Sollten Besucher mit der Straßenbahn kostenlos zum "Umsonst&Draußen"-Festival fahren können? Wenn es nach Linken-Stadtrat Sebastian Roth geht, wäre das ein stimmiges Konzept. Nach den Testläufen im vergangenen Jahr fordert er, auch in diesem Jahr die freie Straba-Fahrt an bestimmten Tagen zu ermöglichen – an den Festivaltagen des U&D, während des Stadtfestes und an den Adventssamstagen. Als Imagegewinn bewertet Roth den Antrag, über den am Dienstag im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss abgestimmt wird. Dort erwartet Roth eine Diskussion zu dem Thema. "Zumindest beim Stadtfest sollten wir uns nicht die Blöße geben, wieder zurückzurudern", sagt er.
Die Idee, kostenlos die Straba zu nutzen, ist nicht neu. Schon 2015 hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt diesen Plan forciert. Doch die Regierung von Unterfranken beurteilte das Projekt damals als nicht genehmigungsfähig. Erst im vergangenen Jahr konnten Straba-Nutzer an speziellen Tagen gratis fahren - zum ersten Mal beim Stadtfest im September. An den Samstagen vor dem dritten und vierten Advent musste ebenfalls kein Ticket gelöst werden.
Hohe Ausfallkosten
70 000 bis 75 000 Euro kostet die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) ein Umsonst-ÖPNV-Tag im gesamten Liniennetz – unter anderem wegen entgangener Erlöse aus dem Fahrkartenverkauf dieses Tages.
Von einem großen Erfolg spricht die WVV in ihrem Erfahrungsbericht nach Analyse der freien Straba-Tage nicht. "Die aus dem Pilotprojekt gewonnenen Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass die beabsichtigte Wirkung, eine Verlagerung vom Pkw auf die Straßenbahn zu fördern, nicht realisiert werden konnte", heißt es dort.
Parkhäuser waren trotzdem voll belegt
Vor allem die Belegung der Parkhäuser in der Zone 1 (unmittelbarer Innenstadtbereich) hätten sowohl im Vergleich zu den ersten beiden Adventssamstagen als auch im Jahresvergleich keine Veränderung erkennen lassen. In den Zonen 2 (äußere Innenstadt innerhalb des Ringparks) und 3 (äußere Innenstadt außerhalb des Ringparks) sei zudem eine höhere Auslastung als in den Vorjahren feststellbar gewesen.
Die Belegung der Straßenbahnen im direkten Innenstadtbereich sei zudem sehr hoch gewesen. Die WVV vermutet, dass die Stadtbesucher die kostenfreie Straßenbahn hauptsächlich für die Überbrückung kurzer Distanzen genutzt hätten, sobald sich die Gelegenheit zur kostenfreien Mitfahrt bot. Die Verwaltung empfiehlt aufgrund dieser Erfahrungen, den Antrag von Sebastian Roth nicht weiterzuverfolgen.
Korrektur: In einer früheren Version des Artikels war die Überschrift missverständlich zu verstehen. Es klang so, als würde der gesamte Stadtrat sich für den kostenlosen Straba-Verkehr einsetzen.