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Würzburg
Dieses Wochenende fährt die Straba kostenlos
Einsteigen ohne Fahrschein. Was Schwarzfahrern sonst 60 Euro Strafe kostet, wird vielleicht in der Würzburger Innenstadt für drei Tage möglich. 
Kein Ticket für die Straßenbahnen in der Kernzone beim Stadtfest: Das ist ein Versuch, über den der Stadtrat noch beschließen muss. Foto: Thomas Obermeier
| Kein Ticket für die Straßenbahnen in der Kernzone beim Stadtfest: Das ist ein Versuch, über den der Stadtrat noch beschließen muss. Foto: Thomas Obermeier
Ernst Jerg
Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:02 Uhr

Die Stadt will einen Feldversuch für einen kostenfreien Straßenbahn-Verkehr in der Innenstadt starten. Geplant ist die Aktion zum Stadtfest. Damit soll der Umweltverbund im Zusammenhang mit dem aufgelegten Green City Plan gestärkt werden. Darin sind alle Maßnahmen für eine reinere Luft in Würzburg gebündelt. Der Hauptausschuss des Stadtrates diskutierte das Thema in seiner Sitzung. 

Nachhaltige Mobilität

Für Finanzreferent Robert Scheller ist die Entwicklung von nachhaltiger Mobilität eine Daueraufgabe, um die Luft in Würzburg zu verbessern und damit auch die Lebensqualität.  Und der Green City Plan sehe auch die Preisgestaltung des ÖPNV als Maßnahme vor. Konkret plant die Stadtverwaltung das: Von Freitag, 14. September, 0 Uhr bis Sonntag, 16. September, 3 Uhr fahren die Straßenbahnlinien kostenlos zwischen Hauptbahnhof, Juliuspromenade, Talavera und Sanderring. Die Würzburger Straßenbahn (WSB)  schätzt den Verlust aus diesen Tagen auf maximal 15 000 Euro.

Gute Zeit für einen Versuch

Für Scheller bietet sich dieser Zeitrahmen für so einen Feldversuch an. So sei ein Wochentag während der Schulzeit dabei und ein Tag am Wochenende. Außerdem würden zum Stadtfest zusätzliche Besucher erwartet wegen der vielen Show-Attraktionen.

Warum nicht auch kostenfreie Busse?

Warum nur die kostenfreie Straßenbahn und nicht auch Busse? Auch das erläuterte Scheller. Wegen der kurzen Vorlaufzeit bis zum Stadtfest könne eine Planung mit den Verkehrsverbundgremien nicht mehr umgesetzt werden. Das sei eben nur mit den Strabazügen der WSB möglich. Eine Ausweitung auf einen größeren Bereich würde sonst neben Buslinien der WSB auch Busverkehre des Landkreises betreffen, die dann nicht unentgeltlich fahren würden. Das könne man keinem ÖPNV-Nutzer verständlich machen, so Scheller.

Forderung: Versuch soll im ganzen Straba-Netz laufen

Die SPD-Fraktion wollte bei der Straßenbahn einen Schritt weitergehen. Stadtrat Joachim Schulz: "Warum nicht den Versuch auf das ganze Straßenbahnnetz ausdehnen?" Den gleichen Gedanken formulierte ÖDP-Stadtrat Raimund Binder  gleich als Antrag. Doch da mischte sich der Geschäftsführer der WSB, Paul Lehmann, ein. Dann herrsche auch keine Gerechtigkeit für die Bewohner der Stadtteile Lengfeld, Frauenland  oder Versbach, wo keine Straba fährt. Und als er dem Stadtrat versicherte, dass die WSB das Projekt am Stadtfest begleiten und das geänderte ÖPNV-Verhalten der Besucher dokumentieren werde, zog Binder seinen Antrag zurück. Den Ausfall für das gesamte Streckennetz hatte Lehmann auf 25 000 Euro geschätzt.

OB hatte schon 2015 die Idee

Die Idee, kostenlos die Straba zu nutzen, ist nicht neu. Schon 2015 hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt diesen Plan forciert. Doch die Regierung von Unterfranken beurteilte das Projekt damals als nicht genehmigungsfähig. Nun treiben laut Scheller aber auch andere Städte wie Augsburg solche Vorhaben voran. Ein günstiger Zeitpunkt, das nun auch erneut in Würzburg zu versuchen.

Freie Fahrt ohne wenn und aber

Die Grundidee besteht laut Scheller darin, als Feldversuch während des Stadtfestes den Kernbereich der Innenstadt attraktiver zu machen. Die Straba bringe die Würzburger und auswärtigen Gäste ohne das Hemmnis eines Fahrscheins oder der Beschäftigung mit den Tarifen zu den Orten des Festes. So würden auch Leute, die nicht weiter laufen können, an den Konzerten und Veranstaltungen teilhaben. Mit dem Angebot, so Scheller, würde die Aufenthaltsqualität im Kernbereich der Innenstadt gesteigert und der Individualverkehr gezielt herausgehalten.

Kosten aus anderen Städten lassen sich nicht einfach übertragen

Was so ein kostenloser ÖPNV auf Dauer für finanzielle Auswirkungen für Würzburg haben würde, lasse sich nur schwer abschätzen, so der Referent. Die Parameter aus anderen Städten wie Augsburg ließen sich nicht so einfach auf das Oberzentrum am Main übertragen. In der Fuggerstadt schätze man die Verluste aus einem kostenlosen ÖPNV in der City-Zone auf jährlich 500 000 bis eine Million Euro.

Nicht automatisch dauerhaft freie Fahrt

Der Beschlussvorschlag sei deswegen offen formuliert, weil bei einem erfolgreichen Feldversuch nicht automatisch ein freier ÖPNV für die Innenstadt folge. Den Verlust müsste die WSB über den steuerlichen Querverbund innerhalb des Mutterkonzerns Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) ausgleichen. Sollte das nicht reichen, müsse die Stadt Würzburg ebenfalls einspringen. Eine dauerhafte freie Fahrt setze auch die Förderung durch Land und Bund voraus, betont der Finanzreferent.

Breite Zustimmung

Sein Plan, kostenlos Straßenbahn fahren während des Stadtfestes in der Kernzone, fand schließlich Gefallen bei den Stadträten. Jetzt muss noch der gesamte Stadtrat am Donnerstag, 26. Juli, zustimmen. 

 
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Kommentare
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  • holle4es
    Das ist doch alles Käse. Damit wird keine Autofahrt nach Würzburg eingespart. Und wer seine Fahrt irgendwo in Würzburg beginnt, fährt auch in der Innenstadt kostenlos, weil das alles eine Tarifzone ist.. Und gerade da ist am Stadtfest sowieso Schritttempo angesagt. Lachhafte Aktion, aber Hauptsache der Stadtrat kann sich auf die Schulter klopfen weil er ja was für die Umwelt tut....Was wirklich sinnvoll wäre, wenn an den Tagen alle Fahrten, die in Würzburg beginnen oder starten kostenlos wären, egal ob Bus oder Strand und das im ganzen VVN.
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  • carly
    Richtig und komplex gedacht
    Carly79
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  • TLW-tu_W
    So lange es wesentlich günstiger ist, zu zweit mit dem Auto aus den Stadtteilen in die Innenstadt zu fahren als mit den öffentlichen, wird es keine deutliche Verbesserung der Situation geben.
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  • robertkremling@web.de
    gute Idee. generell sollte der ÖPNV kostenlos oder sehr güsntig sein mit max. 1€ pro Tag. Das sollte sich jeder leisten können.
    Würde sehr viele Autos aus den Innenstädten halten und für saubere Luft sorgen.
    Im Gegenzug kann man sich alle Kontrolleure einsparen, da ist man schnell pro Mitarbeiter inkl. AG Anteile bie 40.000 - 50.000 € pro Jahr.
    Die sollte man nach und nach werstreichen/verstzen und dann innerbetrieblich woanders einsetzen wenn Leute in Rente gehen.
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