
Schnupfen, Husten, hohes Fieber: Viele Neugeborene und Säuglinge machen - meist in den Wintermonaten - akute Atemwegsinfektionen durch. Das Respiratorische Syncytial-Virus, kurz RS-Virus, ist der häufigste Erreger von Atemwegsinfektionen in den ersten Lebensjahren. Einige Säuglinge entwickeln dabei schwerwiegende Atemprobleme: Etwa 25.000 Babys werden jährlich in Deutschland aufgrund einer RS-Virusinfektion im Krankenhaus behandelt. Die Erkrankung ist damit der häufigste Grund für Klinikaufenthalte bei Säuglingen.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt jetzt die Impfung gegen das Virus für alle Neugeborenen. Sie könne die schweren Verläufe bei Säuglingen erheblich reduzieren, sagt Prof. Dr. Johannes Liese, Leiter der Kinder-Infektiologie und Immunologie an der Uniklinik in Würzburg. Im Interview erklärt er, warum alle Eltern die Empfehlung ernst nehmen sollten.
Prof. Johannes Liese: Das Respiratory Syncytial Virus ist die häufigste und schwerste Atemwegsinfektion, die bei Kindern in den ersten Lebensjahren auftreten kann. Ältere Kinder und Erwachsene haben meist milde Erkältungssymptome. Säuglinge entwickeln häufig schwerwiegendere Infektionen der unteren Atemwege, die zu Bronchitis oder Lungenentzündung führen können. Bisher war eine Immunisierung mit RSV-Antikörpern aufgrund des hohen Aufwands von fünf Injektionen im Winter und der hohen Kosten nur für Risikokinder empfohlen. Eine verbesserte Impfung ermöglicht nun eine breitere Anwendung bei allen Neugeborenen.
Liese: Die Immunisierung gegen das RS-Virus erfordert nur eine Dosis pro Saison, die sofortigen Schutz bietet. Die RS-Virus-Saison erstreckt sich üblicherweise von Oktober bis März. Gemäß der Stiko-Empfehlung sollten Säuglinge, die zwischen April und September geboren werden, zwischen September und November geimpft werden. Neugeborene, die während der RS-Virus-Saison geboren werden, sollten die Impfung so früh wie möglich erhalten - entweder vor der Entlassung aus der Geburtsklinik oder kurz danach in den Kinderarztpraxen.

Liese: In Würzburg werden pro Jahr etwa 150 Kinder aufgrund einer RSV-Infektion in der Uni-Kinderklinik stationär behandelt. Das stellt Kliniken, aber auch Arztpraxen immer wieder vor eine große Herausforderung. Viele Säuglinge und Kleinkinder hatten sich in den Jahren nach der Corona-Pandemie angesteckt. Eine Immunisierung schützt nicht nur Betroffene, sondern entlastet auch das Gesundheitssystem.
Liese: Der Antikörper verursacht in der Regel nur geringe Nebenwirkungen wie Schwellungen oder Rötungen an der Einstichstelle. Er ist sehr gut verträglich und wurde bereits vor einem Jahr in Spanien, Frankreich und den USA eingeführt. In diesen Ländern wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet. Die Wirksamkeit des Antikörpers hat sich bestätigt, und die Anzahl schwerer RSV-Infektionen bei Kleinkindern ist deutlich gesunken.
Liese: Das RS-Virus kann sich in allen Arten von Atemwegsinfektionen zeigen. Oft sind die Symptome wie bei einem grippalen Infekt, Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Fieber. Es ist oft schwierig, RSV-Erkrankungen von starken Erkältungen durch andere Viren zu unterscheiden. Etwa zehn Prozent der betroffenen Kinder erleiden jedoch schwere Verläufe, die zu einer Bronchitis, Bronchiolitis oder Lungenentzündung führen können.
Liese: Ob ein signifikanter Rückgang der RS-Erkrankungen zu erwarten ist, hängt vor allem von der Umsetzung der neuen Empfehlungen und den Immunisierungsraten ab. Es ist wichtig, dass Eltern die Immunisierung akzeptieren und Ärzte in Geburts- und Kinderkliniken sowie Kinderarztpraxen die Immunisierung durchführen. Die Vergütung für die Verabreichung der Immunisierung ist sowohl in Kliniken als auch in Kinderarztpraxen vom Bundesministerium für Gesundheit noch nicht vollständig geklärt. Dies muss jedoch dringend geschehen, um die erforderlich hohen Impfraten zu erreichen.
In unserer Familie gabs bei einem Säugling eine Infektion mit dem RS-Virus...war richtig lustig, als dann auf dem Weg ins Krankenhaus die Atmung aussetzte. Und nur für den Fall, dass Sie das als untypisch abtun wollen. Die behandelnde Ärztin hatte am Vortag noch gefragt, ob das Kind Atemaussetzer hatte. Scheint also eine Standardfrage bei Kinderärzten zu sein.
Und auch um hier Diskussionen vorzubeugen (auf die ich mich nicht einlassen werden). Es gibt klare Empfehlungen der Stiko, die auf echtem Fachwissen und wissenschaftlichen Daten beruhen. Am Ende müssen dann die Eltern mit dem behandelnden Arzt entscheiden, was das Beste für den einzelnen Patienten ist (wenn z.B. schon Autoimmunerkrankungen (diese sind in aller Regel genetisch und nicht von der Impfung selbst verursacht) vorliegen)...