Die Landesgartenschau (LGS) hat das Publikum am Samstag mit einem „Lichterfest“ angelockt. Das Fest war ein großer Erfolg, die bislang recht kritische Stimmung scheint umzuschlagen in Wohlwollen und Begeisterung.

Der Frankfurter Stadtplaner Aloys Bernatzky, für den „Spiegel“ der „Nestor der deutschen Gartenarchitekten“, hielt Baum und Strauch für „die letzte Verbindung zu jenen frühen Zeiten, da der Mensch das Göttliche in Bäumen und Hainen, in Quellen und auf Bergen verehrte“. Hier lerne der Mensch, sein Leben als Teil des Werdens und Vergehens zu verstehen. Etwas von „der pflanzenhaften Existenz, von dem einfachen Da-Sein für Sonne, Wind und Regen“ ströme in uns hinein.

Vom Raunen in Hainen ist in der Landesgartenschau auf dem Hubland wenig zu hören; es mangelt an Hainen. Hier kollidiert die deutsch-romantische Sehnsucht nach dunklem Tann und Blauer Blume mit US-amerikanischem Pragmatismus und Klimawandel. Weite Grasflächen dominieren die Szene, das Grün kann nicht üppig gedeihen unter der brennenden Sonne. Die teils heftige Kritik sprach sich herum und schreckte ab.

Nur an Pfingsten waren noch mehr Besucher da

Vor vier bis sechs Wochen meinte LGS-Chef Klaus Heuberger eine Trendwende zu erkennen, dann kam die große Hitze, die Gartenschau und Gäste und plagte. Der vergangene Samstag könnte den Umschwung in der öffentlichen Wahrnehmung gebracht haben. Laut Heuberger kamen mehr als 9000 Besucher zum „Lichterfest“ aufs Gelände. Nur am Pfingstmontag sei der Besuch noch besser gewesen, mit 11000 Gästen. Die LGS hatte zu einem abendlichen und nächtlichen Fest aus Musik- und Tanzshows, Licht, Feuer und Farben geladen.

Die Gartenschau empfängt die Nasen zuerst. Die mächtigen Beete am Haupteingang, aufgetürmt wie Hügelgräber, riechen würzig und satt. Jenseits der Grasflächen und steinernen Plätze blühen Schnüffler-Paradiese. Die Düfte der vielen Blumen, Kräuter und Gräser begleiteten das Publikum in die Nacht hinein.

Fotoserie

Hubland

Lichterfest und Ballonglühen

Attraktion Ballonglühen

Wer alles hören, sehen und riechen wollte, musste schnell zu Fuß sein und bekam trotzdem nicht alles mit. Überall auf den Bühnen und Plätzen des 28 Hektar großen Geländes war was los, mit handgemachtem Jazz und Disco vom Mischpult, Akrobatik, Tanz, Jonglage, Lichtinstallationen und -skulpturen – die größte von ihnen das Glühen von vier 25 Meter hohen Heißluftballons.

Die Künstler und Akteure waren Lux Aeterna, Magic Artists, Scott Hemingway Quintett, Flying Circus, MoNaden, DJ Bronco Bianco & Young Prince und der Verein der Würzburger Ballonfahrer.

Die größte Show des Abends aber lieferte die Natur. Die Abenddämmerung leuchtete rot, blau und golden über den Würzburger Tälern, die Temperatur war wie geträumt für eine lauschige Sommernacht.

Besucher voll des Lobes

Keiner der von der Redaktion befragten Besucher fand etwas auszusetzen, im Gegenteil: Die Rentnerin Theresia Keupp aus Retzstadt etwa sagte, die LGS gefalle ihr „richtig gut“, das Programm sei vielfältig, die vielen negativen Leserbriefe könne sie nicht verstehen. Jörg Rheinländer, der nah am Gelände wohnt, findet „ganz toll“, was da passiert. Jürgen Seltzer aus Waldbüttelbrunn erzählte, er sei begeistert von der LGS. Er und die Seinen kämen öfter und fänden „immer wieder tolle Sachen“. Jetzt, wo alles blühe und die Hitzewelle zu Ende ist, sei die LGS endlich so, wie sie sein müsse, meinte ein euphorischer LGS-Mitarbeiter, der nicht genannt werden möchte.

Als das Publikum sich um 23 Uhr auf den Heimweg machte, war unter den Tausenden kaum ein Schimpfen zu hören. Fröhlich entspannt wirkten die Leute. Vielleicht haben sie etwas aufgenommen von „der pflanzenhaften Existenz, von dem einfachen Da-Sein für Sonne, Wind und Regen“, von dem der Gartenarchitekt Bernatzky gesprochen hat.