Viele Menschen in Feierlaune, volle Straßen und übergroße Wagen: Faschingszüge bedeuten für die Polizei und Kommunen viel Arbeit. Gemeinsam mit den Veranstaltern, den Rettungsdiensten und den Verkehrsbetrieben haben sie deshalb für die Veranstaltungen Sicherheitskonzepte ausgearbeitet: Zum Beispiel werden während der Umzüge vermehrt Streifen der Polizei unterwegs sein, informiert Andrea Hanakam, Kriminalhauptkommissarin beim Polizeipräsidium Unterfranken, in einer Pressemitteilung.
Besonders der Jugendschutz und alkoholisierte Fahrer würden im Fokus der Kontrollen liegen: "Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass gerade in der närrischen Zeit leider immer wieder Jugendliche mit erheblichen Promillewerten in Kliniken eingeliefert werden und Feiernde sich alkoholisiert oder auch unter Drogeneinfluss hinters Steuer setzen." Laut Hanakam habe die Zahl der Unfälle, die am Faschingswochenende durch Fahrer unter Alkoholeinfluss verursacht wurden, 2018 mit 17 im Vergleich zu neun im Vorjahr merklich zugenommen.
Deshalb bittet die unterfränkische Polizei schon jetzt alle Faschingsnarren, sich rechtzeitig Gedanken zu machen, wie sie sicher nach Hause kommen. Das heißt: Mitfahrgelegenheiten organisieren oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. "Gerade in Feierlaune wird die eigene Fahrtüchtigkeit oft überschätzt und die Folgen einer Fahrt in diesem Zustand unterschätzt", so Hanakam.
BRK mit 105 Mitarbeitern in Würzburg
Für die Sicherheit während der Umzüge sorgen auch die Mitarbeiter der Rettungsdienste. Im Landkreis Würzburg sichert das Bayerische Rote Kreuz (BRK) die Veranstaltungen. "In Würzburg werden wir am Faschingssonntag mit 22 Fahrzeugen entlang der Straße stehen", sagt Stefan Krüger, der verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des BRK-Kreisverbands Würzburg ist, "außerdem sind sieben Rettungswagen und zwei Notärzte zusätzlich im Einsatz, die sich in der Nähe des Zugs aufhalten."
Auch Fußtrupps von Sanitätern werden unterwegs sein, allerdings weniger als im letzten Jahr: "Wir haben bemerkt, dass die Leute eher zu den Fahrzeugen gehen, als die Sanitäter anzusprechen", erklärt Krüger. Laut ihm sind die meisten Patienten alkoholisiert: Entweder haben sie eine Alkoholvergiftung, sind betrunken gestürzt oder haben sich Schnittverletzungen zugezogen.
Wagen werden vom TÜV überprüft
Vor dem Umzug muss die Sicherheit der Motivwagen kontrolliert werden: „Die Wagen werden alle vom TÜV geprüft“, sagt Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg. Die Sachverständigen schauen unter anderem, ob Bremsen, Räder und Lichter funktionieren, wie der TÜV Süd in einer Pressemitteilung schreibt. Außerdem prüfen sie, ob die Standflächen rutschfest sind und die Mitfahrer beim Bremsen nicht verletzt werden. Die Aufbauten müssen sicher befestigt sein – dann dürfen sie nach der TÜV-Beurteilung auch über den Wagen herausragen oder das Gesamtgewicht überschreiten. Nicht überschritten werden darf dagegen die Geschwindigkeit: Während des Zugs darf der Fahrer höchstens sechs Stundenkilometer schnell fahren.
Auch für Autofahrer gibt es Grenzen - nicht nur, was den Alkoholkonsum anbelangt: Seit Oktober 2017 gilt laut Straßenverkehrsordnung ein Verhüllungsverbot am Steuer. Die besagt, dass Fahrer ihr Gesicht nicht so verdecken dürfen, dass sie nicht mehr erkennbar sind.
Nachtfaschingszug abgesagt
Die strengen und hohen Auflagen der Kommunen führen bereits dazu, dass keine Motivwagen durchs Dorf ziehen: etwa in Geroldshausen (Lkr. Würzburg). Dort fällt heuer die zehnte Auflage des Nachtfaschingszugs aus – obwohl das Spektakel früher viele Narren angezogen hat. Die Freiwillige Ortsfeuerwehr habe sich "schweren Herzens" dazu entschlossen, so Simone Köller-Hörner vom Vorstand. Neben den Auflagen seien die stetig höher werdenden Kosten, zum Beispiel für Sicherheitspersonal oder Dorfreinigung, der Grund dafür. Am Freitag, 1. März, gibt es nun stattdessen eine "Keinzug-Faschingsparty" – in der Halle, statt auf der Straße.