Noch steht nicht fest, wie es nach der Absage des bisherigen Ausrichters AFAG mit der Mainfranken-Messe weitergeht. Eine gut 90-minütige Diskussion ergab am Donnerstag aber ein erstes Stimmungsbild im Stadtrat: Die traditionelle Verbrauchermesse auf den Mainwiesen soll erhalten bleiben und möglichst zum geplanten Termin in diesem September durchgeführt werden. Auch eine Risikobeteiligung der Stadt von bis zu einer halben Million Euro steht im Raum. Entscheiden soll der Stadtrat bei der nächsten Sitzung am 23. März. "Die Messe ist für die Mainfranken-Messe noch nicht gelesen", betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Regelmäßig rund 100.000 Besucher auf den Mainwiesen
Die traditionelle Verbrauchermesse gibt es seit 1950. Sie findet – immer im jährlichen Wechsel mit der Ufra in Schweinfurt, die im vergangenen Jahr abgesagt wurde – statt und lockte in den zehn Jahren vor der Corona-Pandemie regelmäßig rund 100.000 Besucher auf die Mainwiesen. Weil als Folge der Corona-Pandemie die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind, sieht sich die Nürnberger AFAG in diesem Jahr aus wirtschaftlichen Gründen nicht in der Lage, die Messe wie bisher im Auftrag der Stadt Würzburg auszurichten.
Schon die kleinere Version unter Corona-Beschränkungen vor zwei Jahren sei ein "massives Verlustgeschäft" für die AFAG gewesen, berichtete Klaus Walther, der Leiter des städtischen Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing. Auch 2023 sei das wirtschaftliche Risiko für den Ausrichter zu hoch, nachdem sich nicht nur Personal- und Energiekosten, sondern auch der Preis für die benötigten Leichtbauhallen deutlich erhöht haben: "Die gestiegenen Kosten kann man auch nicht auf die Eintrittspreise und die Aussteller umlegen."
Nach Aussagen der AFAG und anderer Messeveranstalter sei die Nachfrage für Verbrauchermessen zwar nach wie vor da, das "Modell Mainfranken-Messe" sei aber in die Jahre gekommen: "Ich glaube nicht, dass das bisherige Konzept auf Dauer haltbar ist", betonte Walther.
Drei Szenarien für die Mainfranken-Messe wären möglich
Er präsentierte drei Möglichkeiten, um die Veranstaltung zu erhalten. In den ersten beiden Szenarien bleibt die Messe mit einer von 20.000 auf 15.000 Quadratmeter verkleinerten Verkaufsfläche auf den Mainwiesen und wird entweder in diesem Jahr oder im nächsten Jahr durchgeführt. In beiden Fällen müsste die Stadt dem Ausrichter laut Walther allerdings eine Risikobeteiligung von geschätzt 300.000 bis 500.000 Euro zusichern.
Im dritten Szenario wäre die traditionelle Verbrauchermesse Geschichte und würde unter der Dachmarke "Mainfranken Messen" in mehrere kleinere Fachmessen mit modernen Veranstaltungskonzepten aufgeteilt, die laut Walther im Congress Centrum oder im Vogel Convention Center stattfinden könnten.
In der anschließenden Diskussion meldeten sich vor allem Stadträtinnen und Stadträte zu Wort, die die Messe in der bisherigen Form erhalten wollen. "Wir werden sie auch in Zukunft als Standortfaktor für Würzburg und die Region brauchen", betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Kolbow. Wolfgang Roth (CSU) sprach sich gegen eine Änderung des Konzepts aus, "ohne es noch einmal in der herkömmlichen Weise versucht zu haben".
Volker Omert: Das Messegeschäft war schon vor Corona rückläufig
Patrick Friedl (Grünen) befürwortete eine Durchführung noch in diesem Jahr. Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen "gehen inzwischen sehr viele Menschen sehr gerne wieder auf Gewohntes", so Friedl. Anderer Meinung ist Volker Omert (Freie Wähler), der die Attraktivität der Messe in ihrer bisherigen Form infrage stellt: "Das Messegeschäft war auch vor Corona schon rückläufig, dem muss man klar ins Auge sehen."
Eine Entscheidung gab es am Donnerstag noch nicht. Bis zu den Sitzungen von Hauptausschuss und Stadtrat im März will der zuständige Fachbereich offene Fragen klären und "einen Vorschlag machen, wie es konkret und kurzfristig weiter gehen könnte", teilte Klaus Walther nach der Sitzung mit. Ein Antrag der SPD-Fraktion zum "langfristigen Erhalt der Mainfranken-Messe als Schaufenster der regionalen und überregionalen Wirtschaft" wurde vom Stadtrat einstimmig weiterverfolgt.