Erst Eisingen, jetzt Rimpar. Immer mehr Jugendliche, vor allem Minderjährige, nutzten den Auftakt des Straßenfaschings in der Region, um sich stark zu betrinken. In Rimpar versorgten die Sanitäter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) am Samstag 20 Zuschauer, die entweder stark alkoholisiert waren oder sich im Rausch an Scherben geschnitten haben. Neun mussten mit einer Alkoholvergiftung in Kliniken gebracht werden. "Viele davon waren minderjährig", sagt BRK-Pressesprecher Paul Justice.
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Zum Vergleich: Beim großen Faschingszug in Würzburg am Sonntag mit 70 000 Zuschauern waren es 15 Jugendliche, die derart viel über den Durst getrunken hatten, dass sie klinisch versorgt werden mussten.
BRK stellt Anzeige gegen unbekannt
Die Situation in Rimpar am Samstag eskalierte, als zwei Sanitäter einer betrunkenen Frau, die im Gebüsch lag, helfen wollten. Dem ersten Sanitäter trat der Freund in den Bauch, dem zweiten Sanitäter, der deeskalierend dazwischen gehen wollte, drohte er an, ihn umzubringen, wenn er seiner Freundin zu nahe kommt. "Wir haben mittlerweile Anzeige gegen unbekannt gestellt", sagt Justice, der von einem "besonders grausamen Akt" spricht. Erschwerend kam hinzu, dass an der Rimparer Turnhalle ein Funkloch ist. Die Sanitäter konnten nicht einmal die Polizei rufen.
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"Uns war bewusst, dass am Samstag wenig Umzüge stattfinden", sagt Bürgermeister Burkard Losert. Im Vorfeld habe es deswegen auch ein Sicherheitsgespräch mit Polizei, Jugendamt, Veranstalter und einem Sicherheitsdienst gegeben. Die Gemeinde verfasste entsprechende Auflagen und verfügte unter anderem, dass es einen Sicherheitsdienst geben muss und die Zugteilnehmer keinen Alkohol verteilen dürfen.
Kritik am Polizeiaufgebot
Der Sicherheitsdienst habe den Raum um die Turnhalle, wo der Zug endet, abgeschottet. Und am Marktplatz. Hier sei es den Umständen so weit auch reibungslos gelungen. "Allerdings hatten wir keine Möglichkeiten im öffentlichen Raum vor der Turnhalle einzuschreiten", sagt Losert. Das sei die Aufgabe der Polizei gewesen. Aber diese hätte nicht genügend Personal gehabt. Sechs Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes seien an der Turnhalle, sechs am Marktplatz gewesen. Dazu die Polizei, Feuerwehr und das Rote Kreuz.
Über den Mitteilungsdienst WhatsApp sei auch verbreitet worden, dass in Rimpar Kontrollen stattfinden, sagt Losert. Davon ließen sich die Jugendlichen aber nicht abschrecken. Er selbst habe beobachtet, wie die "Herrschaften" bereits eineinhalb Stunden vor Zugbeginn scharenweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln "im stark angetrunkenen Zustand" in Rimpar eintrafen. Überlegt wurde im Vorfeld auch, ob der öffentliche Nahverkehr kontrolliert werde. "Aber das kann nur die Polizei", sagt Losert.
Betrunkene Jugendliche kamen wohl aus dem Landkreis
Losert hat den Eindruck, dass die Jugendlichen aus dem ganzen Landkreis angereist sind, um in Rimpar ausgelassen und stark alkoholisiert Fasching zu feiern. "Und das ist schon sehr bedauerlich, wenn sich 18 Gruppen mit 600 Personen durch den Ort bewegen, rund 40 Helfer für den Zug seit 7 Uhr morgens unterwegs sind und man dann solche Exzesse erleben muss."
Stefan Köller, Gesellschaftspräsident der Rimparer-Karnevals-Gesellschaft, schätzt, dass 80 Prozent der krawallmachenden Jugendlichen aus dem Landkreis angereist sind. "Vor zwei Jahren hat es angefangen, zu entgleisen", sagt er. "Wir haben mehr Polizei angefordert. Es konnten aber nicht mehr abgestellt werden", sagt Köller und ergänzt: "Die Polizeikräfte haben nicht ausgereicht."
Das Polizeipräsidium Unterfranken teilte am Montagabend mit, dass die Gemeinde in Abstimmung mit der Polizei ein Sicherheitskonzept mit einem gewerblichen Sicherheitsdienst erstellt hatte. Weiter heißt es in der Stellungnahme, die Polizei habe den Faschingsumzug in Rimpar erstmals mit zwei Streifenfahrzeugen betreut - weitere Einsatzkräfte hätten über die Einsatzzentrale jederzeit hinzugezogen werden können.
War das der Todesstoß für den Rimparer Faschingszug?
Köller glaubt, dass dies nun der "Todesstoß" für den Rimparer Faschingszug gewesen ist. Denn "ohne massives Polizeiaufgebot können wir das nicht mehr durchführen". Und Bürgermeister Burkard Losert sagt: "Der Faschingszug in Rimpar ist so ausgeartet, dass wir das auch nicht mit 60 Sicherheitsleuten hinbekommen hätten. Da brauchen wir eine Hundertschaft der Polizei."
Ein ähnliches Bild bot sich 2015 in Eisingen. Auch hier sorgten betrunkene Jugendliche für Chaos. Der Zug musste sogar für einen Notarzteinsatz unterbrochen werden. Im folgenden Jahr fiel der Zug aus. Erst 2017 gab es in Eisingen wieder einen Faschingszug, aber nicht mehr am Samstag. Auch der Zug wurde verkleinert. Und die Probleme mit betrunkenen Jugendlichen halten sich seitdem in Grenzen.
Den vier Sanitätern, die am Samstag an der Rimparer Turnhalle Dienst hatten, ist durch die Ereignisse einiges klar geworden, berichtet Paul Justice: "Beim nächsten Faschingszug wollen sie nicht mehr dabei sein."
Das ist das Problem, dass es keinen mehr etwas angeht.
gab es schon immer auf diesen oder jenen Fest.
Was heutzutage jedoch hinzukommt bei diesen Personenkreis, sind *Pillen, bestimmte Tabake, oder gar härteres Zeug. Diese Verbindungen machen aus der * braven Jugend "* wilde Horden *", die nicht mit Samthandschuhen zu bändigen sind.
Das schafft weder die Polizei noch irgendwelche Sicherheitsdienste.
Die Personen-Aufgriffe der Polizei hinsichtlich *berauschender Mittel* , sei es im Verkehr oder anderswo, von denen immer wieder berichtet wird in der *M-P, sind doch wirklich nur die Spitze eines Eisberges, eines mittlerweile sehr grossen Problems. Das geht ( uns ) alle an ..... ; denn diejenigen die *zugedröhnt sind, sind nicht mehr erreichbar !!! Geistig und Körperlich... !!! Von Keinen .... !!! Was darf man dann für diese tun ?? Gute Frage ...........!!! Darüber sollte diskutiert werden.
Wir Deutschen sind sowas von bescheuert, das gibt es sonst nirgendwo auf der Welt. In den meisten Ländern knüppelt die Polizei nieder, da will man die Polizei am liebsten los werden und wir schreien nach mehr Polizei!!! Und Innenminister Herrmann erfüllt diesen Wunsch nur allzu gerne!
Wir alle sollten uns vor Augen halten, dass ein Polizeistaat auch uns selbst mal ins Visier nehmen könnte, vielleicht sogar unschuldig!
Wegen ein paar Räuschen auf Faschingszügen so ein Brimborium zu machen, macht mich fassungslos! Gut, Zeitung hat in diesen Tagen halt nix zum Schreiben...
Aber ich sehe am Ende ein Verbot von Faschingszügen kommen, und auch ein Verbot von Weinausschank auf Weinfesten!
Und der Mensch des 22. Jahrhunderts wird sowas von computergesteuert sein, dass er weder Faschingszüge noch Weinfeste braucht. Das simuliert ihm dann der Computer von zuhause aus!
Deutschland schafft sich und eine Bräuche ab und alle finden es auch noch gut! Na dann mal Helau!
"ein paar Räusche auf Faschingszügen"... wenn hinterher die Sanitäter erklären, nicht mehr beim Faschingszug Dienst machen zu wollen, scheint mir das schon sehr bedenklich.
Das Problem liegt mMn anderweitig (und da hilft, insoweit gebe ich Ihnen Recht, auch keine Polizei): nämlich in der allgemeinen "Lebenseinstellung" mancher Zeitgenoss/innen.
Ein Patentrezept dagegen? Hab ich auch nicht. Ich würde allerdings allen(!) Veranstaltern grundsätzlich selbst die Verantwortung (und damit die Kosten) für die Sicherheit "ihrer" Veranstaltung übertragen (denn, ebenfalls mMn, kann nicht "einfach" die Polizei als von der Allgemeinheit bezahlte Truppe herangezogen werden, um bei allen möglichen, nicht unabdingbar notwendigen Aktivitäten für Ordnung zu sorgen).
Wenn das zu teuer wird, gibt es halt die betreffende Veranstaltung nicht mehr. Aus, Äpfel.
Oh - es sei denn natürlich, die Teilnehmer/innen reißen sich freiwillig am Riemen und benehmen sich "menschenwürdig"...
Günter 52.
Solange für das Zellgift Alkohol auch noch auf Weinkönigenprämierungen und ähnlichen Veranstaltungen subtil geworben wird, werden sich solche Exzesse nicht verhindern lassen.
Ob sich ein Alkoholverbot durchsetzen lässt, glaub ich eher nicht.
Aber unsere Politiker könnten einen ersten Schritt tun und Alkoholwerbeveranstaltungen wie der Prämierung der Weinköniginnen einfach fernbleiben.
Der Blick nach Eisingen ist ein guter Tip.
zu 1) Eintritt an allen Zufahrtsstraßen zu verlangen dürfte interessant werden
zu 2) Die Wägen sind nicht das Problem, bei den aus “Wasserflaschen“ trinkenden Jugendlichen handelt es sich offentsichtlich um jugendliche Zuschauer.
zu 3 und 4) Das darf auf öffentlichen Plätzen nur die Polizei.
zu 5) das werden die Rimparer sicherlich gemacht haben. Die Zugteilnehmer sind nicht das Problem, bei den aus “Wasserflaschen“ trinkenden Jugendlichen handelt es sich offentsichtlich um jugendliche Zuschauer.
zu der Noermalität der Grenzen überschreitenden Jugendlichen)
Dann hoffe ich mal, dass ihr Sohn nicht mal mit einem Gesichtstattoo nach Hause kommt, um seine Grenzen zu überschreiten, wenn Alkohol und Gewalt zur Normalität gehören.
https://www.mainpost.de/mediathek/fotos/partyfotos/cme520005,8637155
Kaum ein Foto auf dem nicht offensichtlich Minderjährige mit selbst zusammengepanschter Alkolika von zuhause zu sehen sind! (und für die Ü70 Fraktion: nein in den Tetrapaks und Plastikflaschen befindet sich mit Sicherheit kein Saft, Cola, Wasser etc.!)
Da frage ich mich ernsthaft was vorab für Gespräche mit Polizei, Jugendamt etc. stattgefunden haben?
Um dem Bürgermeister/Veranstalter ein paar Tipps für mögliche kommende Züge zu geben:
1. falls logistisch möglich Eintritt verlangen (2,- € - dafür gibt es einen 2,- € Gutschein für Bratwurst/Softgetränk)
2. offensichtliche "Promillewägen" nicht zulassen
3. selbst mitgebrachte Getränke verbieten/konfiszieren
4. verstärkte Ausweiskontrollen
5. Auflagen für die Wägen/Fußgruppen vorab formulieren (Alkholgenuss am/auf dem Wagen und im Zug verbieten)
Gleichzeitig bedeutet dies aber, dass man sich vor Ort (Bürgermeister, Vereinsvertreter) vorab bewusst war das der Umzug eine "heikle Sache" werden könnte!
Die Schuld liegt m.M. nach an der offensichtlichen Naivität vor Ort in Rimpar! Jeden begeisterten Faschingsgänger ist bekannt was sich auf den Wägen mit billigst, zusammengeschusterten Wägen und 100DB "Assi-Musik" abspielt! - von den Gruppen wurden schon einige Faschingsumzüge nachhaltig "zerstört".
Nun ist offenbar auch Rimpar aufgewacht - selbst schuld, wäre man in den vergangenen Jahren mit offenen Augen durch die Welt gegangen wäre das nicht passiert!
Den feiernden Jugendlichen machen ich selbst den geringsten Vorwurf... - in allen Zeiten war es so das Jugendliche Grenzen überschreiten wo es MÖGLICH ist; das gehört letztlich auch zum erwachsenwerden dazu - aber solche Ausmaße kann man verhindern - aber nicht wenn man naiv ist!
Wäre es nicht sinnvoller "dann gibt es keinen Alkohol mehr" zu sagen.
Wer dann schon sichtbar betrunken ankommt erhält dann Platzverweis.