzen, dass es noch sehr wenige dieser Dinger bisher in Würzburg gibt: Verschandeln das Stadtbild, bilden Hindernisse auf sämtlichen Fußwegen und gefahren werden sie in 50% der Fälle auch nicht regelkonform. Soll noch einer was über die Radfahrer sagen...
Eine Warnweste kann ich an so einem Roller sicher noch irgendwo reinquetschen, gute Idee allerdings.
Mit einem Fahrrad-Helm, der auch was taugt, schauts da schon ganz anders aus. Fällt der einmal zu Boden ist er eigentlich schon fast nicht mehr sicher.
Die Löwenbrücke ist ein sehr gutes Beispiel. Gibt es vor der Löwenbrücke in der Max Mohr Straße sogar noch extra eine Radfahrer Ampel, endet dieser Radweg 20 m weiter auf der Autofahrbahn der Brücke.
Die Brücke mit dem Rad zu überqueren ist schon für Erwachsene lebensgefährlich, da möchte man keine Kinder mit dem Rad fahren lassen. Auf der anderen Seite der Brücke sieht es auch nicht besser aus.
Solange solche Verhältnisse für Radfahrer und damit auch für E Scooter Fahrer existieren, brauchen wir keine jetzt Sicherheitsdiskussion führen. Im Zweifelsfall ist nicht das Gerät unsicher, sondern der Fahrer. Und auch hier unterscheidet sich ein EScooter nicht von anderen Fahrzeugen, wie eben Autos.
Übrigens: Neulich hat es wieder Tote mit PKW gegeben. Wie sicher sind die beliebten Blechkisten bei uns??
Und diese gegenseitigen Schuldzuweisungen sich auch lächerlich , weil es einfach
immer uneinsichtige Verkehrsteilnehmer geben wird. Klare Regeln und und keine
" man kann , man sollte " sind da immer von Vorteil !
Solange solche Risiken billigend in Kauf genommen werden müssen, brauche ich nicht über Warnwesten oder Helme zu diskutieren. Oder sieht die überfahrene Leiche des Fahrerfahrers mit Helm und Warnweste besser aus?