Die am vergangenen Samstag bundesweit gestarteteBewegung "Maria 2.0" trifft den Nerv vieler Menschen - nicht nur von Frauen. Die in Münster initiierte Aktion ruft alle Frauen dazu auf, bis Samstag, 18. Mai, in den Kirchenstreik zu gehen und die kirchlichen Dienste ruhen zu lassen.
Schwester Katharina Ganz, die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen (Lkr. Würzburg), sagte dazu auf Nachfrage: "Wir brauchen Frauen und die Autorität von Frauen auf allen Ebenen der katholischen Kirche, denn wir Frauen repräsentieren mindestens die Hälfte der katholischen Gläubigen." Deshalb müsste die Stimme, die Autorität, die Kompetenzen von Frauen auf allen Ebenen zum Tragen kommen - dort, wo Entscheidungen getroffen werden, wo verkündigt wird, wo Sakramente gespendet werden.
Die Generaloberin differenziert jedoch Ihre Meinung, was die von der Bewegung "Maria 2.0" geforderte Weihe von Frauen anbelangt: "Ich schrecke momentan davor zurück, einseitig zu fordern, dass wir jetzt Diakoninnen oder Priesterinnen brauchen. Vor dem Hintergrund dessen, was wir an Missständen in der katholischen Kirchen wissen - wie Machtmissbrauch oder sexualisierte Gewalt - reicht es nicht, Frauen einen Teil vom Kuchen des Klerikalismus abzugeben." Schwester Katharina Ganz fordert eine umfassende, geschlechtergerechte Reform der Strukturen und theologische Debatte. "Wir brauchen einen Diskurs um Ämter, um Macht, um Einfluss, um ein dem Evangelium gemäßen Leben." Kürzlich stellte Schwester Katharina diesbezüglich auch in Rom bei einer Audienz Papst Franziskus Fragen dazu.
Für den Würzburger Theologen Wunibald Müller, der sich seit Jahren für die Frauenordination ausspricht, geht die Aktion "Maria 2.0" in die richtige Richtung. "Man stelle sich vor: Es ist Gottesdienst und keiner geht hin. Leider ist das ja inzwischen auch ohne die Aktion der Frauen oft der Fall. Aber wenn es hier nicht seitens der Bischöfe zu einer Umkehr kommt, dann, ja dann, kann man, ja muss man 'den Laden' zumachen."
Würzburger Katholischer Frauenbund ruft zur Mahnwache auf
Nachdem bereits mehrere Frauenkreise in der Diözese Würzburg ihre Teilnahme an der Aktion öffentlich gemacht haben, meldete sich nun auch die Diözesanvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) zu Wort. Edeltraud Hann ruft zur Mahnwache am Donnerstag, 16. Mai, vor dem Neumünster auf. Die Aktion startet um 17.20 Uhr. Interessierte sollen den Angaben zufolge weiß gekleidet und mit Plakaten gerüstet erscheinen. Hann betont in der Pressemitteilung, dass es bei der Mahnwache "nicht um den Boykott eines Gottesdienstes" gehe, vielmehr "um den Wunsch nach einer zukunftsfähigen und geschwisterlichen Kirche, in der Frauen und Männer in gleicher Weise Verantwortung übernehmen und gleichberechtigt sind".
Bereits am Sonntag stand die ehemalige Würzburger Oberbürgermeisterin Pia Beckmann mit ihrem Mann Klaus Hiltrop weiß gekleidet vor dem Dom. "Wir waren mit unserer kleinen Aktion nur zu zweit", teilte sie dieser Redaktion mit. "Das hat uns aber nicht entmutigt." Beckmann hat die Petition beziehungsweise den Offenen Brief an Papst Franziskus unterzeichnet, "weil in unserer Kirche strukturell etwas falsch läuft: Missbrauchstäter und Vertuscher der Taten werden in vielen Fällen nicht dem weltlichen Gericht übergeben". Auch wenn es sehr offene und kooperative Priester gebe, wirke sich doch die kirchliche Feudalstruktur negativ auf eine transparente Bewältigung "unserer Probleme" aus.
"Maria 1.0": "Unser Maria Mutter Gottes braucht kein Update!"
Auch die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" unterstützt "Maria 2.0". Zugleich teilten die Sprecher des Bundesteams, Christian Weisner (Dachau) und Magnus Lux aus Schonungen (Lkr. Schweinfurt) mit, dass sie es "sehr enttäuschend" finden, dass es in absehbarer Zeit keine Entscheidung zu einem möglichen Diakonat der Frau geben wird. Papst Franziskus hatte dies vor wenigen Tagen geäußert.
Aus dem oberbayerischen Schongau heißt es dagegen: "Unsere Maria Mutter Gottes braucht kein Update!" Und: "Vor allem wollen wir sie nicht instrumentalisieren, um eigene Interessen durchzusetzen" ist auf der Homepage von "Maria 1.0" zu lesen. Die Initiatorin Johanna Stöhr veröffentlicht dort Aussagen, etwa von Papst Johannes Paul II., dass die Kirche keinerlei Vollmacht habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden.