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Thüngersheim
Nach Felssturz: Warum bei Thüngersheim weiter Lebensgefahr besteht
Bei Thüngersheim ist kürzlich ein Felsbrocken abgegangen und talabwärts gerollt. Wie der aktuelle Stand ist und warum dort weiter Lebensgefahr herrscht.
Ein abgestürzter Felsblock hat im Weinberg bei Thüngersheim eine tiefe Furche hinterlassen.
Foto: Herbert Ehehalt | Ein abgestürzter Felsblock hat im Weinberg bei Thüngersheim eine tiefe Furche hinterlassen.
Herbert Ehehalt
 |  aktualisiert: 14.02.2024 18:03 Uhr

Nach einem Felsabsturz vor etwa zwei Wochen herrscht oberhalb von Thüngersheim weiterhin Lebensgefahr. Deshalb muss der dringend erforderliche Rebschnitt durch vier Winzer in den Weinbergen unterhalb des Moosberg voraussichtlich noch zwei Wochen warten. Vor allem gilt es, die von der Gemeinde angeordneten Sperrungen zum Schutz des eigenen Lebens zu beachten.

Noch etwa zwei Wochen besteht nach Einschätzung von Geowissenschaftlern akute Lebensgefahr im gesperrten Bereich. Bei dem Felssturz stürzten mehrere Muschelkalk-Quader, der größte etwa einen Kubikmeter umfassend, talwärts. Vermutlich ausgelöst durch extreme Temperaturschwankungen zwischen strengem nächtlichen Frost und ungewöhnlich starker Erwärmung am Tag waren mehrere Quader aus dem offenen Fels gebrochen. Glücklicherweise war bei dem Ereignis niemand zu Schaden gekommen. Seither ist die Gemeinde mit der Ursachenforschung und vor allem der Sicherung des Gefahrenbereichs beschäftigt.

Warum immer wieder Felsstürze am Moosberg geschehen

Selten, aber nicht außergewöhnlich sind Felsstürze am Moosberg in der Flurlage Halsberg in Thüngersheim. Entsprechende Aufzeichnungen fand Bürgermeister Michael Röhm (Bürgerbewegung, BüBew) im Rathaus im Zuge der Aufarbeitung des jüngsten Vorgangs. "Ähnlich wie vor etwa zwei Wochen waren zuletzt auch im Jahr 1994 solche Felsabgänge auf Thüngersheimer Gemarkung zu verzeichnen", berichtet Röhm beim Ortstermin mit den durch die Gemeinde beauftragten Geologen. Dass sich dies stets am sogenannten Moosberg ereignet, hat für die Geowissenschaftler Beata Grzegorzek konkrete Gründe.

Einerseits sei der offene Fels am Moosberg direkt der Witterung, und somit unmittelbar Regen und Sonne, Kälte und Wärme ausgesetzt. Ein weiterer, und mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschlaggebender Grund für den offensichtlich instabilen Felsen dort, ist die in den Gesteinsschichten horizontal verlaufende, deutlich erkennbare untere und mittlere Schaumkalkbank. "Diese weniger stabilen, porösen Gesteinsschichten durchziehen den Fels", erklärt Projektbereichsleiterin Beata Grzegorzek.

Betonwände könnten zum Schutz aufgestellt werden

Zur großräumigen Begutachtung des Gefahrenbereichs wurde dieser nach Schilderung der Projektleiterin auf einer Länge von 210 Metern in 21 Abschnitte unterteilt. In jedem der Abschnitte erfolgte eine Bewertung bezüglich dem Verbund des Felsens im Wechsel zwischen Frost und Tauwetter und der teilweise vorhandenen Trockenmauern. Auch wurden die erkennbaren Blockgrößen der Felsblöcke gemessen, um daraus in der Aufarbeitung und Nachbereitung der Untersuchungen die theoretisch daraus entstehende Aufschlagenergie bei einem neuerlichen Felssturz zu berechnen. Die dabei entstehenden Kräfte scheinen gewaltig, wie die im Erdreich und in den betroffenen Weinbergen verbliebenen Spuren des Felssturzes zeigen.

Bürgermeister Michael Röhm (links) begutachtete mit  Geowissenschaftlerin Beata Grzegorzek den Gefahrenbereich des Felsabsturzes.
Foto: Herbert Ehehalt | Bürgermeister Michael Röhm (links) begutachtete mit  Geowissenschaftlerin Beata Grzegorzek den Gefahrenbereich des Felsabsturzes.

"Unsere augenscheinlich erlangten Erkenntnisse aus den Vermessungsarbeiten mehrerer akut gefährdeter Stellen fanden Bestätigung durch einen Drohnenbeflug über dem Gefahrenbereich", informierte Projektbereichsleiterin Beata Grzegorzek. Nach Hinweis von Bürgermeister Michael Röhm sollten in die Bewertung auch die Belange der vier betroffenen Winzer mit einfließen. Um in dem Gefahrenbereich den dringend erforderlichen Rebschnitt durchführen zu können, könnten unter Umständen vorübergehend Betonschutzwände auf den Wirtschaftswegen aufgestellt werden. Diese müssten jedoch einem jederzeit möglichen neuerlichen Absturz standhalten. Deshalb kommt der Berechnung der möglichen Aufschlagenergie größte Bedeutung zu.

"ZweiUferLand"-Panorama-Höhenweg besonders gefährdert

Wegen der nach wie vor bestehenden Lebensgefahr durch weitere Felsabstürze verweist Bürgermeister Michael Röhm darauf, die von der Gemeinde aufgestellten Absperrung unbedingt zu beachten. Dieser Hinweis gilt insbesondere Spaziergängern und Wanderern, die den "ZweiUferLand"-Panorama-Höhenweg nutzen. Dessen Wegverlauf tangiert das Gefährdungsgebiet unmittelbar. Sobald alle Untersuchungsergebnisse vorliegen, wird sich der Gemeinderat mit dem weiteren Vorgehen und möglichen Sicherungsmaßnahmen beschäftigen.

 
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