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Würzburg
Main-Post-Aktion "Zeichen setzen!": Wie der Würzburger Debattierclub dabei hilft, politische Desinformation zu durchschauen
Der Würzburger Debattierclub Colloquia Herbipolensia diskutiert über aktuelle Themen von gesellschaftlicher Relevanz. Warum das gerade in der heutigen Zeit so wichtig ist.
Der Würzburger Debattierclub Colloquia Herbipolensia
Foto: Sven Bake | Der Würzburger Debattierclub Colloquia Herbipolensia
Angelika Becker
Angelika Becker-Völker
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:54 Uhr

Wenn es ums Reden geht, ist eines besonders wichtig: "Zuzuhören", sagt Sven Bake vom Würzburger Debattierclub. Denn: "Das Niveau der Debatte verändert sich merklich zum Besseren, wenn man das Gefühl hat, dass beide Seiten aufeinander eingehen." Auch im politischen Alltag merke man schnell, wenn diese Interaktion komplett verweigert werde und der Diskurs somit eigentlich am Thema und der Argumentation vorbeigehe , sagt Bake.

Der gemeinnützige Verein, der sich eigenen Angaben zufolge der demokratischen Streitkultur verschrieben hat, trägt den klingenden Namen Colloquia Herbipolensia. Vorstände, Beiräte und Trainerinnen und Trainer bemühten sich ehrenamtlich um die Vermittlung von Methodik und Wissen. Außerdem will der Verein - so schreibt es Sven Bake in der Bewerbung für die Main-Post-Aktion "Zeichen setzen!" -  einen inklusiven Debattenraum schaffen.

Was den Reiz des Debattierens ausmacht

Für Bake gehören zum Reiz des Debattierens ganz viele Dinge. Unter anderem gefalle ihm die Begegnung mit den vielen Menschen, die bereit seien, sich auf tiefe Gespräche zu allen möglichen Themen einzulassen - mit dem Ziel, Themen und Argumente am Ende besser zu begreifen. "Mir liegt aber auch der Wettbewerb der Argumente am Herzen, die Kreativleistung, die dahinter steht. Und, dass man sich kurzfristig und ohne Hilfsmittel in ein Thema einarbeitet, um dann am Ende als Team die überzeugendsten Argumente zu präsentieren."

Vor allem junge Menschen setzen sich bei den Treffen des Vereins mit aktuellen Themen von gesellschaftlicher Relevanz auseinander. Dabei lernen sie, verschiedene Positionen sowie deren Umsetzbarkeit kritisch zu hinterfragen. "Gerade in Zeiten politischer Desinformation, Polarisierung und fehlender Partizipation ist es wichtig, neue Generationen mündiger und reflektierender Bürger zu bilden", so Bake.

Im Verein lernt man auch, wie man frei vor Publikum redet und argumentiert

Das Ziel eines demokratischen Systems müsse es nämlich sein, möglichst vielen Menschen möglichst viele Mittel zur gesellschaftlichen Teilhabe mitzugeben. Dazu gehöre eben auch, sich aktiv - oder passiv durch Wählen - in politische Prozesse einzubringen. Debattierclubs wie der Würzburger vermittelten dafür Grundkenntnisse, etwa ein besseres Verständnis von Argumentation.

Das Foto ist beim Finale der Süddeutschen Debattiermeisterschaft in Würzburg 2019 entstanden.
Foto: Sven Bake (Archivfoto) | Das Foto ist beim Finale der Süddeutschen Debattiermeisterschaft in Würzburg 2019 entstanden.

Und der Würzburger Debattierclub ist dabei offenbar durchaus erfolgreich. "Oft berichten mir ehemalige oder aktive Debattierende davon, wie ihnen das Debattieren im Alltag hilft", sagt Sven Bake. "Manche haben hier gelernt, wie man vor Publikum spricht und sie reden jetzt freier und besser als Richterinnen oder Anwälte in Gerichtssälen oder auf wissenschaftlichen Konferenzen." Aber auch, wer nicht in Ausbildung oder Beruf immer mal wieder vor großem Publikum steht, kann aus den Debatten im Verein allerhand fürs Leben mitnehmen.

Viele Vereinsmitglieder engagieren sich in demokratischen Parteien und Verbänden

So berichten manche Mitglieder laut Bake, dass sie durch das Debattieren im Alltag schneller und besser mit Informationen umgehen sowie sich strukturierter Meinungen bilden und diese dann auch kommunizieren könnten. "Die gesamtgesellschaftlichen Erfolge sind sicher schwerer zu messen", meint Sven Bake. Möglicherweise könne man sie daran ablesen, dass sich sehr viele, die Freude am Debattieren im Verein hätten, politisch und gesellschaftlich in demokratischen Parteien und Verbänden engagierten.

Den Würzburger Debattierverein gibt es seit 2006. Von Jahr zu Jahr erreiche er immer mehr Menschen, in den Corona-Jahren mit einem digitalen Angebot, sagt Sven Bake. Vor allem Studierende würden sich engagieren und sogar zu Workshops und Wettbewerben im In- und Ausland reisen. Bei öffentlichen Veranstaltungen wie Debattiermeisterschaften rege der Würzburger Club ein zunehmend größeres Publikum zur Diskussion an.

Dafür trainieren die Vereinsmitglieder während des Jahres. Bei wöchentlichen Debatten würden Trainerinnen und Trainer analytische und rhetorische Fähigkeiten vermitteln, heißt es etwa in einem Vereinsprospekt. Die Teilnahme sei geprägt von respektvollem Umgang. Mit Debatten auf Englisch integrieren die Vereinsmitglieder internationale Studierende und trainieren gleichzeitig die eigenen Englischkenntnisse.

Der Debattierclub bietet auch Workshops zu Rhetorik und Argumentation an

In Kooperationen mit der Universität sowie anderen Vereinen und Institutionen bieten die Trainerinnen und Trainer des Debattierclubs auch Workshops zu Rhetorik und Argumentation an und vermittelten Inhalte zu politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen.

Wer Lust hat, kann beim Würzburger Debattierclub unverbindlich vorbeischauen. "Wir freuen uns immer über neue Debattierende", sagt Sven Bake. Das Training findet immer donnerstags ab 20 Uhr statt - entweder online über Zoom oder in der Neuen Universität am Sanderring in Würzburg.

Weitere Informationen zu den Treffen des Würzburger Debattierclubs können per Mail unter info@debattierclub-wuerzburg.de angefragt werden.

Bewerben für die Aktion "Zeichen setzen!"

Die Aktion "Zeichen setzen!" wurde und wird auch in Zeiten der Corona-Pandemie fortgesetzt – zuletzt in überwiegend digitaler Form. In den Zeitungstiteln der Mediengruppe Main-Post und online auf www.mainpost.de wird über beispielhafte Initiativen berichtet. Nach der Jury-Entscheidung werden die vier Preise – dotiert mit 500 bis 3000 Euro – in einer eigenen Veranstaltung im Spätherbst verliehen.
Die Initiativen kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Dabei sind soziale Aktionen wie Besuchsdienste, Hausaufgabenhilfen und Tafeln, aber auch kulturelles Engagement.
Bewerben können sich Initiativen entweder selbst, oder sie werden durch Dritte vorgeschlagen - etwa durch Leserinnen und Leser oder die Redaktion. Jede und jeder kann Personen oder Gruppen benennen, die in ihrer Umgebung Wichtiges zum Gemeinwohl beitragen. Eingereicht werden können Projekte und Initiativen aus Unterfranken und dem benachbarten Main-Tauber-Kreis.
Bewerbungen für die Förderpreise und eine Berichterstattung richten Sie bitte bis spätestens 30. September 2022 an:
Main-Post, Aktion "Zeichen setzen!", Berner Straße 2, 97084 Würzburg, E-Mail: zeichensetzen@mainpost.de
Oder: Lernwerk Volkersberg, Volkersberg 1, 97769 Bad Brückenau, E-Mail: zeichensetzen@volkersberg.de
Informationen rund um die Aktion, die Bewerbung, die Kriterien sowie erschienene Beiträge finden Sie unter www.mainpost.de/zeichensetzen und www.lernwerk.volkersberg.de.
Quelle: MP
 
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