An der Main-Klinik in Ochsenfurt zieht derzeit die riesige Baustelle für den neuen Westflügel alle Aufmerksamkeit auf sich. Der Neubau einer Pflegeschule, der unweit davon entsteht, findet hingegen kaum Beachtung. Dabei gilt dieses Projekt als wegweisend für die Zukunft der Klinik und der übrigen Pflegeeinrichtungen im südlichen Landkreis Würzburg. Die berufliche Schule soll maßgeblich dazu beitragen, den Fachkräftenachwuchs zu sichern.
Vor wenigen Wochen haben die Bauarbeiten begonnen. Inzwischen ist das erste Stockwerk des Rohbaus aus der Baugrube gewachsen. Insgesamt 4,25 Millionen Euro soll die neue Pflegeschule kosten. 2,16 Millionen Euro davon werden aus staatlichen Fördermitteln finanziert. Als die Regierung von Unterfranken im Mai den Förderbescheid übersandte, stand das Bauunternehmen bereits in den Startlöchern. Bis zu 80 Auszubildende zur allgemeinen Pflegefachkraft sollen in den kommenden Jahren dort gleichzeitig unterrichtet werden.
"Das Gebäude der Pflegeschule soll aber das Thema Pflege in Gänze stärken", sagte Landrat Thomas Eberth bei einer Baustellenbesichtigung gemeinsam mit Vertretern des Kreistags und der Stadt Ochsenfurt. Neben den Berufsschülerinnen und - schülern können dort auch Kurse für pflegende Angehörige und ehrenamtliche Hilfskräfte oder Seminare für Selbsthilfegruppen angeboten werden.
Attraktivere Ausbildung für Pflegeberufe
Den Anstoß für den Bau einer eigenen Pflegeschule unter der Trägerschaft der Main-Klinik und des Kommunalunternehmen des Landkreises (KU) hatte die Reform der Pflegeberufe im Jahr 2020 gegeben. Statt der Trennung in Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege vereint das neue Berufsbild der allgemeinen Pflegefachkraft alle drei Sparten. Die höhere Flexibilität auch während des späteren Berufslebens haben die Pflegeausbildung insgesamt attraktiver gemacht, meint KU-Personalchefin Juliane Selsam.
Zugleich machte die größere Zahl an Auszubildenden, die gemeinsam unterrichtet werden, den Bau einer eigenen Pflegeschule wirtschaftlich erst möglich, so Klinik-Geschäftsführer Christian Schell. So werden die langen Schulwege vermieden, die Auszubildende bislang in Kauf nehmen mussten. Dabei sollen die Schulplätze nicht nur den Einrichtungen des Kommunalunternehmens sondern auch anderen Pflegeheimen offenstehen. "Wir bauen keine Pflegeschule für das Kommunalunternehmen, sondern für den südlichen Landkreis Würzburg", betont Schell.
Ausbildungsstart im kommenden Schuljahr
Der erste Ausbildungsjahrgang mit 20 jungen Frauen und Männern startet bereits im kommenden Schuljahr, allerdings im ersten Jahr übergangsweise in Klassenräumen der Berufsschule Ochsenfurt. Zum Schuljahr 2023/24 soll dann die Pflegeschule an der Main-Klinik bezogen werden, wo letztendlich drei Ausbildungsjahrgänge mit jeweils 26 Schülerinnen und Schülern den Blockunterricht der Berufsschule absolvieren.
Auf zwei Etagen entstehen Unterrichtsräume und ein Pausenraum mit Terrasse sowie ein "grünes Klassenzimmer" im Außenbereich. Geplant ist auch ein sogenanntes "Skill Lab", in dem Situationen aus dem Pflegealltag simuliert und theoretisch erworbenes Wissen praktisch angewendet werden kann.
Die Aufgabe, neben den Bauarbeiten ein schulisches Konzept zu entwickeln, kommt dem künftigen Schulleiter Michael Wink zu. Als herausfordernd, aber besonders reizvoll hatte Wink diese Aufgabe bei seiner Vorstellung beschrieben. Schließlich entstehe die Pflegeschule in Ochsenfurt als eine der ersten ihrer Art ganz nach den Maßstäben der neuen generalisierten Pflegeausbildung, statt auf die bisherigen getrennten Berufsfelder aufzubauen. Entsprechend müssen auch die schulischen Inhalte neu konzipiert werden.