Die Generalsanierung der Main-Klinik in Ochsenfurt hat vor wenigen Monaten begonnen und wird das Umfeld der Klinik für die nächsten Jahre in eine große Baustelle verwandeln. Gleichzeitig steht dort die nächste Baumaßnahme unmittelbar bevor. Neben der Klinik wird eine Pflegeschule errichtet, die helfen soll, den künftigen Fachkräftenachwuchs zu decken. Die Förderzusage für die Berufsfachschule für Pflege hat die Staatsregierung vor wenigen Tagen gegeben und auch der Auftrag für die Rohbauarbeiten ist bereits erteilt. Es nimmt also kein Ende mit den Baustellen rund um die Klinik.
2020 waren die Pflegeberufe reformiert worden. Die Unterscheidung zwischen Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege wurde durch die generalisierte Ausbildung zur allgemeinen Pflegekraft abgelöst. Beim Kommunalunternehmen des Landkreises (KU), dem neben der Main-Klinik auch acht Pflegeeinrichtungen in Stadt und Landkreis Würzburg unterstehen, hatte man diese Reform begrüßt. Auszubildende müssen sich nicht mehr frühzeitig für ein Tätigkeitsfeld entscheiden und können auch in ihrem späteren Berufsleben zwischen den verschiedenen Sparten wechseln. Das mache die Pflegeberufe für junge Frauen und Männer insgesamt attraktiver, meinte KU-Personalchefin Juliane Selsam.
Den Nachwuchs an Pflegekräften selbst ausbilden
Um eigenen Fachkräftenachwuchs ausbilden zu können, hatte die Main-Klinik in der Vergangenheit mit Pflegeschulen in Scheinfeld und Kitzingen sowie am Universitätsklinikum Würzburg zusammengearbeitet. Eine pragmatische, aber wegen der Entfernungen weniger praktische Lösung. Für eine eigene Pflegeschule war die Zahl der Auszubildenden – durchschnittlich zehn pro Jahrgang – zu gering.
Durch die Berufsreform und die gemeinsame Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege hat sich die Situation grundlegend geändert. Deshalb war bereits 2020 die Idee zu einer eigenen Pflegeschule unter der Trägerschaft der Main-Klinik gereift. Damals war man von einem funktionalen, zweigeschossigen Fertigbau in Holzbauweise am Rand des Klinikgeländes ausgegangen, mit geschätzten Kosten von 3,1 Millionen Euro.
Zwischenzeitlich wurde die Berufsfachschule für Pflege auch staatlicherseits als bedarfsgerecht anerkannt und ins Krankenhausausbauprogramm 2022 aufgenommen. Allerdings mit der Maßgabe, ein Gebäude in konventioneller Bauweise zu errichten, wie der Geschäftsführer der Main-Klinik, Christian Schell, berichtet. Die Gesamtkosten wurden zuletzt mit 4,25 Millionen Euro errechnet.
Vor wenigen Tagen gab die Regierung von Unterfranken bekannt, dass für die Pflegeschule staatliche Fördermittel in Höhe von 2,13 Millionen Euro bewilligt wurden. Die Mittel stammen laut Regierung aus der bayerischen Krankenhausfinanzierung und aus dem Krankenhausstrukturfond II des Bundes, der sich speziell an die Schaffung von Ausbildungskapazitäten richtet.
Der Auftrag für den Rohbau ist bereits vergeben
An der Main-Klinik hatte man diesen Startschuss seit längerem schon erwartet. Die Ausschreibung der Rohbauarbeiten war bereits abgeschlossen, deshalb konnte der Auftrag bereits wenige Tage nach Bekanntgabe des Förderbescheids vergeben werden, so Geschäftsführer Schell. Schell rechnet damit, dass das neue Schulgebäude zum Beginn des Ausbildungsjahres 2023 bezugsfertig sein wird.
Als Institution soll die Pflegeschule bereits zum kommenden Ausbildungsjahr 2022 ihren Betrieb aufnehmen, so Schell weiter, allerdings übergangsweise in Klassenräumen der Ochsenfurter Berufsschule. Voraussichtlich 20 Auszubildende starten dann ins erste Lehrjahr, davon elf aus der Main-Klinik. Am Ende sollen drei Jahrgänge mit jeweils 26 Schülerinnen und Schülern ihren Blockunterricht an der Pflegeschule absolvieren. Dabei betont Schell, dass die Pflegeschule auch den Auszubildenden weiterer Einrichtungen offensteht. "Es ist keine Schule für das Kommunalunternehmen, sondern für den südlichen Landkreis Würzburg", so Schell. So seien bereits Gespräche mit anderen Einrichtungen im Gang.
SPD-Abgeordneter Halbleib kritisiert die CSU
In einer Pressemitteilung begrüßt der Ochsenfurter SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib die Förderzusage des Freistaats. "Mit der Pflegeschule leistet der Landkreis Würzburg mit seinem Kommunalunternehmen einen wichtigen Beitrag zu mehr Pflegekräften in Mainfranken", schreibt Halbleib. Gleichzeitig verteidigt er das Projekt gegen Vorbehalte, die der Vorsitzende der CSU-Kreistagsfraktion Björn Jungbauer bis in jüngste Zeit vorgebracht habe. "Ich bin froh, dass diese Irritationen ausgeräumt sind und nach Zögern und Zweifeln nunmehr auch die CSU dem Projekt zugestimmt hat", so Halbleib weiter. Weitere Unterstützung erhoffe er sich nun durch Gesundheitsminister Klaus Holetschek bei der Anerkennung von qualifizierten ausländischen Pflegekräften.