In einer Pressekonferenz stellte der neue Intendant der Frankenfestspiele Knut Weber sein Konzept vor, und er setzt dabei ganz auf die fränkische Karte. Süddeutsch geprägtes Volkstheater und zeitgenössische, genreübergreifende Produktionen sollen der Markenkern werden, mit dem sich die Frankenfestspiele von den übrigen Theaterfestivals im Land unterscheiden wollen. Und Weber legt, mehr noch als seine Vorgänger, Augenmerk auf die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen.
In der Reihe seiner Vorgänger fällt an Knut Weber vor allem eines auf: Er stammt nicht aus Österreich und er ist kein gelernter Schauspieler. Der Rheinländer hat Theaterwissenschaften und Germanistik studiert und verbrachte die größten Teil seiner beruflichen Laufbahn in Baden-Württemberg: als Dramaturg, Schauspieldirektor und Intendant an verschiedenen Häusern wie dem Landestheater Tübingen, dem Theaterhaus Stuttgart und dem Badischen Staatstheater Karlsruhe.
Erfahrung mit Franken
Als Intendant am Stadttheater Ingolstadt seit 2011 hat er mit dem dortigen städtischen Kulturreferenten Gabriel Engert einen gebürtigen Würzburger vor sich. Die Erfahrung mit Franken und Schwaben könnte ihm im Grenzgebiet zwischen Bayern und Baden-Württemberg gelegen kommen.
Die Stadt Röttingen hat den 63-Jährigen im Frühjahr als Nachfolger für die beiden künstlerischen Leiter Walter Lochmann und Sascha Oliver Bauer verpflichtet. Er soll künftig auch die wirtschaftliche Gesamtverantwortung für die Frankenfestspiele tragen. Künstlerisch will Weber neue Akzente setzen, ohne das angestammte Publikum zu vergraulen.
Beispiel dafür ist eine zeitgenössische, eher musicalhafte Bearbeitung der Oper „Hänsel und Gretel“, für die sich Weber den bisherigen Musikdirektor Walter Lochmann mit ins Boot geholt hat. Daneben stehen Klassiker wie die „Dreigroschenoper“ von Kurt Weill und Bertolt Brecht und das Volksstück „Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies“ auf dem Spielplan 2017.
Die kurze Saison zwischen Ende Juni und Mitte August soll aber bei weitem nicht alles sein, was Weber in Röttingen bieten will. Das ganze Jahr über, am besten einmal im Monat, will er zu Theater- und Musikveranstaltungen im kleineren Rahmen einladen und bedient sich dabei aus dem Repertoire des Ingolstadter Stadttheaters.
Deutlich wird die Handschrift des neuen Intendanten vor allem beim Kinder- und Jugendtheater. Für die Kinderfestspiele hatte sich Röttingen bisher ein Tourneetheater eingekauft. Weber will das Junge Theater als festen Bestandteil der Frankenfestspiele etablieren und setzt dabei auf seine Erfahrung, unter anderem bei der Gründung einer Jugendsparte in Ingolstadt.
Musische Fächer seien im Schulalltag der vergangenen Jahre immer mehr in den Hintergrund gedrängt worden, sagt Knut Weber und fügt trotzig hinzu: „Dagegen müssen wir etwas tun.“ Schließlich gehe es nicht nur um den Bildungsauftrag, den öffentlich gefördertes Theater hat, sondern auch um das erwachsene Publikum von morgen.
Schulen angesprochen
Frederike Faust, einst als Schauspielerin nach Röttingen gekommen und inzwischen mit dem Bürgermeister verheiratet, soll Weber bei der Jugendsparte federführend zur Seite stehen. In den vergangenen Wochen hat sie 54 Schulen und Kindergärten im Umkreis angesprochen. Sie will schulischen Theatergruppen Rat und Unterstützung anbieten, aber vor allem die Verbindung zu den Frankenfestspielen herstellen.
Von der theaterpädagogischen Aufarbeitung der Hauptstücke im Unterricht über die Begleitung der Probenarbeit bis zur Nachbesprechung der Aufführung reicht das Angebot. Knut Weber vertraut dabei auf die Unterstützung der Theaterpädagogin am Jungen Theater in Ingolstadt. Das Interesse der Schulen sei groß, erzählt Frederike Faust, und ebenso groß die Verwunderung vieler Lehrkräfte, dass dieses Angebot kostenlos sein soll. Dabei wollen auch die Frankenfestspiele von der Zusammenarbeit in Schulen profitieren, wie die Stücke der kommenden Spielzeit zeigen.
Anfang Mai ist das Jugendmusical „Die Schneekönigin“ auf der Röttinger Freilichtbühne zu sehen, gespielt von der Theatergruppe der Realschule Ochsenfurt. In der Realschule hatte das Team der Frankenfestspiele schon in den Vorjahren Musical-Workshops veranstaltet. Darauf kann man jetzt aufbauen und den Schülern zugleich die Gelegenheit geben, ihr Können vor großem Publikum zu beweisen.
Ähnlich ist es mit dem Kinderstück „Prinz Owi lernt König“, das die Grundschule Röttingen Mitte Mai in Szene setzt. Letztes Jahr zeigten die Grundschüler bereits das Singspiel „Der kleine Tag“ nach der Musik von Rolf Zuckowski. Eltern und Lehrer leiteten die Probenarbeit, bauten die Kulissen und sorgten für eine gelungene Inszenierung.
Organisatorisch und personell gehen mit dem Intendantenwechsel ebenfalls Veränderungen einher. Für Maske, Kostüme und Bühnenbild baut Knut Weber auf vertraute Kollegen. Zur besseren Betreuung des Ensemblemitglieder hat er ein künstlerisches Betriebsbüro eingerichtet, betreut von der städtischen Mitarbeiterin Susann Guttmann. Weiter aufbauen will er auf das von seinen Vorgängern gegründete Extra-Ensemble mit Laienschauspielern aus der Region, die in Nebenrollen an der Seite der Profis agieren.
Bekanntes Gesicht
Wer in den Hauptrollen zu sehen sein wird, will Knut Weber noch nicht verraten. Das Casting sei zwar weitgehend abgeschlossen, aber die Verträge noch nicht unterschrieben. Auf ein bekanntes Gesicht können sich die Festspielbesucher aber schon heute freuen: Miro Nemec, alias Tatort-Kommissar Ivo Batic, wird mit seiner Band beim Starkonzert am 18. Juli in Röttingen zu Gast sein. Nemec hatte Musik studiert und als Fachlehrer gearbeitet, bevor er ins Schauspielfach wechselte. Mit seiner Band aus dem oberfränkischen Hof spielt er heute vor allem Rock-Oldies.
Eintrittskarten für die Festspiele sind bereits jetzt erhältlich, Tickets für das Starkonzert ab 24. Oktober; Tourist-Information Röttingen, Tel. (0 93 38) 97 28 55, oder unter www.frankenfestspiele.de.