Drei Tage nach dem Messerangriff in der Würzburger Innenstadt war der Gesundheitszustand der Opfer unverändert. "Die Schwerverletzten sind weiter im Krankenhaus in Behandlung", sagte Polizeisprecher Philipp Hümmer am Montag. Alle seien zwar außer Lebensgefahr, müssten aber noch stationär versorgt werden. Bei der Messerattacke am Freitagabend am Würzburger Barbarossaplatz waren drei Frauen getötet worden. Der Täter, ein 24-jähriger Mann aus Somalia, hatte zudem sieben weitere Menschen verletzt, fünf davon schwer.
Bei den Schwerverletzten handelt es sich um drei Frauen im Alter von 39, 52 und 73 Jahren. Außerdem wurden ein elfjähriges Mädchen und ein 16-jähriger Jugendlicher schwer verletzt. "Keiner ist mehr in akuter Lebensgefahr", so Hümmer. Die beiden Leichtverletzten – eine 26-jährige Frau und ein 57-jähriger Mann – hatten das Krankenhaus bereits am Wochenende verlassen können.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte am Montag im Gespräch mit dieser Redaktion an, den mutigen Bürgern, die sich dem Täter am Freitag entgegenstellten, die Bayerische Rettungsmedaille zu verleihen. Sie hätten ein "Höchstmaß an Zivilcourage" gezeigt. Mit der Medaille zeichnet der Freistaat Menschen aus, die unter Einsatz des eigenen Lebens andere aus Lebensgefahr gerettet haben.
Bescheidener Lebensretter
Einer, der mit der Auszeichnung rechnen kann, ist Chia Rabiei. Während eines Spaziergangs in der Innenstadt war er am Freitag am Barbarossaplatz auf den Angreifer aufmerksam geworden. Mit bloßen Händen gelang es ihm, den 24-Jährigen abzudrängen. Dass er jetzt in vielen Medien als Held gefeiert wird, ist Rabiei nicht recht. "Ich darf hier leben, ich bekomme Geld und habe eine Wohnung. Ich bin froh, dass ich jetzt etwas zurückgeben kann", sagt der 42-jährige Kurde aus dem Iran bescheiden.
Im Interview warnte Markus Söder davor, die Bluttat von Würzburg politisch zu instrumentalisieren. "Es ist schäbig, wie AfD und rechtsradikale Gruppen einmal mehr versuchen, alle Migranten unter Generalverdacht zu stellen." Gut und Böse habe nichts mit Nationalität oder mit Religion zu tun. Äußerungen seines Stellvertreters Hubert Aiwanger (Freie Wähler), die Terrorgefahr durch Flüchtlinge sei zu lange ignoriert worden, nannte der Ministerpräsident am Montag "Unsinn".
Die Hintergründe der Tat müssten "lückenlos" aufgeklärt werden - auch die Frage, "ob der Täter in islamistischen Netzwerken integriert war". Dabei müsse man aber besonnen vorgehen. Söder kündigte an, zu prüfen, wie sich die psychosozialen Angebote für traumatisierte Flüchtlinge in Bayern ausbauen lassen und die Zusammenarbeit von Polizei, Gesundheitsämtern und Beratungsstellen verbessert werden kann.
In Berlin zeigte sich der Regierungssprecher Steffen Seifert am Montag entsetzt über den tödlichen Messerangriff von Würzburg. "Es ist eine Tat von nicht zu begreifender Brutalität und Bösartigkeit." Die Anteilnahme gelte den Opfern, ihren Familien und den Augenzeugen. "Die Bundeskanzlerin und die gesamte Bundesregierung hoffen, dass die Verletzungen heilen, dass die Betroffenen wieder gesund werden können an Körper und an Seele und dass sie für diesen Weg Begleitung und Unterstützung finden", sagte Seibert.
Ermittler prüfen möglichen islamistischen Hintergrund der Tat
Warum der Migrant, der zuletzt in Würzburg in einer Obdachlosenunterkunft lebte, die Menschen attackierte, ist weiter unklar. Der 24-Jährige war in der Vergangenheit mehrfach psychisch auffällig. Die Ermittler prüfen auch weiter, ob es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte. Auch Regierungssprecher Seibert verwies auf "Hinweise auf islamistische Hasspropaganda" in der Unterkunft des Täters.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte am Montag im ZDF, um genaue Angaben zu den Hintergründen der Tat zu machen, müsse man die weiteren Ermittlungen abwarten, vor allem auch die Auswertung zweier Handys: "Ich denke, in einigen Tagen werden wir mehr darüber wissen."
In der Würzburger Innenstadt haben sich derweil die Blumen und Kerzen, die Passanten am Barbarossaplatz abgelegt haben, zu einem Meer verwandelt. Auch drei Tage nach der Messerattacke zog es Menschen an den Tatort, um einen kurzen Moment innezuhalten, an die Verstorbenen zu denken oder für sie zu beten.
Auffallend ist die starke Polizeipräsenz in der Stadt. Man wolle in der momentanen Situation für die Bevölkerung ansprechbar sein, heißt es in einem aktuellen Facebook-Post der unterfränkischen Polizei. Man werde daher auch in den kommenden Tagen mit einer Vielzahl von Unterstützungskräften in der Innenstadt unterwegs sein. "Scheut euch nicht, unsere Einsatzkräfte vor Ort anzusprechen", endet der Aufruf, "in dieser Situation gilt es zusammenzustehen".
Mitarbeit: sp, ssc, tf, mas, dpa