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Würzburg
Nach Eisingen: Wurden Behinderte in Corona-Krise vernachlässigt?
Werden Menschen mit Behinderung mit angemessener Priorität geimpft? Dazu gibt es nach einem Corona-Ausbruch in einer Eisinger Einrichtung verschiedene Standpunkte.
Die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung wurden in der Corona-Krise nicht immer berücksichtigt.
Foto: Christophe Gateau, dpa | Die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung wurden in der Corona-Krise nicht immer berücksichtigt.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:43 Uhr

Lange schien es, als würde das St. Josefs-Stift in Eisingen (Lkr. Würzburg) gut durch die Corona-Krise kommen. Dann folgte die Katastrophe: Am Mittwoch meldete die Einrichtung für Menschen mit Behinderung 65 infizierte Personen. Weil in der Einrichtung nicht frühzeitig geimpft wurde, klagt nun Sprecherin Melissa Hager: "Menschen mit Behinderung haben keine gute Lobby."

Laut Hager sind geistig Behinderte in besonderem Maß körperlich und psychisch schutzbedürftig.  Eine Impfung mit "höchster Priorität" sei deswegen angemessen. Laut Bayerischem Ministerium für Gesundheit und Pflege wird die Impf-Reihenfolge auf Basis der Corona-Impfverordnung festgelegt. Demnach werden Menschen mit höchster Priorität geimpft, die "in stationären Einrichtungen (...) behandelt, betreut oder gepflegt werden". Nur mit "hoher" Priorität werden hingegen geistig Behinderte allgemein aufgeführt.

St. Josefs-Stift: Wir hätten Impfung schon viel früher gebraucht

Sprecherin Hager aus Eisingen sieht für ihre Einrichtung die Kriterien für eine Impfung mit höchster Priorität erfüllt und klagte zu Beginn der Woche: "In der Praxis kommt bei uns jedoch nicht viel an." Einige nach dem Ausbruch inzwischen erfolgte Erstimpfungen seien zwar ein "Lichtblick". Ihre Einrichtung hätte die Impfungen jedoch schon viel früher gebraucht. Im Gesundheitsamt Würzburg ist man sich der Problematik bewusst. Landrat Thomas Eberth (CSU) dazu: "Wir werden die Sorgen und Nöte behinderter Menschen nun bestmöglich aufgreifen."

"Menschen mit Behinderung sind in der Impfstrategie fast komplett vergessen worden", bemängelt hingegen die Würzburger Landtagsabgeordnete Kerstin Celina (Grüne). Behinderten-Verbände seien im Vorfeld der Impfstrategie kaum angehört worden und offizielle Informationen dazu würden kaum von Gebärden-Dolmetschern begleitet. Zudem seien Menschen mit Behinderung in stationären Einrichtungen einem erhöhten Corona-Sterberisiko ausgesetzt.

Hinweis: In einer früheren Version des Beitrags wurden Zahlen zur Corona-Sterblichkeit miteinander in Zusammenhang gesetzt, die nur bedingt vergleichbar sind. Wir haben die Passage entfernt.

Lebenshilfe Schweinfurt hätte sich Informationen in leichter Sprache gewünscht

Martin Groove, Geschäftsführer der Lebenshilfe in Schweinfurt, sieht einige Dinge ähnlich wie die Abgeordnete Celina, widerspricht ihr jedoch auch teilweise. "Wir hätten uns mehr Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung gewünscht", so Groove. So seien relevante Informationen erst spät in leichter Sprache geliefert worden.

Die Priorisierung bei der Impfung empfindet Groove als angemessen. Das Gesundheitsamt Schweinfurt habe rund 200 Personen aus dem Umfeld der Lebenshilfe eine Impfung für Freitag zugesagt. Austausch mit den Behörden finde zudem regelmäßig per Videoschalte statt.

St. Josefs-Stift bittet um liebe Nachrichten in schwieriger Situation

Auch Reinhold Stiller, Leiter der Offenen Behindertenarbeit in Schweinfurt sagt: "Wir hätten uns mehr Informationen in leichter Sprache gewünscht." Dies sei für Menschen mit geistiger Behinderung wichtig, um die Zusammenhänge der Pandemie zu verstehen. Weil zudem der Lockdown inzwischen stark an seinen Klienten zehre, habe man nun eine Aktion mit gebastelten Clownsgesichtern gestartet, die seine Klienten aufmuntern soll.

Auch im Corona-geplagten Eisingen will man nun mit einer Aktion gegen die schwierige Lage kämpfen. "Wir bitten Bürger*innen, uns Bilder von Kerzen, Sonnenstrahlen, oder mit guten Wünschen zukommen zu lassen", heißt es in einer Mitteilung.

Gute Wünsche per Mail an lichtblicke@josefs-stift.de oder auf dem Postweg an St. Josefs-Stift, Stichwort Lichtblicke, Pfarrer-Robert-Kümmert-Straße 1, 97249 Eisingen

 
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Kommentare
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  • silke.schmitt@mainpost.de
    Hallo Klafie,

    eine Karte, auf der die Corona-Fälle nach Gemeinden aufgeschlüsselt sind, ist für die Redaktion mit hohem Aufwand verbunden, daher ist ein tägliches Update hier leider nicht möglich. Die verlinkte Karte im Artikel ist vom 1. Februar und bildet eben jenen Ausbruch ab, auf den sich der Artikel bezieht.

    Herzliche Grüße
    Silke Albrecht, Online Redaktion
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • silke.schmitt@mainpost.de
    Hallo meefisch,

    die Karte ist vom 1. Februar, nicht vom 25. Januar.

    Herzliche Grüße
    Silke Albrecht, Online Redaktion
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  • klafie
    liebe mainpost, gibt es keine, oder habt ihr keine aktuelle karte über coronalage im landkreis würburg, die vom 25. 1. ist doch jetzt schon 10 tage alt, interessiert doch niemand mehr.
    mal aktualisieren wäre nicht verkehrt!
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  • silke.schmitt@mainpost.de
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