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Würzburg
Nach dem Messerangriff: Söder nennt Aiwanger-Äußerung "Unsinn"
Das Wochenende stand im Zeichen der Trauer, jetzt geht es um die Aufklärung der Hintergründe der tödlichen Messerattacke. Im Interview mahnt Markus Söder dabei zu Besonnenheit.
Markus Söder beim Gedenkgottesdienst für die Opfer der Messerattacke in Würzburg. Im Interview mahnt der Ministerpräsident zu Besonnenheit bei der Aufklärung der Tatumstände.
Foto: Silvia Gralla | Markus Söder beim Gedenkgottesdienst für die Opfer der Messerattacke in Würzburg. Im Interview mahnt der Ministerpräsident zu Besonnenheit bei der Aufklärung der Tatumstände.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:54 Uhr

Bei aller Professionalität, die man vom bayerischen Ministerpräsidenten erwarten darf: Markus Söder wirkt an diesem Montagmorgen immer noch angefasst, als er im Telefoninterview über den Messerangriff von Würzburg spricht - vor allem, als er  seine Begegnung mit Angehörigen der Todesopfer schildert. Im Gespräch fordert der Ministerpräsident, die Hintergründe der Tat lückenlos aufzuklären und dabei auch mögliche Versäumnisse zu benennen. Gleichzeitig mahnt Söder zu Besonnenheit - und er warnt einmal mehr davor, die  schreckliche Tat politisch zu instrumentalisieren.

Frage: Herr Söder, wie haben Sie von dem Messerangriff in Würzburg erfahren? 

Markus Söder: Ich wurde von Innenminister Joachim Herrmann informiert – und war geschockt. Gerade zu einem Zeitpunkt, an dem sich Bayern wieder entspannt und die Lebensfreude nach den harten Corona-Monaten etwas zurückkehrt, war das eine furchtbare Nachricht: ein Stich ins Herz, nicht nur von Würzburg, sondern von ganz Bayern.

Haben Sie Angehörige der Opfer am Sonntag sprechen können?

Söder: Ich habe mit Angehörigen und Augenzeugen reden können. Das gehört zu den schwersten Aufgaben, die man als Ministerpräsident haben kann. Da gibt es nichts zu erklären, da kann man nur zuhören. Ich habe eine weinende Frau getröstet, weil es mir so unendlich leid tut. Das habe ich den Angehörigen auch gesagt.

Bei aller Trauer beginnt jetzt die politische Diskussion. Im Mittelpunkt steht die Frage: Hätte eine solche Tat verhindert werden können?

Söder: Man muss jetzt die Umstände aufarbeiten, bis ins kleinste Detail. Nichts darf außer Acht gelassen oder verschwiegen werden. Falls nötig, muss man auch Konsequenzen ziehen. Aber für mich ist auch klar: Wir dürfen die schlimme Tat nicht politisch instrumentalisieren. Es ist schäbig, wie AfD und rechtsradikale Gruppen einmal mehr versuchen, alle Migranten unter Generalverdacht zu stellen. Gut und Böse hat nichts mit Nationalität oder mit Religion zu tun. Ich empfand es in dieser so bedrückenden Situation als leichten Lichtstrahl, dass zwar der Täter einen Migrationshintergrund hat, aber dass auch Menschen mit Migrationshintergrund andere vor dem Tod gerettet haben. Alle Versuche, die notwendige Aufklärung mit Hass und Hetze zu verbinden, werden wir nicht zulassen.

"Alle Versuche, die notwendige Aufklärung mit Hass und Hetze zu verbinden, werden wir nicht zulassen."
Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident
Ihr eigener Vize, Hubert Aiwanger von den Freien Wählern, hat am Sonntag gesagt, die Terrorgefahr durch Flüchtlinge sei zu lange ignoriert worden. Fühlen Sie sich da angesprochen?

Söder: Das ist Unsinn. Jeder, der aus der Tat politisches Kapital zu schlagen versucht, wird Schiffbruch erleiden.

Was muss nun passieren?

Söder: Wir müssen die Hintergründe der Tat lückenlos aufklären, auch, ob der Täter in islamistischen Netzwerken integriert war. Die Wahrheit ist aber auch, dass wir in Deutschland gerade bei Terrorabwehr und Sicherheit enorm vorangekommen sind. Bayern ist heute so sicher wie nie – auch wenn so eine Feststellung den Opfer-Familien jetzt natürlich wenig Trost spendet. Man kann Verbrechen nie ganz verhindern, aber das Sicherheitsniveau insgesamt heben. Würzburg gehört zu den sichersten und schönsten Städten in Deutschland und damit auch der Welt.

Am Tatort Barbarossaplatz legte Markus Söder am Sonntag einen Kranz nieder.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Am Tatort Barbarossaplatz legte Markus Söder am Sonntag einen Kranz nieder.
Trotzdem, der Täter ist mehrfach auffällig gewesen. Nachdem er im Januar schon einmal mit einem Messer hantiert hat, steht ein Gutachten über seinen psychischen Zustand bis heute aus. Hätte ihn dieses Gutachten als "tickende Zeitbombe" ausgewiesen, wäre der Anschlag möglicherweise verhindert worden.

Söder: Das scheint eine der entscheidenden Fragen zu sein. Wie ist der Täter in der Vergangenheit aufgefallen? Hat es Hinweise auf seine Gewalttätigkeit gegeben? Wie ist der Mann betreut worden und hat man sich genügend um ihn gekümmert? Das alles muss geklärt werden und braucht umfangreiche Ermittlungen, aber eben auch entsprechend Zeit.

Braucht es mehr Tempo bei der psychiatrischen Begutachtung kranker oder auch traumatisierter Menschen?

Söder: Ich verstehe die Wut vieler Menschen, den Schmerz und die Fassungslosigkeit. Aber wir sollten uns vor schnellen Urteilen hüten. Ich rate dazu, besonnen an die Ermittlungen ranzugehen. Besonnen heißt nicht, etwas zu vertagen und zu verschieben. Besonnen heißt, zunächst mal alle Umstände zu klären und dann entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

Sebastian Fiedler, der Vorsitzende des Bundes deutscher Kriminalbeamter, hat einen Ausbau der psychiatrischen Behandlungskapazitäten in Deutschland gefordert. Sind Sie bei ihm?

Söder: Es ist sicher sinnvoll, darüber zu reden. Wir müssen schauen, wo wir solche Angebote, die es in Bayern überall gibt, noch verstärken können.

Bräuchte es mehr gezielte Angebote für Flüchtlinge?

Söder: Wir haben die psychosoziale Beratung von Flüchtlingen ausgebaut. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass viele Menschen, die aus Bürgerkriegsregionen zu uns kommen, stark traumatisiert sind. Die Wunden sitzen tiefer, als wir glauben. Eine Rechtfertigung für solche mörderischen Taten ist das aber nicht. Für so etwas gibt es keine Entschuldigung.

"Wichtig ist mir, dass wir die Betreuungskette auf Schwachstellen überprüfen und diese abstellen."
Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident
Nordrhein-Westfalen erprobt gerade eine bessere Zusammenarbeit zwischen Gesundheits- und Sicherheitsprojekten, um potenzielle Gewalttäter frühzeitig zu erkennen. Sehen Sie da auch Handlungsbedarf in Bayern?

Söder: Wir müssen alle vorhandenen Strukturen auf den Prüfstand stellen und überlegen, wie wir noch schneller und effizienter zusammenarbeiten können. Wir müssen prüfen, wie wir die psychosozialen Angebote ausbauen und die Zusammenarbeit von Polizei, Gesundheitsämtern und Beratungsstellen verbessern können.

Steht da der Datenschutz im Weg?

Söder: Wir müssen vielleicht auch über Datenschutz reden. Wichtig ist mir, dass wir die gesamte Betreuungskette auf Schwachstellen überprüfen und diese abstellen.

Schließlich melden sich jetzt lautstark diejenigen, die behaupten, durch die Aufnahme von Flüchtlingen würden solche Gewalttaten erst möglich.

Söder: Wie gesagt, das ist schäbig. Ich kann nur wiederholen: Die AfD leistet keinen einzigen Beitrag dazu, damit es dem Land und den Menschen besser geht, aber sie ist immer sofort da, um auf andere mit dem Finger zu zeigen. Wenn jemand solche Taten begeht, hat das zunächst einmal nichts damit zu tun, ob er Migrant oder Einheimischer ist. Pauschalisierungen sind da fehl am Platz – sie spalten das Land. So eine Haltung wird am Ende nicht dazu führen, dass Wunden heilen, sondern dazu beitragen, neue Wunden aufzureißen.

 
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  • T. H.
    Wenn man sich das mal überlegt: der Mann war 18 Jahre alt, als er nach Deutschland kam. Das heißt, er war eigentlich fast noch ein Kind. Dann hat er hier eine Duldung bekommen, das heißt, er bekommt keine Sprachkurse und kann nur mit einer Sondererlaubnis arbeiten. Das heißt, er kann aus seinem Leben nichts machen. Meiner Meinung nach sind diese Duldungen das Problem. Entweder man sollte jemanden anerkennen und ihm alle Möglichkeiten geben, oder ihn jeden wieder wegschicken. Dass ein solcher Mensch psychische Probleme entwickelt, ist doch logisch.
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  • W. S.
    Das aus Hubsis Sprechorgan Unsinn kommt, ist aber nun wirklich keine Neuigkeit.😏

    Warten wir's ab. Vorschnelle Einstufungen und faktenlose Pseudoanalysen unserer einschlägigen Dilettanti helfen den so furchtbar Betroffenen dieser grausigen Metzelei mitten in Würzburg am allererwenigsten.
    Mein Beileid an die Opfer und mein tief empfundener Respekt vor all den mutigen Eingreifern, die ganz sicher noch viel Schlimmeres verhindert haben!
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  • W. S.
    Ein zweites s wäre im ersten Wort dringend zu ergänzen. So isses falsch.
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  • T. R.
    Aiwanger hat Recht, dagegen gibt Söder nur Allgemeinphrasen von sich
    .
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  • H. B.
    Verehrter Herr Ministerpräsident!
    Alle Ihre Aussagen zur Tat in Würzburg sind politisch sehr korrekt, aber wie sagt man so schön:"Nicht Zielführend"!
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  • M. L.
    Aiwanger hat so was von Recht.
    Und das als Unsinn abzuhandeln ist blanke Ignoranz, Hr. Söder!
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  • A. D.
    Und wan äußerst sich Frau Merkel?🤔
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  • H. E.
    -Schottenanger-

    BK Merkel und andere dürften sich vermutlich wegen Dublin-Bruch aus dem Jahr 2015
    wegen dieser möglichen Spätfolgen zur Thematik nicht äußern.
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  • H. E.
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  • H. E.
    .....schon mal drüber nachgedacht, wer so alles am Dublin-Bruch verdiente?

    So manche Insider dürftens wissen
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    Wo bleibt Ihre Forderung, Sie solle sich zu Erfurt äußern?

    Angela Merkel ist Bundeskanzlerin. Als solche ist Sie nicht verpflichtet sich zu jeder Straftat die in Deutschland geschieht zu äußern.
    Es ist ja offensichtlich auch gar nicht gewünscht, sondern immer nur dann, wenn es einem in die politische Agenda passt.
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  • M. L.
    Jedoch sind sie alle gleich zur Stelle, wenn eine Straftat einen rechtsradikalen Hintergrund hat. - Achten Sie mal drauf!
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  • A. D.
    Eben.👍
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  • A. D.
    Eben.
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  • A. D.
    Besonders ARD und ZDF sind dan gleich zur Stelle wen Rechtsradikale Straftaten begehen mit Sondersendungen nur am Freitag war nix zu hören von unseren Staatensendern.Warum wohl?
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    Es gab eine Sondersendung im BR.
    Und die war schon aufgrund der äußerst dünnen Informationslage zu dem Zeitpunkt ohne jeden weiteren Erkenntnisgewinn.
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