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Würzburg
Nach Mordversuch bei Feuerwehrfest: Prozess beginnt
Ein 71-Jähriger soll einem Nachbarn in den Rücken geschossen, seine Zelle angezündet und neun Menschen verletzt haben. Bricht er auf der Anklagebank sein Schweigen?
Absperrung am Tatort: Beim Feuerwehrfest in Euerhausen war dem Opfer im vergangenen Sommer in den Rücken geschossen worden.
Foto: Gerhard Meißner | Absperrung am Tatort: Beim Feuerwehrfest in Euerhausen war dem Opfer im vergangenen Sommer in den Rücken geschossen worden.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:29 Uhr

Um einen heimtückischen Mordversuch im Streit unter Nachbarn geht es ab heute in einem Prozess vor dem Landgericht Würzburg. Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen legt dem 71-jährigen Angeklagten aus dem Landkreis Würzburg zur Last: Der habe sich beim Feuerwehrfest in Euerhausen bei Giebelstadt heimlich hinter seinen Nachbarn geschlichen. Dann habe er mit einer Pistole vom Kaliber 7,65 Millimeter dem Opfer in den Rücken geschossen.

Opfer seit dem Schuß querschnittgelähmt

Der Nachbar kam nur knapp mit dem Leben davon. Er ist seit dem Schuss querschnittgelähmt. Der Tatverdächtige floh unter Drohungen gegenüber Zeugen, auch auf sie zu schießen, vom Festplatz. Er wurde am gleichen Nachmittag in seinem Haus festgenommen. Die Pistole, für die er eine waffenrechtliche Genehmigung hatte, ist verschwunden. Er hatte keine Erlaubnis, Munition zu besitzen.

In Untersuchungshaft soll der Angeklagte dann seine Zelle angezündet haben. Der 71-Jährige schrammte selbst mit lebensgefährlichen Verletzungen haarscharf am Tod vorbei. Neun Menschen sind bei dem Brand im Oktober 2018 im Untersuchungstrakt der JVA verletzt worden. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft auch Anklage wegen Brandstiftung in einem besonders schweren Fall und neun Fällen von gefährlicher Körperverletzung erhoben. Ob sie mit dem jetzt zu verhandelnden Fall verbunden wird, ist noch nicht bekannt.

Vorher Frau des Opfers auf offener Straße gewürgt

Unklar ist noch, wie es mit dem dritten Fall weitergeht, der möglicherweise Auslöser der beiden gerade genannten gewesen sein soll. Der Streit mit der Familie seines 55-jährigen Nachbarn schwelt schon lange - und hätte den 71-Jährigen um ein Haar bereits 2016 ins Gefängnis gebracht. Zuvor soll er die Ehefrau seines jetzigen Opfers grundlos auf der Straße angegriffen und bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt haben. Angeklagt wurde er damals am Amtsgericht Würzburg wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Bedrohung.

Allerdings wurde das damalige Urteil - acht Monate Haft ohne Bewährung - nicht rechtskräftig. Der Fall ging in Berufung - und zog sich zwei Jahre hin. Der Grund dafür: Einem Gutachter, der die geistige Verfassung des Angeklagten aufgrund seines aggressiven Verhaltens prüfen sollte, soll sich der Verdächtige immer wieder entzogen haben.

Wollte er mit dem Schuss dem Prozess zuvorkommen?

Im Juli 2018 sollte der Würge-Fall erneut verhandelt werden - diesmal vor dem Landgericht. Ob er vier Wochen davor mit seiner Attacke auf den Ehemann dem bevorstehenden Prozess zuvorkommen wollte? Darüber schweigt er bisher. "Für meinen Mandanten gilt bis jetzt die Unschuldsvermutung," macht Verteidiger Hanjo Schrepfer deutlich.

Der Prozess wegen versuchten Mordes hat an diesem Montag um 9 Uhr am Landgericht Würzburg begonnen.

 
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