Wenn sich der Vorhang hebt, das Scheinwerferlicht wieder erstrahlt und sich die Reihen wieder füllen, ist sie zurück: die Magie des Theaters. So präsentierte das Mainfranken Theater nun das Programm für die kommende Spielzeit 2021/22. Und die Vorfreude darauf könnte nicht größer sein: Nach dem pandemiebedingten Lockdown bereitet sich das designierte Staatstheater voller Energie und mit künstlerischem Tatendrang auf die kommende Saison vor. Ab September soll also die Bühne in der Theaterfabrik Blaue Halle wieder regelmäßig bespielt werden.
Bis zum Ende des Jahres ist außerdem die Eröffnung des Neubaus in der Theaterstraße geplant. Dann werden nicht nur im neuen "Kleinen Haus", sondern während der fortdauernden Sanierung des Bestandsgebäudes, interimsweise auch auf der neuen Probebühne im Untergeschoss Stücke des Schauspiels und der Tanzcompagnie aufgeführt werden können.
Der rote Faden durch die Spielzeit
"Aufgabe der Kunst ist es nicht, Reparaturwerkstatt für gesellschaftliche Probleme zu sein, aber die Thematisierung sozialer und politischer Entwicklungen mit den Mitteln der Kunst ist sicherlich unser Auftrag", sagt Intendant Markus Trabusch. So wird sich der "Riss durch die Welt" als roter Faden durch die kommende Spielzeit ziehen. "Viele der von uns präsentierten Werke umspielen künstlerisch Risse in der Welt, manchmal direkter, manchmal indirekter. Gemeinsam ist vielen von ihnen, dass es jeweils ein unüberbrückbares 'Vorher und Nachher' gibt, mit dem die Protagonistinnen und Protagonisten zu kämpfen haben."
Die Theatersaison aus Sicht des Intendanten
Ein Höhepunkt der anstehenden Spielzeit sei die Eröffnung des Theater-Neubaus, der zwei neue Spielstätten für die Übergangszeit bereithält. Dort wird gleich zum Auftakt der meistgespielte und meistübersetzte deutsche Autor der letzten 20 Jahre aufgeführt, der am Mainfranken Theater bislang im Schauspiel nicht inszeniert wurde: "Das 2019 entstandene Stück 'Der Riss durch die Welt' von Roland Schimmelpfennig verdichtet äußerst hellsichtig die Frage gesellschaftlicher Blasen angesichts sozialer Ungerechtigkeit und zunehmender Umweltzerstörung," erläutert Trabusch.
Mit Hilfe des Vereins der Freunde und Förderer wurde Roland Schimmelpfennig außerdem gewonnen, um aus Leonhard Franks weltberühmter Erzählung "Karl und Anna" ein Libretto zu formen, zu dem der Komponist Christoph Ehrenfellner eine neue Oper erschuf. Trabusch ergänzt: "Es wird eine echte Auftrags-Uraufführung im Kleinen Haus geben. Ich freue mich, dass somit auch das Musiktheater im Kleinen Haus die perfekte Bühne für einen von vielen großen Auftritten vorfinden wird."
Vielseitiges Programm im Musiktheater
Bezugnehmend auf das Spielzeit-Motto markieren zum Saisonauftakt Arnold Schönbergs Drama mit Musik "Die glückliche Hand" und Giacomo Puccinis Einakter "Gianni Schicchi" als Doppelabend jenen Riss, der die vermeintlich gute alte Zeit von der schonungslosen Radikalität der Gegenwart unwiederbringlich trennen sollte.
Vincenzo Bellinis Belcanto-Oper "I Capuleti e i Montecchi" erzählt die tragische Liebesgeschichte von Romeo und Julia. Mit Mozarts "Zauberflöte" kehrt nach dem Corona-Lockdown auch wieder der Chor des Mainfranken Theaters Würzburg auf die Opernbühne zurück.
Auch Wiederaufnahmen von vergangenen Produktionen
Neben der durchdachten Auswahl und künstlerischen Gestaltung der Stücke zählt für das Schauspiel die Eröffnung des Theaterneubaus am Kardinal-Faulhaber-Platz zu den wohl größten Momenten der kommenden Saison. Samuel Becketts "Warten auf Godot" möchte das Potential der neuen Bühne für die modernen Klassiker aufzeigen, gefolgt von Ödön von Horvaths "Kasimir und Karoline".
Auf der Probebühne, die während der Sanierung als weitere Spielstätte dient, greifen gleich zwei Stücke erneut das Spielzeit-Motto auf: Mit Sibylle Bergs "Und jetzt: Die Welt!" sowie Elfriede Jelineks "In den Alpen" sind zwei Gegenwartsdramatikerinnen vertreten, die sich immer wieder an den Rissen in der Welt und Gesellschaft abarbeiten. Zudem wird es Wiederaufnahmen von Produktionen vergangener Spielzeiten geben.
Erleben von Gemeinschaft als Schwerpunkt der Tanzcompagnie
Nach über einem Jahr des Tanzens auf Distanz geht es in der Spielzeit 21/22 um die Freude an der nun wieder möglichen Kontaktaufnahme, dem gemeinsamen Tanz im gegenseitigen Miteinander.
Den Auftakt macht dabei "Lottes Ballhaus". Auch die zweite Produktion "Tanzen bis in die Puppen" zelebriert das Tanzen ebenso wie das Zusammenkommen.
Neben den Aufführungen in Musiktheater und Ballett pflegt das Philharmonische Orchester Würzburg außerdem seine eigenen Konzertreihen.
Den vollständigen Spielplan gibt es online auf www.mainfrankentheater.de.