
"Der Lockdown verlangt der Wirtschaft, den Betrieben, Selbstständigen und Arbeitnehmern alles ab. In den besonders betroffenen Branchen herrscht Verzweiflung bis zur blanken Existenzangst", heißt es in einer Pressemitteilung der IHK Würzburg-Schweinfurt. Die Verlängerung bis Mitte Februar unterstreiche die Verpflichtung der Politik, den vom Lockdown existenziell betroffenen Betrieben und Selbstständigen deutlich schneller als bisher zu helfen. Laut IHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Jahn muss jeder Lockdown auch Hand in Hand mit einem Öffnungsplan einhergehen.
Die Schwierigkeiten der Gastronomen
Einer, der weiß, wie schwierig es seine gesamte Branche gerade hat, ist Helmut Hönig, der das Beerhouse 111 an der Juliuspromenade (ehemals Hollywood) betreibt. Er habe inzwischen durch den zweiten Lockdown den zweiten höheren Kredit aufnehmen müssen, "auch deshalb, weil das vom Staat versprochene Geld gerade gar nicht oder erst sehr viel später kommt", sagt er. Und das, obwohl er alles fristgerecht eingereicht und auch genehmigt bekommen habe.
Vor ein paar Tagen sei endlich der versprochene Abschlag der Novemberhilfe eingegangen und auch ein Teil der Dezemberhilfe. Da könne man zumindest für den Moment kurz aufatmen. "Ohne die Kredite stünde ich aber vor dem Aus", sagt er, denn die laufenden Monatskosten in Höhe von über 10 000 Euro könne er nicht über mehrere Monate hinweg auffangen.
Glück im Unglück sei gewesen, dass er die Voraussetzung für einen KfW-Kredit (Kreditanstalt für Wiederaufbau) für Unternehmer erfüllen konnte, "weil die letzten beiden Jahre gut liefen und die Bilanz stimmte". Aber was ist mit denen, die das nicht können?, fragt er sich. Zwischendurch habe er sich immer wieder machtlos gefühlt, "man hat keine Handhabe, die Situation zu verändern, das ist das Schlimme". Verärgert ist Hönig auch, weil das Kurzarbeitergeld für seine Angestellten der Monate November, Dezember und Januar noch nicht eingegangen ist, das habe er nun aus eigener Tasche gezahlt.
In den vielen Jahren als Gastronom in Würzburg - Hönig betrieb unter anderem auch das Haus der 150 Biere am Bahnhof, das 2013 schloss - habe er schon einige Krisen erlebt, bleibt deshalb besonnen und versucht lösungsorientiert an die Situation heranzugehen. "Dass ich mich allerdings mal so verschulden würde, hätte ich nicht vermutet." Weil er mit Leib und Seele Gastronom ist und den Beruf auch in Zukunft weiter ausüben will, hat er das getan und hofft, dass es in Richtung Frühling wieder besser wird. "Mal sehen, wie viele von uns es schaffen werden, durchzuhalten", sagt er.
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Keine Unterstützung für das neue Hotel "Stadt Mainz"
Noch härter trifft es Hotelchef Sven Warmuth. Anfang November wollte er das frisch renovierte Hotel "Stadt Mainz" in der Würzburger Semmelstrasse neu eröffnen. Doch dann kam der Corona-Lockdown. Für ihn war Schluss, bevor es überhaupt richtig losging: "Wir hatten noch gar keine Möglichkeit, Umsätze zu tätigen, deswegen bekommen wir gar keine Hilfe vom Staat und meine Rücklagen sind eigentlich weg", sagt er. Denn die staatlichen Hilfen gibt es nur, wer zur Berechnungsgrundlage Umsätze aus dem Vorjahr vorweisen kann: "Ich lebe gerade von der Gutwilligkeit meines Verpächters, der steht hinter uns, aber das nagt an einem", so Warmuth.
Statt das Hotel zu schließen, macht er aber weiter. Vier Mitarbeiter stehen noch in der Küche, er selbst macht den Service, eine Reinigungskraft ist im Hotelbetrieb. "Vereinzelt übernachten Geschäftsreisende und für unser Restaurant bieten wir einen To-Go-Service an. Wir haben zwar kein großes Einzugsgebiet, aber eine Nachbarschaft, die uns unterstützt."
Wann das Hotel offiziell eröffnen wird, weiß der Hotelchef nicht: "Aktuell können wir gar nicht vorausschauend planen. Wir müssen schauen was passiert, und wie sich die Corona-Bestimmungen ändern. Wahrscheinlich können wir nur stückchenweise zum Normalbetrieb übergehen."
Tanzschüler stehen hinter ihrer Tanzschule
Seit dem Lockdown ist auch die Würzburger Tanzschule Hartung geschlossen. Für die Inhaber Gerlinde Hartung, Kristina Hartung-Schmitt und Horst Reinhardt beschränkt sich die Arbeit derzeit auf den Bürodienst. Tanzlehrer Felix Flügel ist in Kurzarbeit, Schülertanzkurse wurden unterbrochen und Abschlussbälle abgesagt.
Überrascht habe sie die Lockdown-Verlängerung nicht: "Gerade in unserem Bereich, in dem Menschen zusammenkommen und tanzen, sind wir doch die letzten, die wieder eröffnen dürfen", sagt Reinhardt. Sollte die Pandemie noch bis zum Sommer andauern, kann es auch für die Tanzschule prekär werden: "Wenn wir die Schülertanzkurse bis zum Sommer nicht durchführen können, müssen wir einen Teil des Geldes zurückerstatten", so Reinhardt.

Auch sie haben die staatlichen Hilfen beantragt, ein Teil der Novemberhilfe wurde auch schon ausbezahlt, erklärt Reinhardt, "wir müssen aber trotzdem schauen, wie wir über die Runden kommen. Zum Glück haben wir noch Ressourcen". Das Team bleibt optimistisch, auch weil die Tanzschüler hinter ihnen stehen: "Wir bekommen Zuspruch per E-Mail oder werden am Telefon aufgemuntert, das tut der Seele schon gut".
Statt ihr Geld zurückzufordern, haben die Tanzschüler auch Gutschriften angenommen, "dazu haben wir mit jedem Tanzschüler persönlich Kontakt aufgenommen und gefragt. Alle hatten Verständnis, weil ja keiner was für die Lage kann", sagt er.
Randersackerin kämpft ums Überleben
Seit zehn Jahren betreibt Tanja Menig das Mode- und Accessoire-Geschäft mit Café-Bereich "Main Cottage" in Randersacker. Für sie geht es schlichtweg um die Existenz: "Bis Anfang Februar halte ich noch durch, aber meine Rücklagen sind weg. Die Kosten laufen ja weiter." Demnächst müsse sie an ihre Altersvorsorge rangehen oder einen Kredit aufnehmen, "aber das kommt für mich nicht in Frage".
Bis Mitte Dezember hatte sie ihren Laden geöffnet, doch wegen des Lockdowns kamen kaum Leute ins Geschäft. Den Café-Bereich musste sie komplett schließen. Deswegen gab es für sie auch keine Novemberhilfe, "dafür hätte das Café 80 Prozent des Umsatzes ausmachen müssen", wie sie sagt. Dafür aber die Dezemberhilfe, doch die ist nicht hoch: "Das sind maximal ein paar hundert Euro." Auf die Auszahlung wartet sie noch immer.
Eigentlich wäre sie nun auf den Wohn-Messen unterwegs, stattdessen baut sie den "Click & Collect" Service auf. Doch der Verkauf laufe dürftig: "Bisher macht das mehr Arbeit, als dass es was bringt", sagt sie. Sie hofft auf die angekündigte "Überbrückungshilfe III", doch die könne noch nicht einmal beantragt werden. Menig bleibt optimistisch und hofft auf Lockerungen: "Am 14. Februar sind wir wieder in den Startlöchern und hoffen, dass die Leute Lust haben, zu shoppen."
Es ist zwar nett, dass die Main-Post hier die persönlichen Geschichten erzählt, aber es fehlt ein Fazit und das lautet: Die Firmen werden schlussendlich alle Bankrott gehen.