Felsfangzäune wie in den Alpen sichern künftig die Hangkante des Eibelstadter Altenbergs. Das ist bislang einmalig im Landkreis Würzburg. Inzwischen sind die Sicherungsmaßnahmen auch von der B 13 aus zu sehen. Bundesstraße, Weinberg und Wirtschafts- und Spazierwege sowie der Mainradweg zwischen Eibelstadt und Sommerhausen erhalten für 750 000 Euro einen Schutz gegen Stein- und Felsschlag. "Es ist Geld, das der Landkreis für diese wunderschöne Landschaft gerne ausgibt", versichert Landrat Thomas Eberth.
Dass die tonnenschweren, inzwischen gesicherten Felsbrocken das Potential haben, den Altenberg komplett hinab zu rutschen und großen Schaden anzurichten, lässt sich leicht erahnen, wenn man die noch verbliebenen Exemplare sieht. Sie waren bereits im vorigen Jahr bei einer Sofortmaßnahme verankert worden. Bei 15 Felsblöcken war im Januar 2017 akuter Handlungsbedarf festgestellt worden. Sie hatten sich augenscheinlich bewegt und wurden deshalb zum Teil entfernt, teilweise befestigt. Auf die Gefahr aufmerksam geworden war man durch Verwitterungsabbrüche, die auf dem oberen Weinbergsweg landeten.
Die Gefahr hat zweierlei Ursachen
Das Landesamt für Umwelt habe festgestellt, dass der Hang in Teilbereichen komplett in Bewegung und somit akuter Handlungsbedarf vorhanden war, berichtet Landrat Eberth vor Ort. Die Gefahr habe zweierlei Ursachen: Zum einen handelt es sich um "Felsen und Abraum aus den früheren Quaderkalksteinbrüchen, labil gelagert in Blockschutthalden an der Hangkante", zum anderen um "Trockenmauern alter Weinberge in allen Erhaltungszuständen". Geologe Jürgen Kreutlein von der Kitzinger Firma PeTerra, der die Sicherungsmaßnahme leitet, schildert den Versuch, eine der Halden zu begehen: "Es ist sehr, sehr schwierig. Man löst permanent Steine aus". Die Ursache liege bei natürlichen Erosionsvorgängen und der Wurzelarbeit, erklärt er.
Bürgermeister Markus Schenk zeigt mit dem Blick des Jägers zudem die Spuren auf, die das Rehwild beim Wechsel aus den Wildhecken in die Weinberge hinterlassen hat. Den Wildverbiss zu dezimieren ist ein positiver Nebeneffekt des Fangzauns für die Winzer. Felssicherung beschäftige die Stadt schon seit Jahrhunderten, wie er sagt. Der steile Altenberg weist immerhin ein Gefälle von 65 Prozent auf.
Zwischen 17 und 30 Tonnen kann jeder Ankerstab auf Zug und auf Druck aufnehmen
Die betroffenen Grundstücke gehören zu 90 Prozent dem Landkreis Würzburg, der Rest der Stadt Eibelstadt, weshalb die Kosten der Maßnahme im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht anteilig aufgeteilt werden. Mit den drei Meter hohen Fangzäunen, ihren Zaunstützen und den Rückverspannungen, für deren Halterung je nach Bodenbeschaffenheit zwischen drei und sechs Meter tief Felsnägel, so genannte Ankerstäbe, in den Untergrund getrieben wurden, werden die Energie von Einschlägen abgefangen und die Steine zurückgehalten.
Zwischen 17 und 30 Tonnen kann jeder Ankerstab auf Zug und auf Druck aufnehmen, erläutert Jürgen Stieber, Geschäftsführer der Marktheidenfelder Firma Bremer Schutzverbauungen, die vor Ort mit der ausführenden Würzburger Spezialfirma für Bau- und Felssicherung Landeck zusammen arbeitet. Betroffen ist ein Abschnitt von etwa 600 Metern an der Hangkante des Altenbergs entlang. In Teilbereichen werden statt Fangzaun auch so genanntes Tecco-Netz aus hochfestem Stahldraht über lockerem Gestein verspannt bzw. in flachen Breichen doppelte Leitplanken. Alle Arbeiten, die mit Rodungen im Februar begannen, sollen nach den Pfingstferien abgeschlossen sein – und den Hang die nächsten 50 bis 60 Jahre sichern.