Bei aller Professionalität, die man vom bayerischen Ministerpräsidenten erwarten darf: Markus Söder wirkt an diesem Montagmorgen immer noch angefasst, als er im Telefoninterview über den Messerangriff von Würzburg spricht - vor allem, als er seine Begegnung mit Angehörigen der Todesopfer schildert. Im Gespräch fordert der Ministerpräsident, die Hintergründe der Tat lückenlos aufzuklären und dabei auch mögliche Versäumnisse zu benennen. Gleichzeitig mahnt Söder zu Besonnenheit - und er warnt einmal mehr davor, die schreckliche Tat politisch zu instrumentalisieren.
Markus Söder: Ich wurde von Innenminister Joachim Herrmann informiert – und war geschockt. Gerade zu einem Zeitpunkt, an dem sich Bayern wieder entspannt und die Lebensfreude nach den harten Corona-Monaten etwas zurückkehrt, war das eine furchtbare Nachricht: ein Stich ins Herz, nicht nur von Würzburg, sondern von ganz Bayern.
Söder: Ich habe mit Angehörigen und Augenzeugen reden können. Das gehört zu den schwersten Aufgaben, die man als Ministerpräsident haben kann. Da gibt es nichts zu erklären, da kann man nur zuhören. Ich habe eine weinende Frau getröstet, weil es mir so unendlich leid tut. Das habe ich den Angehörigen auch gesagt.
Söder: Man muss jetzt die Umstände aufarbeiten, bis ins kleinste Detail. Nichts darf außer Acht gelassen oder verschwiegen werden. Falls nötig, muss man auch Konsequenzen ziehen. Aber für mich ist auch klar: Wir dürfen die schlimme Tat nicht politisch instrumentalisieren. Es ist schäbig, wie AfD und rechtsradikale Gruppen einmal mehr versuchen, alle Migranten unter Generalverdacht zu stellen. Gut und Böse hat nichts mit Nationalität oder mit Religion zu tun. Ich empfand es in dieser so bedrückenden Situation als leichten Lichtstrahl, dass zwar der Täter einen Migrationshintergrund hat, aber dass auch Menschen mit Migrationshintergrund andere vor dem Tod gerettet haben. Alle Versuche, die notwendige Aufklärung mit Hass und Hetze zu verbinden, werden wir nicht zulassen.
Söder: Das ist Unsinn. Jeder, der aus der Tat politisches Kapital zu schlagen versucht, wird Schiffbruch erleiden.
Söder: Wir müssen die Hintergründe der Tat lückenlos aufklären, auch, ob der Täter in islamistischen Netzwerken integriert war. Die Wahrheit ist aber auch, dass wir in Deutschland gerade bei Terrorabwehr und Sicherheit enorm vorangekommen sind. Bayern ist heute so sicher wie nie – auch wenn so eine Feststellung den Opfer-Familien jetzt natürlich wenig Trost spendet. Man kann Verbrechen nie ganz verhindern, aber das Sicherheitsniveau insgesamt heben. Würzburg gehört zu den sichersten und schönsten Städten in Deutschland und damit auch der Welt.
Söder: Das scheint eine der entscheidenden Fragen zu sein. Wie ist der Täter in der Vergangenheit aufgefallen? Hat es Hinweise auf seine Gewalttätigkeit gegeben? Wie ist der Mann betreut worden und hat man sich genügend um ihn gekümmert? Das alles muss geklärt werden und braucht umfangreiche Ermittlungen, aber eben auch entsprechend Zeit.
Söder: Ich verstehe die Wut vieler Menschen, den Schmerz und die Fassungslosigkeit. Aber wir sollten uns vor schnellen Urteilen hüten. Ich rate dazu, besonnen an die Ermittlungen ranzugehen. Besonnen heißt nicht, etwas zu vertagen und zu verschieben. Besonnen heißt, zunächst mal alle Umstände zu klären und dann entsprechende Konsequenzen zu ziehen.
Söder: Es ist sicher sinnvoll, darüber zu reden. Wir müssen schauen, wo wir solche Angebote, die es in Bayern überall gibt, noch verstärken können.
Söder: Wir haben die psychosoziale Beratung von Flüchtlingen ausgebaut. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass viele Menschen, die aus Bürgerkriegsregionen zu uns kommen, stark traumatisiert sind. Die Wunden sitzen tiefer, als wir glauben. Eine Rechtfertigung für solche mörderischen Taten ist das aber nicht. Für so etwas gibt es keine Entschuldigung.
Söder: Wir müssen alle vorhandenen Strukturen auf den Prüfstand stellen und überlegen, wie wir noch schneller und effizienter zusammenarbeiten können. Wir müssen prüfen, wie wir die psychosozialen Angebote ausbauen und die Zusammenarbeit von Polizei, Gesundheitsämtern und Beratungsstellen verbessern können.
Söder: Wir müssen vielleicht auch über Datenschutz reden. Wichtig ist mir, dass wir die gesamte Betreuungskette auf Schwachstellen überprüfen und diese abstellen.
Söder: Wie gesagt, das ist schäbig. Ich kann nur wiederholen: Die AfD leistet keinen einzigen Beitrag dazu, damit es dem Land und den Menschen besser geht, aber sie ist immer sofort da, um auf andere mit dem Finger zu zeigen. Wenn jemand solche Taten begeht, hat das zunächst einmal nichts damit zu tun, ob er Migrant oder Einheimischer ist. Pauschalisierungen sind da fehl am Platz – sie spalten das Land. So eine Haltung wird am Ende nicht dazu führen, dass Wunden heilen, sondern dazu beitragen, neue Wunden aufzureißen.
Warten wir's ab. Vorschnelle Einstufungen und faktenlose Pseudoanalysen unserer einschlägigen Dilettanti helfen den so furchtbar Betroffenen dieser grausigen Metzelei mitten in Würzburg am allererwenigsten.
Mein Beileid an die Opfer und mein tief empfundener Respekt vor all den mutigen Eingreifern, die ganz sicher noch viel Schlimmeres verhindert haben!
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Alle Ihre Aussagen zur Tat in Würzburg sind politisch sehr korrekt, aber wie sagt man so schön:"Nicht Zielführend"!
Und das als Unsinn abzuhandeln ist blanke Ignoranz, Hr. Söder!
BK Merkel und andere dürften sich vermutlich wegen Dublin-Bruch aus dem Jahr 2015
wegen dieser möglichen Spätfolgen zur Thematik nicht äußern.
So manche Insider dürftens wissen
Angela Merkel ist Bundeskanzlerin. Als solche ist Sie nicht verpflichtet sich zu jeder Straftat die in Deutschland geschieht zu äußern.
Es ist ja offensichtlich auch gar nicht gewünscht, sondern immer nur dann, wenn es einem in die politische Agenda passt.
Und die war schon aufgrund der äußerst dünnen Informationslage zu dem Zeitpunkt ohne jeden weiteren Erkenntnisgewinn.