18 Jahre nach der Schließung haucht Lisa Nestmeier zusammen mit ihrem Team dem Lokal "Zur Traube" in Uffenheim wieder fränkisches Leben ein. "Mit Lisa und ihrer Mannschaft wurde der optimale Pächter gefunden", sagt Erwin Keller, der die Traube vor einiger Zeit gekauft hatte. Die Mannschaft, das sind das Betreiberpaar Lisa Nestmeier (41) und Jòzsef Màrkus (28) und der Koch Marco Anders (41), komplettiert durch viele Helferinnen und Helfer aus der Familie.
Erwin Keller kennt die offene Traube aus seiner Zeit als Stadtrat. Damals habe man noch die Stadtratssitzung in einem Gasthaus "ausklingen" lassen, erinnert er sich – "am häufigsten in der Traube". "Nach dem zweiten Bier oder Schoppen sind dann auch Ideen entwickelt worden, wie man Uffenheim weiterbringen kann", erzählt Keller. Und der Wirt, Karl Schmidt, saß gern dabei. Tauchte eine Frage auf, habe es nicht lange gedauert, bis er aus seinem Archiv mit einem entsprechenden Zeitungsausschnitt kam, erinnert sich Altbürgermeister Georg Schöck. Schmidts Art, ab einer gewissen nächtlichen Stunde die Stühle auf die Tische zu stellen, habe man meist ignoriert, erzählt Schöck.
Die "Traube" gekauft, um sie als Gasthaus zu erhalten
Nach der Schließung hatte sich Keller die Traube angeschaut, seinem Sohn hatte er dabei das Nebenzimmer gezeigt, in dem dessen Taufe gefeiert worden war. Doch kaufen wollen habe Keller damals die Traube noch nicht. Das änderte sich, als er erfuhr, dass ein Unternehmen das Gebäude erwerben wolle, um dort Arbeiter unterzubringen. "Nachdem ich 30 Jahre versucht habe mitzuhelfen, Uffenheim positiv zu entwickeln, konnte ich mir diese Nutzung in der Stadtmitte nicht vorstellen", sagt er gegenüber dieser Redaktion. So kaufte er die Traube, um sie als heimisches Gasthaus im Stadtkern zu erhalten.
Aber es dauerte seine Zeit, bis Betreiberin Lisa Nestmeier und die Traube zusammenfanden. Mittlerweile ist die gelernte Hauswirtschafterin und Hotelfachfrau 23 Jahre in der Gastro-Branche – mit längeren Stationen in Würzburg und vor allem Bad Windsheim – verwurzelt. Eigentlich wollte sie etwas anderes machen, doch sie musste feststellen: "Ich gehöre in die Gastro." Der Familienrat tagte. Ihr Lebenspartner Jòzsef Màrkus, den es bereits in seiner ungarischen Heimat von einer Autowerkstatt in die Gastronomie verschlagen hat, ermunterte sie: "Wenn es jemand kann, dann Du." Seine Wege hatten ihn nach seiner Ausbildung ebenfalls nach Bad Windsheim geführt, wo sich die beiden kennengelernt hatten.
Das Flair der alten Gaststube sollte erhalten bleiben
Da sie die beiden Familien hinter sich wusste, hat Nestmeier im April 2022 zugesagt. Dann begann die lange Zeit des behutsamen Umbaus. Das Flair der Gaststube mit Nebenzimmer sollte erhalten bleiben. Schließlich ist das Gebäude seit 1877 ein gastliches Haus. Neu sind Thekenbereich, Lampen und Gardinen. Der Nebenraum bekam neue Tische, Stühle und Bänke wurden neu bezogen. Die Toiletten wurden versetzt, ein weiterer Kühlraum geschaffen.
Komplett neu ist die Küche, das Reich von Marco Anders. Der 41-Jährige hat im Hotel Leicht bei Georg Leicht in Biebelried gelernt. "Er hat aus mir das gemacht, was ich heute bin", ist er dankbar. Er kannte das Pächterpaar von der früheren Arbeit, denn auch er verbrachte eine längere Zeit in Bad Windsheim.
"Wir wollen ein Gasthaus für alle sein – für Jung und Alt", sagt Nestmeier. Saisonal und regional sei die Küche. Fleisch komme vom Metzger nebenan, der auch schon früher das Gasthaus beliefert hat. Waren kommen auch vom benachbarten Bäcker. Regionale Biere und Weine runden das Angebot ab.
Erste Öffnungstage haben Mut gemacht
Die ersten Tage Öffnungstage seit 30. Juni machen ihr viel Mut ob des Zuspruchs und der vielen positiven Rückmeldungen. Viele Gäste berichteten ihr von ihren früheren Beziehungen zur Traube. Auch Stammgäste und Stammtische gibt es bereits. Nur, der Stadtrat wird am Donnerstag keine Nachsitzung halten können, da derzeit mittwochs und donnerstags Ruhetag ist. Ansonsten ist montags, dienstags, freitags und samstags ab 17 Uhr geöffnet, freitags von 11.30 bis 13.30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen ab 11 Uhr (warme Küche bis 14 und ab 17 Uhr). Dazwischen gibt es selbstgebackene Kuchen und Torten sowie Vesper. Auch zum Kaffee gibt es selbstgebackene Plätzchen. Selbstgemacht ist das Stichwort, denn auch Deko oder Speisekarte fallen darunter.
Derzeit werden in den beiden Obergeschossen die Gästezimmer erneuert und auf modernen Stand gebracht. Wenn die fertig sind, will sich Nestmeier dem Biergarten widmen. Dann gibt es noch den Wunsch, den Gewölbekeller zu nutzen. Da gibt es aber noch viele Dinge abzuklären.
