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Würzburg/Schweinfurt
Mangel an Impfstoff gegen RS-Virus: Haben Kinderärzte und Kliniken in Unterfranken für Babys noch genug?
Lieferengpässe, hohe Nachfrage: Der neue Impfstoff gegen das RS-Virus ist in Deutschland knapp. Kinderärzte aus Unterfranken berichten, wie gut sie versorgt sind.
Derzeit gibt es in ganz Deutschland Engpässe beim Impfstoff gegen das RS-Virus.
Foto: Johannes Kiefer | Derzeit gibt es in ganz Deutschland Engpässe beim Impfstoff gegen das RS-Virus.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 15.11.2024 02:38 Uhr

Schnupfen, Husten, hohes Fieber: Viele Neugeborene und Säuglinge machen vor allem in den Wintermonaten akute Atemwegsinfektionen durch. Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RS-Virus, ist der häufigste Erreger von Atemwegsinfektionen in den ersten Lebensjahren. Seit diesem Jahr ist eine Impfung dagegen verfügbar, die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen wird. Allerdings: Aufgrund der hohen Nachfrage kommt es derzeit in ganz Deutschland zu Engpässen. 

Das RS-Virus kann Menschen jeden Alters infizieren, stellt jedoch besonders für Säuglinge und Kleinkinder eine Gefahr dar. Es kann von einer einfachen Atemwegsinfektion bis hin zu schweren Verläufen und Todesfällen führen.

Uniklinik Würzburg: "Ausreichend Impfstoff vorhanden"

"Bei uns in der Klinik ist ausreichend Impfstoff vorhanden und wir können alle Neugeborenen, deren Eltern die Impfung wünschen, impfen", sagt Prof. Johannes Liese, Leiter der Kinder-Infektiologie und Immunologie an der Uniklinik Würzburg. Laut Stiko-Empfehlung sollten Säuglinge, die zwischen April und September geboren sind, von September bis November geimpft werden, erklärt Liese: "Neugeborene, die während der RS-Virus-Saison zur Welt kommen, sollten die Impfung so früh wie möglich erhalten, idealerweise direkt in der Geburtsklinik." 

Auch im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt gibt es derzeit keinen Engpass. "Wir können den Impfstoff jedem bei uns geborenen Säugling anbieten", sagt Klinik-Sprecher Veit Oertel. In der Missio Kinderklinik in Würzburg stehen den Angaben zufolge auch für alle dort geborenen Babys Antikörper in ausreichender Menge zur Verfügung. 

Kinderarzt-Praxen in Unterfranken: Dosis für größere Kinder fehlt aktuell 

Bei Säuglingen ab dem 11. Lebenstag übernehmen niedergelassene Kinderärzte die RSV-Prophylaxe. In den Praxen sehe es aktuell bei der Versorgungslage mit Impfstoff unterschiedlich aus, sagt Jürgen Marseille, unterfränkischer Obmann des Kinderärzte-Berufsverbands. Es gebe den Impfstoff in zwei verschiedenen Dosen. Die Dosis für Kinder bis fünf Kilogramm, sei verfügbar. "Die Dosis für Kinder ab fünf Kilogramm ist nicht verfügbar und wir warten täglich auf die Lieferung", erklärt der Kinderarzt aus Röttingen (Lkr. Würzburg).

Der Deutsche Apothekerverband hat wegen hoher Nachfrage Lieferengpässe bei dem Impfstoff gemeldet, die Wartelisten für den Antikörper Nirsevimab seien lang. "Wir sind zuversichtlich, dass Importe aus dem Ausland mittelfristig die Nachfrage nach Nirsevimab-haltigen Arzneimitteln decken", erklärt eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums. Das Robert Koch-Institut (RKI) rät, Säuglinge aus Risikogruppen vorrangig zu impfen.

Jährlich werden in Deutschland etwa 25.000 Säuglinge und Kinder stationär wegen schwerer RSV-Infektionen mit Atemproblemen behandelt. In Würzburg versorgt die Uni-Kinderklinik im Jahr rund 150 Fälle. Besonders nach der Corona-Pandemie hatten sich viele Säuglinge und Kleinkinder infiziert.

Infektiologe der Uniklinik Würzburg: "In der Regel nur geringe Nebenwirkungen"

"Der Antikörper verursacht in der Regel nur geringe Nebenwirkungen wie Schwellungen oder Rötungen an der Einstichstelle", erklärt der Leiter der Kinder-Infektiologie an der Uniklinik. "Er ist gut verträglich und wurde vor einem Jahr in Spanien, Frankreich und den USA eingeführt", sagt Johannes Liese. Die Wirksamkeit des Antikörpers habe sich dort bestätigt, die Anzahl schwerer RSV-Infektionen bei Kleinkindern sei in den Ländern gesunken.

Und, sagt der Kinderarzt: "Eine Immunisierung schützt nicht nur die Betroffenen, sondern entlastet auch das Gesundheitssystem."

 
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