zurück
Würzburg
Mieter in Würzburg ohne Wasser und Gas: Jetzt schaltet sich WVV ein und droht Vermieter mit rechtlichen Schritten
Der Gasanschluss von Familie Ashour aus Würzburg wurde laut WVV regelwidrig vom Hauseigentümer außer Betrieb genommen. Wie das Unternehmen jetzt vorgeht.
Die Würzburger Familie Ashour ist seit Wochen in ihrer Mietswohnung von Gas und Wasser abgeschnitten.
Foto: Privat | Die Würzburger Familie Ashour ist seit Wochen in ihrer Mietswohnung von Gas und Wasser abgeschnitten.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:31 Uhr

Nach der Veröffentlichung von Recherchen dieser Redaktion zu möglichem Mieter-Mobbing hat die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) sich nun aktiv in den Fall eingeschalten. Wie berichtet, ist die Wohnung einer Familie im Stadtteil Grombühl seit mehreren Wochen von Wasser und Gas abgeschnitten, weil der Hausgasanschluss außer Betrieb gesetzt und der Wasseranschluss unterbrochen wurde.

Nach Angaben von Vater Mohammed Ashour will der neue Vermieter das Haus kernsanieren und die Familie trotz des gültigen Mietvertrags aus der Wohnung vertreiben, um deutlich höhere Mietpreise verlangen zu können.

"Wir haben den Hauseigentümer schriftlich dazu aufgefordert, den Gashausanschluss wieder so instand zu setzen, dass der Kunde wieder mit Gas beliefert werden kann", sagt nun Jürgen Untch, Abteilungsleiter Messstellenmanagement bei der Mainfranken Netze GmbH (MFN), Netzbetreiber der Würzburger Stadtwerke. Beim Deaktivieren des Gasanschlusses habe es ungewöhnliche Vorgänge gegeben.

WVV Würzburg: Gasanschluss wurde regelwidrig außer Betrieb genommen

So habe der Hauseigentümer eine Firma beauftragt, den Hausanschluss außer Betrieb zu nehmen, ohne dass WVV und MFN darüber informiert worden seien. Ein Mitarbeiter der Firma sei vor Ort gewesen und habe den Gasanschluss in der falschen Annahme, dass das Haus nicht mehr bewohnt sei, unmittelbar außer Betrieb genommen. "Das ist nicht das normale Vorgehen", sagt Untch. Im Regelfall hätte die Firma einen Antrag bei der MFN stellen müssen. Stattdessen sei die MFN erst im Nachgang und auf Nachfrage über die Vorgänge informiert worden.

Aufgrund der außergewöhnlich belastenden Situation von Familie Ashour hat sich auch Andreas Öhrlein, Bereichsleiter des WVV-Kundenmanagements, mit der Angelegenheit befasst. Er sagt: "Wir haben durch die Berichterstattung erkannt, dass das keine normale Situation ist. Mir ist wichtig zu betonen, dass der Fokus des Konflikts nicht bei der WVV liegt. Der Netzbetreiber unternimmt alle möglichen Schritte, die Gasbelieferung wiederherzustellen." Mit der laut Familie Ashour weiterhin unterbrochenen Wasserzufuhr habe man sich ebenfalls befasst, so Öhrlein. Über die genaue Ursache, die wohl irgendwo in der Hausleitung liege, könne man jedoch nur mutmaßen.

Schöpfkelle und Eimer statt fließendes Wasser: Arwa Ahour kann sich nur mit Hilfe ihres Vaters waschen.
Foto: Privat | Schöpfkelle und Eimer statt fließendes Wasser: Arwa Ahour kann sich nur mit Hilfe ihres Vaters waschen.

Die Gaszufuhr von Familie Ashour wiederherzustellen, ist laut MFN-Messstellenmanager Jürgen Untch mit Schwierigkeiten verbunden. Die Leitungen im Haus seien verrostet und teilweise herausgerissen. Solange die Anlage noch betrieben wurde, habe sie nur veralteten Standards genügen müssen. Um wieder in Betrieb genommen zu werden, müsse die Anlage jedoch aktuellen Standards entsprechen – etwa bei der Dichtheit der Rohre und der erforderlichen Sicherheitsarmaturen. "Wir behalten uns vor, rechtliche Schritte einzuleiten", so Untch. "Es darf nicht sein, dass jemand einen Hausanschluss außer Betrieb setzt, ohne dass wir Bescheid wissen."

Ursache von gekündigtem Stromvertrag ist weiterhin nicht geklärt

Weitgehend zufrieden mit den Bemühungen des Versorgungsunternehmens zeigt sich Mieter Mohammed Ashour: "Die WVV ist sehr freundlich, man merkt, dass sie helfen wollen." Immer noch, so Ashour, sei jedoch nicht geklärt, wie die Kündigung des Stromvertrags zustande kam.

Zwischenzeitlich und ohne ihr eigenes Zutun war der Familie von der WVV der Strom abgestellt worden. "Ich will wissen, wer das gemacht hat", sagt der 48-Jährige. Die WVV hat sich dazu auf Nachfrage der Redaktion nur allgemein geäußert: In Würzburg käme es "häufig" vor, dass "der Eigentümer beziehungsweise die Hausverwaltungen" diesen Prozess übernehmen.

Die Redaktion hat den Vermieter, der mit seiner Immobilien-Investment-Firma "Gaba Group" in Würzburg und Frankfurt tätig ist, erneut um Stellungnahme zu den Vorwürfen rund um den außer Betrieb genommenen Gasanschluss gebeten. Die aktuelle Anfrage wurde nicht beantwortet. In einer früheren Antwort hatte der Vermieter geschrieben: "Die abenteuerlichen Behauptungen können wir leider nicht bestätigen und widersprechen diesen vehement."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Aaron Niemeyer
Gesellschaften mit beschränkter Haftung
Stadtwerke Würzburg
Versorgungsunternehmen
Väter
Würzburger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • zwang
    Bin jetzt etwas irritiert: Am Anfang des Artikels seht, Gas und Wasser seien abgestellt, wieder unten steht dann was von Gas und Strom!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten