Der 24-jährige Somalier, der Ende Juni in der Würzburger Innenstadt drei Frauen mit einem Messer getötet und mehrere Menschen teils schwer verletzt hat, konnte noch immer nicht zur Tat vernommen werden. Das bestätigte Klaus Ruhland, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München, am Donnerstag auf Anfrage dieser Redaktion.
Dass sich sein Mandant noch nicht geäußert habe, erklärte Pflichtverteidiger Hanjo Schrepfer noch im August, liege an dessen labilem Gesundheitszustand. Nun spricht Schrepfer von einer positiven Entwicklung: "Es sieht inzwischen so aus, als bekämen die Ärzte das Krankheitsbild meines Mandanten zunehmend in den Griff." Sein Zustand bessere sich deutlich. "Deshalb zeichnet sich allmählich ab, dass eine Vernehmung möglich wird." Hier sei man im Austausch mit den Ärzten.
Nach Recherchen dieser Redaktion war der 24-jährige Täter drogenabhängig, hatte wahnhafte Störungen und war in den vergangenen drei Jahren bereits fünf Mal zur Behandlung in der Psychiatrie, zuletzt Mitte Juni in Würzburg - kurz vor der Tat. Im Juli wurde er vom Gefängnis in ein psychiatrisches Krankenhaus außerhalb Unterfrankens verlegt.
Keine neuen Hinweise auf islamistisches Motiv
Laut Ruhland steht weiter "eine erhebliche psychische Erkrankung" des 24-Jährigen im Raum. Diese könnte dazu führen, dass Sachverständige zu dem Schluss kommen, dass der Täter schuldunfähig oder zumindest vermindert schuldfähig sein könnte. Die entsprechenden Gutachten stehen noch aus.
Unterdessen stellt sich weiter die Frage, ob die Tat islamistisch motiviert war. Bereits kurz nach dem Messerangriff hatten Ermittler einen islamistischen Hintergrund als naheliegend bezeichnet. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von einem "eklatanten Verdacht".
Dieser stützte sich auf Zeugenaussagen, wonach der Somalier während seiner Tat "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen haben soll. Nach seiner Festnahme soll er von seinem Beitrag zum "Dschihad", was unter anderem mit "Heiliger Krieg" übersetzt werden kann, gesprochen haben. "Weitere Anhaltspunkte für einen extremistischen Hintergrund haben sich in der Zwischenzeit nicht ergeben", teilt die Generalstaatsanwaltschaft nun mit.
Innenminister Herrmann: psychische Probleme oder religiöse Überzeugung
Auf die Frage, ob er einen islamistischen Hintergrund weiterhin für plausibel halte, erklärte Innenminister Herrmann gegenüber dieser Redaktion nun: Im Zuge der Ermittlungen werde noch "zu klären sein, ob die von Zeugen bestätigten islamistischen Ausrufe religiösen Überzeugungen oder psychischen Problemen zuzuordnen sind".
Die Ermittlungen der 130-köpfigen Sonderkommission "Main" sollen bis zum Herbst abgeschlossen sein.