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RÖTTINGEN
Mehr Zuschauer bei den Frankenfestspielen
Wo seit Mitte August eine Großbaustelle, ist sollen bereits am 20. Mai 2018 die Frankenfestspiele eröffnet werden.
Foto: GERHARD MEISSNER | Wo seit Mitte August eine Großbaustelle, ist sollen bereits am 20. Mai 2018 die Frankenfestspiele eröffnet werden.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:27 Uhr

13 351 zahlende Zuschauer bei den Röttinger Frankenfestspielen 2017, 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr - eigentlich hätten Bürgermeister Martin Umscheid und Intendant Knut Weber allen Grund, mit der abgelaufenen Spielzeit rundum zufrieden zu sein. Wenn da nicht die lange Liste unbefriedigter Kartenwünsche wäre.

Für Knut Weber war es ein erfolgreicher Einstand als Chef der Frankenfestspiele. Im Herbst vergangenen Jahres hatte der Intendant des Stadttheaters Ingolstadt die Gesamtleitung der Röttinger Spiele übernommen. Zu verdanken ist dieser Debüt-Erfolg vor allem dem Musical „My Fair Lady“. Der Klassiker wurde zum Kassenschlager und lockte 5917 Zuschauer in den Röttinger Burghof.

Es hätten gut 1000 mehr sein können, so Bürgermeister Martin Umscheid in einer Pressekonferenz zur Festspielbilanz. Ab der dritten Vorstellung war jeder Abend ausverkauft

Einige hundert Interessenten hatten sich auf die Warteliste setzen lassen. Intendant Weber hatte sich deshalb um zwei Zusatzvorstellungen bemüht. Der Versuch scheiterte, weil einige der Schauspieler in der Zeit zwischen den Aufführungen schon anderweitige Verpflichtungen hatten. „Ärgerlich“, sagt Bürgermeister Umscheid.

Ärgerlich auch die Folgen des unsteten Wetters. Zweimal musste die „Lady“ wegen Regens vom Burghof in die Burghalle umziehen. Weil die weniger Platz bietet, gab es für die hinteren Ränge Gutscheine für eine Vorstellung im kommenden Jahr. Vor allem viele derjenigen, die von weither nach Röttingen angereist waren, machten ihrem Unmut Luft. Umscheid bedauert: „Es ging nicht anders, andernfalls hätten wir die Vorstellung komplett absagen müssen.“

Inzwischen ist Knut Weber aber eine Lösung eingefallen. „Es gibt vorsichtige Überlegungen, ob man die Lady nicht nächstes Jahr nochmal spielen soll“, sagt er. Zum Beispiel in zwei zusätzlichen Aufführungen abseits vom normalen Spielplan. Fest versprechen will Weber aber noch nichts.

Um Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ musste sich der Intendant solche Sorge nicht machen. Mit 3612 Zuschauern war die Nachfrage nach dem Bettler-Stück aus den 20er Jahren eher verhalten. Von einer Enttäuschung will Knut Weber trotzdem nicht sprechen.

Die moderne Inszenierung sei ein Versuch gewesen. „Erwartungsgemäß war die Resonanz ganz unterschiedlich“, sagt Weber. „Das war ein Experiment, und dafür stimmen die Zahlen. Auch am Volksstück „Der Brandnerkaspar schaut ins Paradies“ gibt es nichts zu mäkeln. 3822 Zuschauer für ein Schauspiel, das sei „überraschend gut“, so Weber.

Insgesamt habe er so in seiner ersten Spielzeit ein gutes Gefühl bekommen, was in Röttingen ankommt und was nicht. Und wie dieses Rezept aussieht? Ein Musical als Zugpferd, das sei unverzichtbar, meint der Intendant. Den Schauspiel-Part sieht er bestens durch Volksstücke vom Stil des „Brandnerkaspar“ vertreten.

„Die Schauspiel-Literatur ist voll davon, es kommt drauf an, wie sie gemacht sind.“ Und dann bleibt immer noch Luft für ein drittes Hauptstück, das den künstlerischen Anspruch der Festspiele unterstreicht und neues Publikum für Röttingen erschließt.

Diese Rolle könnte im kommenden Jahr das Musical „Spamelot“ übernehmen. Es ist die Umsetzung des Kultfilms „Die Ritter der Kokosnuss“, einer rabenschwarze Parodie der britischen Comedy-Truppe Monty Python auf das mittelalterliche Rittertum. Die effektvolle Inszenierung am Stadttheater Ingolstadt hat vor allem das jüngere Publikum begeistert, sagt Weber. Einen ähnlichen Erfolg wünscht er sich für Röttingen.

Mit dem musikalischen Schauspiel „Die Drei von der Tankstelle“ und dem Singspiel „Im weißen Rössl“ setzt Weber hingegen wieder auf zwei Stücke mit Ohrwurmcharakter, deren Erfolg beim Publikum programmiert sein dürfte.

Eine beachtliche Bilanz kann auch das Junge Theater vorweisen, das Weber bei den Frankenfestspielen als eigene Sparte unter der Leitung von Frederike Faust etabliert hat. Mit neun Schulen in der Region arbeitet die Wahl-Röttingerin inzwischen fest zusammen. Von Theater-Workshops über die szenische Aufbereitung schulischer Pflichtlektüre bis zu eigenständigen Inszenierungen reicht das Angebot an die Schulen.

„Für die Frankenfestspiele ist das theaterpädagogische Programm eine große Bereicherung“, sagt Knut Weber. Schließlich habe Röttingen damit ein Alleinstellungsmerkmal vor den übrigen Festspielen der Region erworben. Und ganz ohne Eigennutz ist das Engagement auch nicht.

Neben der Realschule am Maindreieck in Ochsenfurt und der Röttinger Grundschule wird im kommenden Jahr auch das Gymnasium Weikersheim eine eigenständige Inszenierung im Rahmen der Röttinger Kinderfestspiele bestreiten.

Es sieht also alles nach einem bestellten Feld aus, auf dem Knut Weber die Ernte nicht mehr lange wird einfahren können. Nach der nächsten Spielzeit wird für ihn Schluss sein in Röttingen. Sein heimisches Stadttheater in Ingolstadt soll in den kommenden Jahren umfassend saniert und erweitert werden. Da könne er sich nicht in dem Maß um die Frankenfestspiele kümmern, wie er es für erforderlich hält, sagt Weber, und hat deshalb um die vorzeitige Auflösung seines Vertrags gebeten.

Im Hintergrund hat die Suche nach einem Nachfolger bereits begonnen, so Bürgermeister Martin Umscheid. Mehr beschäftigen ihn derzeit aber die Bauarbeiten an der Spielstätte. Der Anfang der 70er Jahre eingestürzte Ostflügel der Burg Brattenstein soll wieder aufgebaut werden.

An die Stelle eines provisorisch überbauten Schutthaufens tritt eine offenen Halle, die knapp 200 Zuschauern Platz bietet und auch außerhalb der Festspielzeit für Veranstaltungen genutzt werden kann.

Am Tag nach der letzten Vorstellung rückten im August die Bauarbeiter an. Bis zur offiziellen Eröffnung der Spielzeit 2018 am 20. Mai muss die Maßnahmen mit einem Kostenumfang von über zwei Millionen Euro fertig sein.

Blicken zufrieden auf die abgelaufene Spielzeit der Röttinger Frankenfestspiele zurück: Intendant Knut Weber, die Leiterin des Jungen Theaters Frederike Faust und Bürgermeister Martin Umscheid.
Foto: Gerhard Meißner | Blicken zufrieden auf die abgelaufene Spielzeit der Röttinger Frankenfestspiele zurück: Intendant Knut Weber, die Leiterin des Jungen Theaters Frederike Faust und Bürgermeister Martin Umscheid.
 
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  • gmeissner
    So ist's gedacht. Die überdachten Plätze sollen sogar noch schöner und komfortabler werden als bisher. Ich denke, Ihren künftigen Besuchen steht nichts im Weg.
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  • herbert.zorn@web.de
    HOFFENTLICH BLEIBEN DIE ÜBERDACHTEN SITZPLÄTZE IM HINTERGRUND!!!!!
    BITTE BEACHTEN, SONST KOMMEN WIR NICHT MEHR:
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