Die Stadt will einen Feldversuch für einen kostenfreien Straßenbahn-Verkehr in der Innenstadt starten. Geplant ist die Aktion zum Stadtfest. Damit soll der Umweltverbund im Zusammenhang mit dem aufgelegten Green City Plan gestärkt werden. Darin sind alle Maßnahmen für eine reinere Luft in Würzburg gebündelt. Der Hauptausschuss des Stadtrates diskutierte das Thema in seiner Sitzung.
Nachhaltige Mobilität
Für Finanzreferent Robert Scheller ist die Entwicklung von nachhaltiger Mobilität eine Daueraufgabe, um die Luft in Würzburg zu verbessern und damit auch die Lebensqualität. Und der Green City Plan sehe auch die Preisgestaltung des ÖPNV als Maßnahme vor. Konkret plant die Stadtverwaltung das: Von Freitag, 14. September, 0 Uhr bis Sonntag, 16. September, 3 Uhr fahren die Straßenbahnlinien kostenlos zwischen Hauptbahnhof, Juliuspromenade, Talavera und Sanderring. Die Würzburger Straßenbahn (WSB) schätzt den Verlust aus diesen Tagen auf maximal 15 000 Euro.
Gute Zeit für einen Versuch
Für Scheller bietet sich dieser Zeitrahmen für so einen Feldversuch an. So sei ein Wochentag während der Schulzeit dabei und ein Tag am Wochenende. Außerdem würden zum Stadtfest zusätzliche Besucher erwartet wegen der vielen Show-Attraktionen.
Warum nicht auch kostenfreie Busse?
Warum nur die kostenfreie Straßenbahn und nicht auch Busse? Auch das erläuterte Scheller. Wegen der kurzen Vorlaufzeit bis zum Stadtfest könne eine Planung mit den Verkehrsverbundgremien nicht mehr umgesetzt werden. Das sei eben nur mit den Strabazügen der WSB möglich. Eine Ausweitung auf einen größeren Bereich würde sonst neben Buslinien der WSB auch Busverkehre des Landkreises betreffen, die dann nicht unentgeltlich fahren würden. Das könne man keinem ÖPNV-Nutzer verständlich machen, so Scheller.
Forderung: Versuch soll im ganzen Straba-Netz laufen
Die SPD-Fraktion wollte bei der Straßenbahn einen Schritt weitergehen. Stadtrat Joachim Schulz: "Warum nicht den Versuch auf das ganze Straßenbahnnetz ausdehnen?" Den gleichen Gedanken formulierte ÖDP-Stadtrat Raimund Binder gleich als Antrag. Doch da mischte sich der Geschäftsführer der WSB, Paul Lehmann, ein. Dann herrsche auch keine Gerechtigkeit für die Bewohner der Stadtteile Lengfeld, Frauenland oder Versbach, wo keine Straba fährt. Und als er dem Stadtrat versicherte, dass die WSB das Projekt am Stadtfest begleiten und das geänderte ÖPNV-Verhalten der Besucher dokumentieren werde, zog Binder seinen Antrag zurück. Den Ausfall für das gesamte Streckennetz hatte Lehmann auf 25 000 Euro geschätzt.
OB hatte schon 2015 die Idee
Die Idee, kostenlos die Straba zu nutzen, ist nicht neu. Schon 2015 hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt diesen Plan forciert. Doch die Regierung von Unterfranken beurteilte das Projekt damals als nicht genehmigungsfähig. Nun treiben laut Scheller aber auch andere Städte wie Augsburg solche Vorhaben voran. Ein günstiger Zeitpunkt, das nun auch erneut in Würzburg zu versuchen.
Freie Fahrt ohne wenn und aber
Die Grundidee besteht laut Scheller darin, als Feldversuch während des Stadtfestes den Kernbereich der Innenstadt attraktiver zu machen. Die Straba bringe die Würzburger und auswärtigen Gäste ohne das Hemmnis eines Fahrscheins oder der Beschäftigung mit den Tarifen zu den Orten des Festes. So würden auch Leute, die nicht weiter laufen können, an den Konzerten und Veranstaltungen teilhaben. Mit dem Angebot, so Scheller, würde die Aufenthaltsqualität im Kernbereich der Innenstadt gesteigert und der Individualverkehr gezielt herausgehalten.
Kosten aus anderen Städten lassen sich nicht einfach übertragen
Was so ein kostenloser ÖPNV auf Dauer für finanzielle Auswirkungen für Würzburg haben würde, lasse sich nur schwer abschätzen, so der Referent. Die Parameter aus anderen Städten wie Augsburg ließen sich nicht so einfach auf das Oberzentrum am Main übertragen. In der Fuggerstadt schätze man die Verluste aus einem kostenlosen ÖPNV in der City-Zone auf jährlich 500 000 bis eine Million Euro.
Nicht automatisch dauerhaft freie Fahrt
Der Beschlussvorschlag sei deswegen offen formuliert, weil bei einem erfolgreichen Feldversuch nicht automatisch ein freier ÖPNV für die Innenstadt folge. Den Verlust müsste die WSB über den steuerlichen Querverbund innerhalb des Mutterkonzerns Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) ausgleichen. Sollte das nicht reichen, müsse die Stadt Würzburg ebenfalls einspringen. Eine dauerhafte freie Fahrt setze auch die Förderung durch Land und Bund voraus, betont der Finanzreferent.
Breite Zustimmung
Sein Plan, kostenlos Straßenbahn fahren während des Stadtfestes in der Kernzone, fand schließlich Gefallen bei den Stadträten. Jetzt muss noch der gesamte Stadtrat am Donnerstag, 26. Juli, zustimmen.
Carly79
Würde sehr viele Autos aus den Innenstädten halten und für saubere Luft sorgen.
Im Gegenzug kann man sich alle Kontrolleure einsparen, da ist man schnell pro Mitarbeiter inkl. AG Anteile bie 40.000 - 50.000 € pro Jahr.
Die sollte man nach und nach werstreichen/verstzen und dann innerbetrieblich woanders einsetzen wenn Leute in Rente gehen.