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Würzburg
Meinung: Eigentum verpflichtet – daran muss man einige Würzburger Hausbesitzer bei Schotter-Vorgärten erinnern
Müssen sich Staat und Stadt in Vorgärten einmischen? Unsere Autorin hat sich in Würzburg und Umgebung umgeschaut und meint: Ja. Manche Hauseigentümer brauchen Regeln.
Ein Schottergarten mit Buddha vor einem Mehrfamilienhaus in der Würzburger Sanderau. Vor einigen Jahren war hier noch ein begrünter Vorgarten. 
Foto: Patty Varasano | Ein Schottergarten mit Buddha vor einem Mehrfamilienhaus in der Würzburger Sanderau. Vor einigen Jahren war hier noch ein begrünter Vorgarten. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 24.08.2024 02:39 Uhr

Die Stadt Würzburg will sich weiter mit einer eigenen Satzung um die Gestaltung von Gärten kümmern. Dass der Stadtrat jetzt beschlossen hat, gegen die von der bayerischen Regierung beschlossenen Abschaffung von konkreten Regeln zu protestieren, ist eine gute Nachricht. Denn diese sind notwendig.  

Man kann Vorteile von Schottergärten anführen: Diese brauchen weder Pflege noch Wasser. Darf man Hauseigentümern zumuten, dass sie auf diese Vorteile verzichten und Büsche, Bäume oder Blumen pflanzen und pflegen müssen?  Sollte nicht jeder die Freiheit haben, in seinem Garten machen zu können, was er will?   

Nein. Denn diese Freiheit geht auf Kosten von Klima, Umwelt und Ästhetik –und damit auf Kosten von uns allen.     

"Gärten des Grauens" stören auch die Nachbarn

Bedeckt Schotter den Boden und wachsen dort keine Pflanzen, heizt das die Umgebung ähnlich auf wie Asphalt. In grünen Gärten sorgen Pflanzen und Erdboden für Verdunstungskühlung und Schatten. Besonders in dicht besiedelten Stadtteilen wie der Würzburger Altstadt oder im Stadtteil Sanderau wird Grün in der Klimakrise immer wichtiger. Und gerade dort beobachtet die Stadtverwaltung eine "sukzessive Umwandlung" von Vorgartenzonen in befestigte Flächen und Schottergärten. 

Diesen Trend gibt es auch in Baugebieten in Würzburg und Umgebung. Dort ist es zwar weniger heiß, als in der Stadt, aber Lebensraum für Tiere bietet der Schotter auch dort nicht. Und grauenvoll anzuschauen sind die "Gärten des Grauens" vor Neubauten genauso wie vor Altbauten in der Sanderau. Der Ärger von Anwohnerinnen und Anwohnern über die Asphaltierung eines Vorgartens in der Arndtstraße in diesem Frühjahr zeigt, dass diese sich um ihre Wohnqualität sorgen.        

Einige Bundesländer verbieten Schottergärten

Die Länder Hessen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein verbieten seit einigen Jahren das Anlegen von Schottergärten. Warum tut das der Freistaat Bayern nicht?

In einer idealen Welt könnte man die Hauseigentümer, denen Klima und Ästhetik egal zu sein scheint, mit positiven Vorbildern, Argumenten oder finanziellen Anreizen umstimmen. In unserer Welt funktionieren solche Versuche nicht, wie man zum Beispiel in Kitzingen sieht: Die Stadt vergibt eine Prämie für die Umwandlung von Schotter- in grüne Gärten, aber nachgefragt wird diese nicht.   

In einer idealen Welt bräuchte es für die Gestaltung von Gärten auch deshalb keine staatlichen oder städtischen Gebote, weil sich Menschen, die in der glücklichen Situation sind, ein Haus zu haben, an moralische Regeln halten. "Eigentum verpflichtet". So steht es im Grundgesetz. Und weiter: "Sein Gebrauch soll dem Wohle der Allgemeinheit dienen." Da das jedoch bei manchen in Vergessenheit geraten ist, müssen sich Behörden in Vorgärten einmischen.

 
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  • Heike Pauline Grauf
    Mehr Grün in die Stadt? Natürlich muss da die Stadt - und die Städte - mit gutem Beispiel voranschreiten. Da wurden in Grafenrheinfeld am Freitag für Abermillionen die Kühltürme gesprengt. Warum eigentlich? Sie kühlen doch, zumindest könnte man das durch die Namensgebung vermuten. Und genau das brauchen wir wegen der Klimaerwärmung doch. Es wäre sinnvoller, in Würzburg die VR-Bank und das Baumzerstörertheater mit dem verdörrten Schmalspur-Grünzeug an der kahlen Seite in die Luft zu sprengen. Denn wir brauchen weder den Koloss von Euros, noch die hässliche VR-Bank. Wir brauchen ehrliche Atomenergie im eigenen Land statt sie verlogen von woanders zu importieren. Oder Solarzellen auf jedem Dach. Oder. Oder. Oder. Auf jeden Fall mehr Grün. Außer das Camouflagegrün in der Politik.
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  • Erik Reitter
    Sehr geehrte Frau Göbel, vielen Dank für Ihre Meinung, die meines Erachtens sehr schön und treffend zusammenfasst, wo die Prioritäten liegen sollten und warum das freiwillig, vor allem wenn es die Allgemeinheit betrifft, so manches Mal nicht funktioniert.
    Gott sei Dank gibt es in Würzburg und vielen Gemeinden auch noch viele positive Beispiele.
    Wie absurd halte ich jedoch den Gedanken, durch die Abschaffung von kommunalen Satzungen Bürokratie abbauen zu wollen. Satzungen schaffen, heruntergebrochen auf die kommunalen Besonderheiten einer Gemeinde oder Stadt, rechtlich Sicherheit für Planer und Eigentümer und sind beschlossen durch eine Mehrheit im Stadt- oder Gemeinderat Ausdruck von Demokratie.
    Allen noch schöne Sommertage im Schatten von kühlendem Grün.☀️🙋‍♂️🌳
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  • Robert Hippeli
    Es wird sich zeigen ob die Kommunen mit ihren Gestaltungssatzung bei sich selbst auch so konsequent sind wie beim Eigentum und den Kosten anderer.

    Das wird spannend!

    Und wenn der Regulierungswahn sich so fortsetzt braucht man sich nicht wundern, wenn keiner mehr Wohnraum schafft.

    Und wer soll sonst Wohnraum schaffen? Kommunen, Behörden, Kirche, Betriebe und Gewerkschaften hab sich da längst zurückgezogen
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  • Lars Hoffmann
    Das trifft in zweierlei Hinsicht nicht zu : Sowohl Genossenschaften als auch die kommunale Stadtbau schaffen nach wie vor neuen Wohnraum - die privaten halten sich zurück ( sicher nicht wegen Vorgärtenthemen)

    und die gebäudenahe Bepflanzung der Stadtbau ( grün und farbenfroh , insektenfreundlich und gleichzeitig wenig pflegeintensiv ) gilt bei Bewohnern und Fachleuten als vorbildlich

    schade , dass so etwas über Vorschriften geregelt werden muss - aber bei den meisten Eigentümern fehlt leider Fachkenntnis und gleichzeitig ökologisches Verantwortungsbewußtsein

    Hans Sartoris
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  • Robert Hippeli
    Ja es stimmt, die Wohnbau baut Wohnungen und übernimmt Wohnungen.
    In Summe bin ich mir bei den genannten Körperschaften sicher, es entstehen zu wenig ZUSÄTZLICHE Wohnungen.
    Und je mehr bei uns reguliert wird, um somehr klafft Nachfrage und Bestand auseinander.
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  • Helmut Vierneusel
    Hallo Frau Göbel

    Gerade die Stadt Würzburg hat mit der Gesetzesänderung in München so "Große Angst", daß sie den Eigentümern, keinerlei oder nur eingeschränkte Vorschriften machen dürfen/können.

    Die Stadt ist auch immer bemüht den Eigentümern zu oktroyieren was gut für das Stadtklima ist.

    Selbst aber wird in Würzburg, Kehrmaschinen gerecht, versiegelt was das Zeug hält.
    Man kann ja auch über den Fall in der Sanderau, asphaltierter Streifen/Vorgarten trefflich streiten, nur machen diese Streifen die Versiegelung der Stadt niemals wett.

    Wahrscheinlich ist die Denke der Stadtverwaltung.

    Je mehr die Eigentümer begrünen müßen desto mehr kann die Stadt selbst zu pflasten oder asphaltieren, zur einfacheren Reinigung durch Kehrmaschinen.

    Von daher muß auch die Stadt Würzburg mehr unternehmen um die Hitze
    zu minimieren, anstatt immer mehr Pflaster etc. zu verbauen.

    Da nützen auch die 3 Bäume mit Bänken für die läppischen Millionen am
    Grafeneckart/Alte Mainbrücke​ nichts.
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  • Jo Schmitt
    Hallo Herr Vierneusel,

    > Die Stadt ist auch immer bemüht den Eigentümern zu oktroyieren was gut für das Stadtklima ist.

    Die Aussage ist nicht fair.
    Denken Sie an die vom Stadtrat angedachte und hier in der MAINPOST berichtete Erweiterung der Fußgängerzone um den Rest von Sterngasse und Plattnerstraße sowie der Umwandlung in eine Fußgängerzone mit deutlicher Begrünung von "Am Bruderhof".
    Das, sehr geehrter Herr Vierneusel, wurde zurückgestellt, da es massiven Widerstand gegen diese (vernünftige) Erweiterung der Fußgängerzone mit deutlicher Begrünung des Bruderhofs gab (Unterschriftensammlung).

    Ich bitte um Ihe Antwort!
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  • Helmut Vierneusel
    @ Herr Schmitt

    Da gebe ich Ihnen natürlich teilweise Recht. Das ist ja auch kein rein Würzburger
    Problem, denn auch in anderen Städten werden solche Projekte verhindert.

    Hat die Stadt nicht genügende Möglichkeiten um z.Bsp. den Theater Platz
    so zu gestalten wie "ER" auch geplant war.
    Der Obere- und Untere Markt inklusiv der Eichhorn- und Spiegelstraße wurden zu einer Stein/Pflasterwüste umgestaltet.
    Diese Aufzählungen liesen sich noch weiterführen.

    Mir fehlt daher persönlich der Glaube an der Intention der Stadt Würzburg . Es müssen ja keine Bäume sein die "Freier Wildbahn 15 - 25 Meter hoch
    und 10 - 15 Meter breit" werden.
    Dafür gibt es bestimmt Möglichkeiten/Baumarten die in der Größe passend sein könnten. Es gibt Beispiele dafür von anderen Städten. Es müsste halt gewollt sein. Auch die jährliche Frühjahrsaktion "Blumenampel", mit dem Aufruf, diese mit Spenden für Bepflanzung und Giesen zu installieren, hat was.

    Entweder ich kann oder lasse es und mach keinen auf Dicke Hose.
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  • Christine Gerhardt
    Danke Frau Göbel, sehr treffend! 👍🏻
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  • Ulla Friedrich
    Die Stadt Würzburg sollte zuerst die Fläche rund um das Polizeipräsidium in der Augustiner Straße begrünen! bevor sie die Hauseigentümer dazu zwingt, die Schottergärten aufzulassen
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  • Jo Schmitt
    Sehr geehrte Frau Friedrich,

    ich erlaube mir Sie auf etwas hinzuweisen. Nämlich den Umstand, daß ein nicht unerheblicher Teil der Fläche als Stellplatzfläche verfügbar sein muß. Auch ich hätte es - nichtsdestotrotz - lieber, daß es - außer den Bäumen - mehr Grün auf diesem Areal gäbe. Anregung: Wenden Sie sich doch mit ihrer Bitte an den Freistaat Bayern in dieser Sache ... Der ist da nämlich zuständig.

    PS: Es handelt sich in der Augustinerstraße nicht um das PolPräs. Das ist in der Zellerau in der Frankfurter Straße. Und dort gibt es auch mehr Grün ...
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  • Susanne Roos
    Warum nicht beides?
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  • Erik Reitter
    …sehr geehrte Frau Friedrich, ich meine das Polizeipräsidium fällt in die Zuständigkeit des staatlichen Bauamtes. Und selbst wenn… Wäre damit das Problem gelöst?
    Ich finde die Haltung der Stadt und des bayerischen Städtetages ist absolut nachvollziehbar.
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