
Es war eine Geschichte, die bei vielen Lesern Mitleid erregt hat. Eine Geschichte über den Eingriff in die tiefste Privatsphäre. Eine Geschichte, die noch heute Albträume bei der Betroffenen auslöst. Als die koreanische Studentin Yuna Seo (Name von der Redaktion geändert) nach drei Monaten endlich wieder nach Deutschland einreisen kann, bemerkt sie, dass offenbar jemand Fremdes in ihrer Wohnung gewesen sein muss. Ihre Vermieterin, Astrid F. (Name von der Redaktion geändert), eine angesehene Würzburger Immobilienbesitzerin, hatte den Corona-Lockdown offenbar dazu genutzt, um die Zweizimmerwohnung doppelt zu vermieten und versucht, die Sache zu vertuschen. Wie geht es der Studentin heute?
Umzugskosten musste Seo zunächst alleine tragen
Yuna Seo sitzt in ihrer neuen Wohnung. Sie ist glücklich, dass sie so schnell eine neue Bleibe gefunden hat. Für den Umzug hat sie extra ein Unternehmen engagiert, zahlen musste sie dafür jedoch vorerst selber. Ihre Vermieterin, deren Verhalten für Seo der Grund ist, so schnell aus ihrer Wohnung in der Grombühler Schiestlstraße ausziehen zu wollen, habe zunächst keine Zahlung angeboten, sondern um Fristverlängerung gebeten, wie Seos Anwalt Chan-jo Jun gegenüber dieser Redaktion mitteilt. Es sind diese Momente des Rückschlags, die die junge Frau noch heute zum Weinen bringen. Nach wie vor gibt es keine Einigung zwischen ihr und ihrer ehemaligen Vermieterin.
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"Es war so schrecklich und beängstigend. Ich wollte unbedingt einen Arzt aufsuchen, konnte aber nicht nach draußen gehen. Ich konnte nicht richtig essen und erschrak bei jedem kleinen Geräusch", beschreibt die Studentin die restliche Zeit in ihrer alten Wohnung. Eine vom Staat angewiesene Quarantäne zwang sie, nach ihrer Rückkehr aus Korea, zwei Wochen in der Wohnung zu verbringen, in der ohne ihr Wissen eine fremde Person hauste. So fand sie beim Betreten ihrer Wohnung neben einer benutzten, fremden Zahnbürste auch Nahrungsergänzungsmittel für Bodybuilder oder Reste von Lebensmitteln im Abfalleimer. Einige ihrer Sachen hätten gefehlt, einige hätten Brandflecken oder Verschmutzungen gehabt. Ihre Vermieterin habe vorerst versucht, die Sache zu vertuschen.
Anwalt: Vermieterin bereut Fehler
Frau F. persönlich wollte sich immer noch nicht zu dem Fall äußern. Dafür lässt sie über ihren Anwalt Peter Mökesch ausrichten: "Unsere Mandantin hat ihren Fehler eingesehen und bereut diesen zutiefst." Dass Seo zunächst die Umzugskosten alleine tragen musste, erklärt Mökesch, da die Gegenseite "völlig absurde Vorstellungen hatte und die Geschichte maximal aufpumpen wollte, um ein fünfstelliges Schmerzensgeld zu generieren. Das wäre vielleicht in Amerika möglich, aber nicht in Europa und schon gar nicht in Deutschland." Mökesch habe bereits deutlich gemacht, dass sie mit einer außerordentlichen Kündigung einverstanden sind, dass seine Mandantin die Rechtsanwalts- sowie die Umzugskosten übernehmen wird und, "dass wir ein stattliches Schmerzensgeld anbieten."
Er möchte jedoch deutlich machen, dass der fremde Mann nicht "monatelang in ihrer Wohnung gehaust hat", wie es seiner Meinung nach die gegnerische Seite rüberbringen möchte. "Unsere Mandantin wurde von der Nachbarschaft in die Wohnung gerufen, da von dort ein unangenehmer Geruch in den Hausflur zog. Sie ist reingegangen, um zu schauen, was los sei und hat festgestellt, dass der Strom ausgeschaltet war und deshalb die Lebensmittel im Kühlschrank verschimmelt waren", erzählt er.
Hierbei habe F. gesehen, dass das eine Zimmer der ehemaligen WG leer stand. Zuvor habe ein ehemaliger Mieter gefragt, ob bei Frau F. eine Wohnung frei sei, da er sich in seiner momentanen Bleibe nicht wohl fühle. "Nur deshalb, um diesem Mann eine Überbrückungszeit zu gewähren, bis er in seine neue Wohnung ziehen konnte, bat sie ihm an, dort für zweieinhalb Wochen einzuziehen", erklärt Mökesch. "Aber das hätte sie nicht machen dürfen, das steht außer Frage."
Dank des Zeitungsberichtes Wohnung gefunden
In der Quarantäne jedenfalls erlebte Seo, so sagt sie, dann mit die schlimmste Zeit ihres Lebens. Selbst das Umherlaufen durch die Wohnung versuchte sie aus Angst zu vermeiden. "Um die Zeit in der Küche zu verkürzen, habe ich meistens wenig und Fertiggerichte gegessen. Ich wollte meine Freunde sehen, weil ich ihre herzliche Unterstützung brauchte, aber auch das ging nicht."
Während dieser Zeit schrieb Seo viele E-Mails, um Besichtigungstermine für eine potenzielle neue Wohnung zu vereinbaren. "Ich war so verzweifelt, doch viele Vermieter antworteten mir nicht einmal", erinnert sie sich. Doch dann traf sie auf ihre jetzige Vermieterin. Seos Glück: Die Frau hatte den Artikel über sie in der Zeitung gelesen und wusste so von der prekären Situation der Studentin. "Als ich die neue Wohnung sah, gefiel sie mir sehr gut, weil mir das Zimmer ein sicheres und gemütliches Gefühl gab. Mein neues Zimmer ist genau wie das alte Zimmer, es ist nur spiegelgleich. Ich wusste, dass dies für mich hilfreich sein wird, um schnell ein Gefühl der Stabilität zu finden", so Seo.
Weitere verschwundene Gegenstände seien der Studentin aufgefallen, informiert Anwalt Jun, so dass der Schaden inzwischen über 400 Euro betrage. So fehlen unter anderem Kosmetika, Dekoartikel und Putzmittel. "Wir beabsichtigen die Erweiterung der Strafanzeige auf vollendeten Diebstahl in besonders schwerem Fall, da eine Notlage ausgenutzt wurde", berichtet Jun. Bislang wurde gegen F. Anzeige unter anderem wegen Hausfriedensbruchs, Diebstahls, Strafvereitelung und Sachbeschädigung gestellt.
In therapeutischer Behandlung
Mietminderung und Schmerzensgeld möchte Jun für seine Mandantin geltend machen. Und wie Mökesch betont, stehen die beiden Parteien kurz vor einem Ausgleich. Das mag vielleicht ein kleiner Schritt in Richtung Besserung sein, doch die Erlebnisse und die Zeit der Quarantäne in einer Wohnung, die sich für Seo mehr angefühlt hat wie ein Gefängnis als das Zuhause, nagen noch immer an der Studentin. Sie befindet sich in therapeutischer Behandlung bei der Hochschulambulanz der Uni Würzburg. "Ich bin krank, kann mich aber nicht ausruhen, weil ich noch auspacke und viel für die Universität zu tun habe", erzählt Seo. "Aber ich denke, es ist ein gutes Zeichen, krank zu sein, weil es bedeutet, dass meine Spannung abnimmt. Wenn man unter extremem Stress steht, lassen Gehirn und Körper nicht zu, krank zu werden."
Für die nahe Zukunft wünscht sie sich nur noch eines: "Ich möchte wieder glücklich sein und mich so ohne Zwischenfälle und Hindernisse auf mein Studium konzentrieren können."
Es wird in diesem Artikel gar nicht bestritten, dass Kriege schlimm sind. Aber Frau Scheders Aufgabe hier ist auch nicht eine Doktorarbeit um Traumata zu verfassen, sondern nach dem Sachverhalt über den Ausgang und die Gefühle der Person zu sprechen.
Wenn man selbst nicht betroffen ist, kann man g´scheit daherreden.