
Er sieht sich als Opfer und bat für seine eingeräumte Tat dennoch um Verzeihung: "Jeden Tag habe ich versucht, das Beste zu machen", sagte der 43-Jährige, der im vergangenen Jahr ein Haus in Zell (Lkr. Würzburg) mit Benzin begossen und angezündet hat. In seinem zehnminütigem "Letzten Wort" offenbarte er am Donnerstag vor dem Landgericht Würzburg das Seelenleben eines entwurzelten und gewalttätigen Mannes, der aus Kränkung das Lebenswerk einer Familie zerstört hat.
Seine Tat hatte im August in der Region Würzburg für Aufsehen gesorgt. Die Polizei hatte nach dem Mann gefahndet, nachdem in Zell lodernde Flammen und eine riesige Rauchsäule aus einem Gebäude aufgestiegen waren. Wie die Ermittlungen ergaben, hatte der Angeklagte das Gebäude und das Grundstück in Brand gesetzt, weil seine Ex-Partnerin mit dem gemeinsamen Sohn gegen seinen Wunsch in den Urlaub gefahren war. Der Mann stellte ihr ein Ultimatum, um Kontakt mit ihm aufzunehmen und schritt zur Tat, nachdem sie dieses verstreichen ließ.
Täter hatte in Aschaffenburg frühere Ex-Freundin mit Messer angegriffen
Spannungen hatte es offenbar schon davor gegeben zwischen der Familie der Ex-Partnerin und dem Kubaner, der auf eine bewegte Vergangenheit zurückblickt. Im Jahr 2005 war der Mann nach Europa gekommen, um in Italien eine Frau zu heiraten. Diese Ehe hielt jedoch nicht lange, er zeugte einen Sohn mit der nächsten Frau. Während dieser Zeit in Italien hielt er sich mit unregelmäßiger Beschäftigung über Wasser und wurde mehrfach wegen teils gewalttätiger Vergehen verurteilt. Schließlich lernte er eine Niederländerin kennen, verließ für sie seine damalige Partnerin und folgte ihr nach Holland.
2013 zog er dann nach Franken und machte auch hier bald Bekanntschaft mit der Justiz: In Nürnberg wurde er verurteilt, weil er den Ex-Freund einer Partnerin ins Gesicht geschlagen hatte. Zu einer Gefängnisstrafe wurde er im Jahr 2014 verurteilt, weil er in Aschaffenburg mehrfach mit einem Messer auf seine damalige Partnerin eingestochen und ihr dabei zahlreiche zentimeterlange Schnittwunden zugefügt hatte.

In Würzburg begann er nach seiner Haftstrafe die Beziehung mit der nun Geschädigten, deren Eltern sich schwer taten mit dem neuen Partner ihrer Tochter. "Die Eltern lehnten ihn völlig ab", beschreibt Verteidiger Klaus Spiegel das Verhältnis im Gespräch mit der Redaktion. Sein "freiheitsliebender" Mandant habe sich nicht gut einfügen können in die gutbürgerlichen Verhältnisse.
Brand in Zell hat 350.000 Euro Schaden verursacht
Vor Gericht wurden nun Videos der Überwachungskameras gezeigt, die die Familie aufgrund der zunehmenden Spannungen mit dem Mann installiert hatte. Den Videos ist zu entnehmen, wie zwischen gepflegtem Garten, Engel-Statuetten und einem mosaikverzierten Veranda-Bereich Flammen auflodern. Im Nachhinein aufgenommene Fotos zeigen das durch das Feuer völlig verwüstete Anwesen. Der Schaden wurde in der Verhandlung vor dem Würzburger Landgericht auf 350.000 Euro beziffert.

Auf Video nicht festgehalten, aber von der Familie live auf dem Smartphone im Italien-Urlaub verfolgt, wurde der Angeklagte während der Tat. Dieser hatte nicht versucht, seine Handlungen zu verbergen. Eine Zeugin hatte ihn mit der Tat konfrontiert, worauf er gleichgültig reagierte. Besonders skurril ist das Verhalten des Mannes im Vorfeld: Er hatte eine Polizeistreife danach gefragt, mit wie viel Jahren Freiheitsstrafe er rechnen müsse, wenn er ein Haus in Brand stecke.
Landgericht Würzburg: Tatmotiv war "zutiefst niedrig"
In seiner langen Erfahrung vor Gericht habe er so etwas noch nicht erlebt, sagte Richter Thomas Schuster dazu in seiner Urteilsverkündung. Verteidiger Spiegel hatte zuvor zwei Jahre auf Bewährung für seinen Mandanten gefordert. Diesem sei keine schwere Brandstiftung vorzuwerfen, weil Menschenleben durch dessen Handlungen nicht gefährdet worden seien. Staatsanwalt Tobias Kostuch hatte hingegen eine Freiheitsstrafe von acht Jahren und drei Monaten gefordert.
Am Ende verhängte das Gericht eine Strafe von acht Jahren wegen schwerer Brandstiftung in Tateinheit mit Sachbeschädigung, der Mann muss außerdem 350.000 Euro an die geschädigte Familie zahlen. Zwar sei die Beziehung des Täters zur Ex-Partnerin und ihrer Familie schwierig gewesen. "Und dennoch zeugt sie von seiner Einstellung zu Beziehungen, die in der Gesamtschau ein ganz bedenkliches Bild gibt", sagt Richter Schuster.
Zwar habe der Mann sich entschuldigt. Zu berücksichtigen sei jedoch auch die strafrechtliche Vergangenheit des Mannes, das Motiv sei zudem "zutiefst niedrig" gewesen. Die verhältnismäßig hohe Strafe sei daher angemessen.
Gegen das Urteil ist Revision möglich.
Eine schwere Kindheit in einem kommunistischen Land könnte man als Ursache vermuten.
Und was Ihr Hinweis auf die „deutschen Väter“ soll, die nach dem Krieg auch keine Straftäter geworden seien, bleibt ebenfalls schleierhaft. Nicht jeder, der Traumata durchlebt, dreht durch und zündet Häuser an - das ist richtig. Allerdings kann sich das Durchdrehen auch unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit bewegen, bspw. durch brutale Schläge gegen das eigene Kind oder die Frau, oder aber zum Alkoholismus führen. Oder sind Sie sich da wirklich so sicher, dass alle Heimkehrer so vorbildhaft waren, wie Sie behaupten?
Ach ja, und noch ein ergänzendes Wort zum Thema „Unsere Väter haben ja unser Land wieder aufgebaut“, das ich nicht müde werde auszusprechen, wenn es um jenes Narrativ der ach so edlen Trümmermänner und -frauen geht: „Unsere Väter haben unser Land wieder aufgebaut - das sie vorher in Schutt und Asche gelegt haben!“ Aber nach dem Krieg will ja niemand was gewusst haben…
Weil...."seine Ex-Partnerin mit dem gemeinsamen Sohn gegen seinen Wunsch in den Urlaub gefahren war"erklärt insoweit wenig.
Und: wenn Väter ohne Einverständnis mit gemeinsamen Kindern ins Ausland reisen, wird wegen Kindesentführung ermittelt und der Betreffende mit großem Bohei spätestens an der Grenze verhaftet. Und Mütter begehen allenfalls Taten aus "Verzweiflung".....
Man muss keine Sympathien für einen anachronistischen Macho-Kubaner haben, der Brandstiftung begeht, aber etwas mehr Horizont bei den seit Jahrzehnten nach gleichen Mustern und Stereotypen medial behandelten "Paar- und Kindschaftskonflikten" und zweckmäßig hocheskalierten "Trennungs"-Dramen wünsch ich mir 2023 dann doch....