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Würzburg
Max-Planck-Gruppe in Würzburg: Wie Forschende aus mehr als 20 Ländern das Immunsystem besser verstehen wollen
Es geht nicht nur um Therapien gegen Krebs: Das menschliche Immunsystem ist bei fast jeder Erkrankung beteiligt. In Würzburg wächst die Spitzenforschung auf diesem Gebiet.
Prof. Wolfgang Kastenmüller (links) und Prof. Georg Gasteiger leiten als Direktoren das Institut für Systemimmunologie der Uni Würzburg und die dazugehörige Max-Planck-Forschungsgruppe. 
Foto: Thomas Obermeier | Prof. Wolfgang Kastenmüller (links) und Prof. Georg Gasteiger leiten als Direktoren das Institut für Systemimmunologie der Uni Würzburg und die dazugehörige Max-Planck-Forschungsgruppe. 
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 10.12.2024 02:38 Uhr

Der Name steht für exzellente Wissenschaft und Forschung: Nach Max Planck, Physiker und Nobelpreisträger, ist Deutschlands führende außeruniversitäre Forschungsorganisation benannt. Geforscht wird an der Max-Planck-Gesellschaft in 84 eigenen Instituten – und in drei Max-Planck-Forschungsgruppen in Zusammenarbeit mit Universitäten. Eine davon gibt es seit 2020 in Würzburg und erforscht das Immunsystem.

Worum es dabei geht und wie die Erfolgsgeschichte fortgesetzt werden soll.

Was ist eigentlich eine Max-Planck-Forschungsgruppe?

Mit der Einrichtung von Forschungsgruppen stärkt die Max-Planck-Gesellschaft auf wichtigen Gebieten die Zusammenarbeit mit Universitäten. Anders als bei den eigenen Max-Planck-Instituten liegt die Verwaltung und Trägerschaft bei der jeweiligen Universität. In Würzburg hat der Freistaat für eine zunächst fünfjährige Laufzeit 25 Millionen Euro in die Forschungsgruppe investiert.

Neben der Forschungsgruppe für Systemimmunologie an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) gibt es in Deutschland nur noch zwei Max-Planck-Forschungsgruppen für Marine Geochemie und Marine Isotopengeochemie an der Universität Oldenburg. 

Was erforscht die Würzburger Max-Planck-Gruppe?

Es geht um das menschliche Immunsystem und wie es funktioniert – ein zukunftsträchtiges Thema, nicht erst seit der Corona-Pandemie. Mehr als 50 Forschende aus 24 Ländern erkunden in der Würzburger Gruppe die Grundlagen einer Immunantwort des Körpers gegen Infektionserreger, chronisch entzündliche Erkrankungen oder Tumore.

Im Mittelpunkt stehen Fragen wie: Welche Rolle spielen Ernährung und Umweltfaktoren für das Mikrobiom im Darm? Warum verhält sich die Immunzelle im Darm anders als zum Beispiel in der Lunge oder im Gehirn? Wie passen sich Immunzellen also an ihre Umgebung an? Die gewonnenen Erkenntnisse sollen bei der Entwicklung neuer Impfstoffe und Therapien helfen.

"Das Immunsystem ist fast bei jeder Krankheit beteiligt", sagen Prof. Georg Gasteiger und Prof. Wolfgang Kastenmüller, die Gründer und Direktoren der Forschungsgruppe sowie Inhaber der Lehrstühle für Systemimmunologie. Sie wollen die "großen Rätsel" des Immunsystems verstehen und herausfinden, wie die Zellen kommunizieren. Dabei kommt auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz.

Spezialist ist hier der Physiker und Bioinformatiker Prof. Dominic Grün, der über die Hightech Agenda des Freistaats in das neu gegründete Institut für Systemimmunologie eingebunden wurde. Dort ergänzen sich Forscher aus der Medizin, Biologie, Physik und Informatik.

Im Auftrag der Max-Planck-Gesellschaft hat ein internationales Expertengremium die Forschungsgruppe begutachtet und mit ihren innovativen Ansätzen für exzellent befunden. Über 100 wissenschaftliche Arbeiten in internationalen Journalen wurden schon veröffentlicht, auch fünf ERC-Grants als renommierteste europäische Forschungspreise konnte man holen.

Warum ist eine solche Gruppe so wichtig für den Forschungsstandort?

Das Würzburger Institut für Systemimmunologie ist untergebracht in einem Uni-Gebäude an der Versbacher Straße. Die Bewerbungen zeigen, dass eine Max-Planck-Forschungsgruppe für ehrgeizige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt attraktiv ist: "Die Leute fühlen sich willkommen in Würzburg und erleben ein hohes Forschungsniveau, das spricht sich herum", sagt Leiter Wolfgang Kastenmüller. "Wir wollen das Momentum nutzen", ergänzt Georg Gasteiger mit Blick auf das wachsende Forschungsnetzwerk in Würzburg.

Dass die Uniklinik Würzburg zu einem Standort des Nationalen Tumorzentrums wurde, hat viel mit der Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs und Hautkrankheiten zu tun. Hier bringen sich die Max-Planck-Leute ebenso ein wie in die Zusammenarbeit mit dem Helmholtz Zentrum für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI). Dazu kommt eine enge Verbindung zum KI-Zentrum der Universität. Sämtliche Akteure profitieren voneinander, die außeruniversitären Einrichtungen stärken den Forschungsstandort Würzburg.

Bleibt die Max-Planck-Gruppe in Würzburg bestehen?

Offiziell zum 1. Januar 2020 gestartet, war die Forschungsgruppe zunächst auf fünf Jahre befristet und wurde aufgrund des Erfolges um zwei Jahre verlängert. Danach könnte sie entweder von der Uni weitergeführt werden oder – darauf hofft man in Würzburg – in ein eigenständiges Max-Planck-Institut überführt und weiter ausgebaut werden. Universität und Uniklinik bemühen sich darum. Ein Vorbild dafür ist das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen.

Die Forschenden haben nach Ansicht der Gutachter und auch der beiden Chefs eine richtige Dynamik entfacht, viele Projekte laufen. "Der Anfang ist geschafft", sagt Georg Gasteiger, "eigentlich geht's jetzt erst richtig los."

 
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