Immer weniger Würzburger Schüler besuchen Mittelschulen. Das hat weitreichende Folgen: Schulreferent Achim Könneke will die Pestalozzi-Mittelschule in Grombühl, die Mönchberg- und die Goethe-Mittelschule im Frauenland zusammen legen. Auch der M-Zweig der Gustav-Walle-Mittelschule in der Lindleinsmühle soll dorthin ausgelagert werden. Als Standort wird die ehemalige Hauger-Schule in der Wallgasse ins Auge gefasst. Am Donnerstag diskutiert der Stadtrat über dieses Thema.
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Laut Stadt sind die Schülerzahlen der Pestalozzi-Mittelschule besonders stark gesunken: 2009 hatte die Grombühler Schule knapp 150 Schüler, 2017 waren es unter 60. Zur Zeit gibt es dort zum Beispiel nicht genug Schüler für eine siebte Klasse – die betroffenen Kinder besuchen die Gustav-Walle-Mittelschule.
Mittlere-Reife-Zug an der Gustav-Walle-Schule könnte auslaufen
Auch dort bahnen sich Probleme an: Für eine M-Klasse, in der die Schüler zur mittleren Reife geführt werden, fehlen in der siebten Klasse die Kinder. Das staatliche Schulamt geht davon aus, dass der M-Zweig in den kommenden Jahren auslaufen könnte.
Eine zentrale Hauger-Mittelschule soll das verhindern: Die Schulsprengel von Pestalozzi-, Goethe- und Mönchbergschule würden zu einer zwei- bis dreizügigen Mittelschule zusammengelegt, die Gustav-Walle-Schule bliebe als Stadtteilschule erhalten und gäbe nur den M-Zweig ab. Zudem will das Schulreferat prüfen lassen, ob sich die neue Mittelschule für innovative pädagogische Ansätze als Modell- oder Pilotschule eignet.
Achim Könneke, Schulreferent der Stadt, sieht in der Zusammenlegung Vorteile: "So können wir dem Lehrermangel besser begegnen", erklärt er auf Nachfrage dieser Redaktion. Die kleinen Schulen könnten nicht alle Fächer anbieten, und auch für einen Mittlere-Reife-Zweig für jede Mittelschule gebe es eben nicht genug Schüler.
Das Motto "Kurze Beine, kurze Wege", erklärt Könneke, sei für Grundschüler haltbar, nicht aber für Mittelschüler. "Die Lage der Hauger-Schule bietet sich an, sie ist für alle Schüler gut zu erreichen."
Elternvertreter befürchten Brennpunktschule
Wolfgang Beckmann, Elternbeirat der Pestalozzi-Mittelschule, findet diese zentrale Lage problematisch: "Aus der Nähe zum Bahnhof enstehen für die Mittelschüler verführerische Situationen", sagt er. Er wünscht sich, dass das Schulamt am Konzept der Stadtteilschulen festhält. "Die Kinder haben dann am Nachmittag auch einen Treffpunkt, an dem sie ihre Freizeit verbringen können. Eine zentrale Mittelschule verliert den Charakter als Lebensraum."
Er sorgt sich um das Klima an der neuen Mittelschule: "Nichts ist so wichtig für die Entwicklung der Schüler, wie eine gute Schüler-Lehrer-Beziehung." An einer großen Schule mit mehreren Hundert Schülern sei die nicht gegeben, die Atmosphäre sei anonymer. "Eine große Mittelschule läuft Gefahr, zu einer Brennpunktschule zu werden", so Beckmann.
Nachnutzung ist noch nicht für alle Gebäude geklärt
Könneke teilt diese Sorge nicht: "Das Schulamt geht davon aus, dass 300 bis 350 Schüler an einer Mittelschule optimal sind." So könne man alle Fächer und einen M-Zweig anbieten und gleichzeitig ein vertrautes Schulklima schaffen.
Die Grundschulen an Goethe- und Mönchbergschule sollen bleiben: "Den Raum in der Mönchberg-Grundschule brauchen wir dringend für die Schüler aus dem neuen Stadtteil Hubland", so Könneke. Was mit dem Gebäude der Pestalozzi-Schule passiert, steht noch nicht fest.
Wann könnte die neue Mittelschule kommen?
Wenn der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag zustimmt, kann die Stadtverwaltung mit der konkreten Planung der neuen Schule beginnen und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben: Die ehemalige Haugerschule müsste von Grund auf saniert werden. Bis sie eingeweiht werden könnte, würden noch mindestens fünf Jahre vergehen, schätzt Könneke.