Erwin Pfeuffer ist nachdenklich. Und verärgert. "Es ist ein unzumutbarer Zustand, dass unsere Grund- und Mittelschulen so heruntergekommen sind", sagt der Schulamtsdirektor. Die Sanierung der Schulen sei seit vielen Jahren, "wenn nicht Jahrzehnten", überfällig. In seinem Amt ist Pfeuffer für alle staatlichen Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis Würzburg zuständig. Schon seit vielen Jahren versuche er auf das Thema aufmerksam zu machen, "kaum etwas hat sich seitdem verbessert".
Bei Besichtigungen in den Schulen habe er sich selbst ein Bild gemacht, fotografiert und dokumentiert. Marode Fenster und Türen, alte und schmuddelige Toiletten, kaputtes Inventar in den Klassenräumen und viele Gefahrenstellen auf dem Schulhof: "Die Schulgebäude, die teils aus der Jahrhundertwende, den Dreißiger, Fünfziger- Sechziger- und Siebziger Jahren stammen, sind abgewirtschaftet und sichtlich renovierungsbedürftig", beschreibt er. Eine energetische Sanierung habe größtenteils nie stattgefunden.
"Leider scheint in der Politik der Blick auf die wichtigen Pflichtaufgaben verloren gegangen zu sein", kritisiert der Schulamtsleiter. Das 2019 vom Stadtrat beschlossene Sonderprogramm zur Sanierung der Schultoiletten sollte hier die schlimmsten Mängel beseitigen helfen, sagt er. "Dies kann aber nur als Trostpflaster gesehen werden."
Ein wichtiger Lebensraum für Schüler
Für die Schüler sei die Schule viel mehr als "nur" ein Gebäude, in dem gelernt werde. "Es ist für sie ein Lebensraum, in dem sie einen Großteil des Tages verbringen, in der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen und Lehrkräften. Dort können sie soziale Erfahrungen machen und Verantwortung lernen."
Vor allem in Zeiten der Pandemie werde allen Bürgern bewusst, wie wichtig Schulen für die Gesellschaft seien, hat Pfeuffer den Eindruck. "Da muss es uns doch wert sein, die Unterrichts-, Aufenthalts-, und Funktionsräume der Schulen auf einen gewissen Standard zu bringen", bringt er es auf den Punkt.
Zwar sei 2016 vom Kultur- Schul-, und Sportreferat ein Schulentwicklungsplan erstellt worden, in dem der Zustand der Würzburger Schulen festgehalten und dokumentiert werde, "aber es gibt derzeit keine zeitliche Perspektive hinsichtlich der Modernisierung und Aktualisierung unserer sanierungsbedürftigen Grund- und Mittelschulen".
Laut Pfeuffer müsse hier "ein kräftiges Investitionspaket geschnürt werden, um dem jahrzehntelangen Renovierungsstau zu begegnen und verbrauchte Gebäude rasch in die Zeit zu bringen".
Er kritisiert auch die aktuell vorgehaltene Container-Lösung für Kinder, die die Mittagsbetreuung besuchen würden. Natürlich sei dies als Notlösung erstmal gut gewesen, "aber mancherorts wird diese Notlösung nun schon seit Langem so praktiziert".
Klar ist: Für eine Erweiterung des schulischen Angebots auf Ganztagsbetreuung in Grund- und Mittelschulen werde zusätzlicher Raum benötigt. "Damit wir diesen am jeweiligen Standort generieren können, muss auch über eine sinnvolle Organisationsstruktur der Grund- und Mittelschulen nachgedacht werden."
Da spiele zum Beispiel auch das Thema Zusammenlegung der Mittelschulen eine große Rolle. Derzeit ist im Gespräch, dass die Pestalozzi-Mittelschule in Grombühl, die Mönchberg- und die Goethe-Mittelschule im Frauenland zusammengelegt werden könnten. Aber: "Bei den Planungen muss man immer das Ganze im Blick haben."
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Judith Jörg will sich einsetzen
Der Schulamtsdirektor ist dankbar, dass nun ein eigenständiges Schulreferat für "Bildung, Schule und Sport" geschaffen wurde, für das Bürgermeisterin Judith Jörg zuständig ist. Die Veränderung im Zuschnitt der Referate wurde nach den Wahlen im Frühjahr im Zuge der Neukonstitution des Stadtrats vorgenommen.
Zuvor habe man im "Kultur-, Schul- und Sportreferat" den Blick sehr auf den Bereich Kultur und kulturelle Einrichtungen gerichtet, findet Pfeuffer. Nun hofft er, dass sich intensiv der "Befindlichkeiten" der Schulen gewidmet werde.
Tatsächlich ist das Thema Schule schon seit vielen Jahren ein großes Anliegen der Bürgermeisterin, die selbst drei Kinder hat, und sie kann den Ärger Pfeuffers gut nachvollziehen. In ihrem neuen Posten habe sie jetzt die unbearbeiteten Anträge der letzten Periode vorliegen - "viele der Anträge zum Thema Schule sind von mir", sagte Jörg kürzlich in einem Interview. Man müsse ja nur mal an die Schulen gehen, "ich sehe seit langem, dass da viel zu tun ist".
Trotz vieler Versäumnisse hält sich Jörg mit Schuldzuweisungen zurück, will vielmehr den Blick nach vorne richten, das "Riesenthema" angehen, Struktur aufzeigen und den "Stadtrat mit auf die Reise nehmen".
Es müsse ein umfassendes Konzept her, auch, weil eine Schulsanierung bei laufendem Betrieb eine große Herausforderung sei. Bereits in den ersten paar Wochen nach Amtsantritt besuchte Jörg 16 Schulen und traf sich mit allen Schulleitern.
Eine Schule fürs Hubland?
Wie Pfeuffer sieht auch sie die Container für die Mittagsbetreuung nicht als Dauerlösung:"Da müssen Räumlichkeiten für die Schüler geschaffen werden." Aber auch eine Schule fürs Hubland wäre ihr ein großes Anliegen. Dass diese in den Planungen fürs neue Baugebiet gefehlt hat, versteht sie nicht. Derzeit gebe es eine Lösung mit Gerbrunn, an der dortigen Schule könnten Grund- und Mittelschüler auch kurzfristig untergebracht werden.
Sanitärbereiche, Fachräume, Digitalisierung, Corona und, was die Gymnasien betrifft, der Wandel von G8 zurück zu G9:"Wir werden in den nächsten Wochen Schwerpunkte setzen und Stück für Stück abarbeiten", so Jörg.
Solche Zustände existieren nicht nur in Würzburg, sondern an etlichen Schulen im Freistaat Bayern! Ich selbst "musste" an solchen Schulen bereits unterrichten - "leider" kann man die dazugehörigen GERÜCHE nicht vermitteln! Seit Jahren werden die Schulen in regelmäßigen Abständen evaluiert - zu Beginn waren wir fast dankbar dafür, dass Außenstehende (u. a. Vertreter aus der Wirtschaft) endlich einmal diese erbärmlichen Missstände sehen, aber: geändert hat sich nichts!
Dazu - vor allem vor Wahlen - das Dauermantra, wie wichtig der Politik die BILDUNG sei - Augenwischerei!
Sobald es etwas kostet, ist es vorbei mit der Bildungsoffensive Bayern!!!
- was hat der von 2006 bis 2018 zuständige Referent Muchtar Al Ghusain eigentlich gearbeitet? Wo doch der ihn unterstützenden Partei angeblich die Schulen so am Herzen lagen?
- was hat eigentlich der 2018 bis 2020 zuständige Referent Achim Könneke in diesem Bereich gearbeitet, wo doch auch den ihn unterstützenden Parteien soziales und Schulen ach so am Herzen lagen?
Oder dienen diese plakativen Sprüche doch nur der Betäubung der Wählerinnen und Wähler?
Wenn Frau Jörg jetzt was packt, dann kann ich mich nur "reutjo" anschließen, dann kann man den Hut vor ihr ziehen und die "roten" "Weltverbesserer" entgültig vergessen!
Es bleibt spannend!
ihre Fragestellungen sind doch sehr einäugig. Ich ergänze einfach mal nur drei Punkte:
Wer bzw. welche Partei hat den Haushalt, insbesondere den Schul-Haushalt der Stadt über Jahrzehnte wegen Nichtverstaatlichung von Schulen ausgeblutet?
Wer setzt denn die Prioritäten im Haushalt, außer OB(-in), Kämmerer und Stadtrat?
Und von welcher Partei waren diese Posten bzw. Mehrheiten besetzt bzw. dominiert?
Noch Fragen?
umfänglich umfassend durchsetzt...... und ENDLICH Abhilfe schafffen könnte.....; dann ziehe ich höflich meinen Hut bei einer Begegnung in der Stadt und sage: " Grüss Gott
Frau "Jörg" !!!
Allerdings wurde auch schon darüber berichtet, dass Sie sich für ein neues Fussball-
stadion in WÜ einsetzen "will ! Wenn Sie das tut, nachdem umfassend die Schulen saniert sind, dann soll es - kann es - so sein. Gott gebe Ihr Kraft !!!
Wieder so ein Artikel mit "wir sollten" , "man muss" ... Was passiert denn jetzt konkret?
Politiker leben in einer Scheinwelt !
Viele leben und kennen nur noch die digitale Welt !
Und um die reale und wirkliche Welt kümmert sich keiner !
ist ja auch nicht In oder angesagt !!
Von der Bildung unserer Kinder hängt schließlich die Zukunft unseres Landes ab!