
Dass Hülya Düber als CSU-Direktkandidatin im Wahlkreis Würzburg als Erste durchs Ziel gehen würde, daran konnte nach den Prognosen für die Union kein Zweifel bestehen. Blieb die spannende Frage, wie stark die Newcomerin punkten würde. Die gut 39 Prozent, die Düber für sich als Direktkandidatin einfuhr, und ein Zweistimmenanteil von etwa 36 Prozent sind ein achtbares Ergebnis, auch wenn letzteres etwas unterm Landesdurchschnitt liegt.
Und nun? Wie es für Dübers Konkurrenten Jessica Hecht von den Grünen und Aaron Valent von der Linken ausgeht, ist zum Redaktionsschluss noch völlig ungewiss. Sollten Valent und Hecht den Einzug verpassen, wird die Region Würzburg nach dem Ausscheiden Andrew Ullmanns (FDP) künftig nur mit einer Abgeordneten in Berlin vertreten sein. Wenn es so kommt, bedeutet die künftige Aufgabe für Hülya Düber nicht nur eine neue, sondern vor allem sehr breitgefächerte Herausforderung. Als einzige Würzburger Abgeordnete würde sie auch jene rund 60 Prozent zu vertreten haben, die ihr am Sonntag nicht die Stimme gegeben haben.
Die neue Würzburger Abgeordnete könnte soziale Themen ins Blickfeld rücken
Inhaltlich besteht die Chance, dass mit der bisherigen Würzburger Sozialreferentin Themen im Parlament Gehör finden, die im Wahlkampf angesichts eines zuletzt alles übertönenden Migrationsthemas kaum noch durchgedrungen sind: ein Pflegesystem etwa, das Betroffene und ihre Familien nicht arm macht, oder bezahlbarer Wohnraum für die breite Mehrheit der Bevölkerung – gerade im Ballungsraum Würzburg ein Problem, das geradezu nach Aufmerksamkeit schreit.
Die CSU in der Region Würzburg sollte Dübers Ergebnis zugleich nicht nur als den erwarteten Wahlerfolg, sondern auch als Chance begreifen, nach dem konfrontativen Wahlkampf Politik über die Gräben hinweg zu machen. Denn die 47-jährige Düber, die nicht als beinharte Konservative gilt, ist bis ins linksliberale Lager vermittelbar, und das, ohne bürgerliche Werte infrage zu stellen.