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Giebelstadt/Würzburg
Leitfaden für Genesene: Was tun nach einer Corona-Infektion?
Immer mehr Menschen haben eine Corona-Infektion überstanden. Aber wie geht es danach weiter? Ab wann kann man sich wieder anstecken? Und was ist mit Spätfolgen?
Über 300.000 Menschen in Unterfranken haben mittlerweile eine Corona-Infektion überstanden.
Foto: Getty Images | Über 300.000 Menschen in Unterfranken haben mittlerweile eine Corona-Infektion überstanden.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:42 Uhr

Mittlerweile gibt es immer mehr Menschen, die eine Corona-Infektion überstanden haben. Laut dem täglichen Lagebericht des Robert Koch-Instituts (RKI) gibt es in Bayern inzwischen gut 2,5 Millionen Genesene, in Unterfranken sind es 410.979 (Stand 10. April). Allerdings zeigen diese Zahlen nicht an, wie schwer jemand erkrankt war oder ob er noch an Spätfolgen der Covid-19-Infektion leidet.

Was muss man nach einer Infektion beachten? Ist eine Nachsorgeuntersuchung notwendig? Ab wann kann man sich wieder anstecken? Und was ist mit Spätfolgen? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen im Überblick:

Sollte man nach einer Corona-Infektion einen Nachsorgetermin beim Hausarzt vereinbaren?

Der Giebelstädter Hausarzt Dr. Christian Pfeifer, unterfränkischer Bezirksvorsitzender im Bayerischen Hausärzteverband , hält das nur für nötig, wenn gesundheitliche Probleme bestehen. "Das ist bei den allermeisten Betroffenen nicht der Fall", sagt Pfeiffer. Das RKI dagegen empfiehlt allen, die an Covid-19 erkrankt waren, einen Nachsorgeterminbeim Hausarzt zu vereinbaren. Doch derzeit sind viele Hausärztinnen und Hausärzte überlastet, sagt Dr. Anne Simmenroth, Professorin am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin der Uni Würzburg. "Das würde unser System zum Kollaps bringen."

Dr. Christian Pfeiffer ist Hausarzt in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) und unterfränkischer Bezirksvorsitzender im Bayerischen Hausärzteverband.
Foto: Daniel Peter | Dr. Christian Pfeiffer ist Hausarzt in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) und unterfränkischer Bezirksvorsitzender im Bayerischen Hausärzteverband.

Ist es sinnvoll nach einer Corona-Infektion ein Blutbild machen zu lassen?

Nur wenn nach einer Corona-Infektion Beschwerden bestehen bleiben, sollten sich Betroffenen an ihren Hausarzt wenden. "Auch dann ist ein Blutbild meist nicht zielführend", sagt Simmenroth. Besser sei es, wenn der Hausarzt entscheidet, welche Diagnostik sinnvoll ist.

Wann darf man nach einer Corona-Infektion wieder Sport machen?

Beide Mediziner raten zu Vorsicht und Geduld, auch wenn die Infektion ohne Probleme verlaufen ist. "Mit dem Training beginnen sollte man erst, wenn man sich wirklich wieder fit fühlt", sagt Hausarzt Dr. Pfeiffer. "Und bitte langsam beginnen. Für jeden Tag Fieber eine Woche schonen."

Kann man sich als Genesener wieder mit Corona anstecken?

Bei einer Infektion mit dem Coronavirus bilden sich Antikörper, die das Virus bekämpfen können, sowie bestimmte Immunzellen, sogenannte T-Zellen, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Bei Menschen, die eine Corona-Infektion hatten und wieder genesen sind, geht man nach aktuellem Kenntnisstand davon aus, dass sie zumindest teilweise immun sind. "Allerdings nimmt die Anzahl der Antikörper mit der Zeit wieder ab", sagt Pfeiffer. Daher könne man sich auch ein zweites Mal anstecken.

Wie oft kommt es vor, dass man sich zweimal ansteckt?

Der Giebelstädter Hausarzt sieht in seiner Praxis immer wieder Menschen, die sich erneut mit dem Coronavirus infiziert haben. Das komme vor allem vor, wenn die letzte Infektion von einer anderen Virusvariante ausgelöst wurde. Und: "Es kommt auch darauf an, wie lange die letzte Infektion her ist, welche Variante es war und ob man vorher Impfungen hatte", sagt Pfeiffer. Genaue Zahlen, wie viele Menschen sich bereits mehrfach mit Corona infiziert haben, gibt es laut RKI nicht.

Woran liegt es, dass es gerade bei Omikron immer mehr Impfdurchbrüche gibt?

"Dass es mit steigender Impfquote zu immer mehr Impfdurchbrüchen kommt, ist zu erwarten", heißt es von Seiten des Robert Koch-Instituts. Mit steigender Impfquote sind unter den Erkrankten auch anteilsmäßig immer mehr Geimpfte zu erwarten. Dies sei kein Hinweis darauf, dass die Impfstoffe nicht wirksam seien. "Die Wirksamkeit der Covid-19-Impfungen ist sehr gut, aber sie beträgt nicht 100 Prozent", so das RKI.

Wann ist die nächste Impfung bei Genesenen medizinisch sinnvoll?

Personen, die nach der Impfung eine Corona-Infektion durchgemacht haben, sollten im Abstand von mindestens drei Monaten nach der Infektion eine Auffrischimpfung entsprechend der Stiko-Empfehlung erhalten, sagt Dr. Pfeiffer. "Tritt die Infektion jedoch in einem Abstand von mehr als  drei Monaten nach der vorangegangenen Impfstoffdosis auf und bestand die Grundimmunisierung aus zwei Impfstoffdosen, ist bis auf weiteres keine Auffrischimpfung notwendig", schreibt das RKI auf seiner Internetseite. Auch Menschen, die bereits eine dritte Impfung (Boosterung) erhalten haben und dann erkrankt sind, brauchen zunächst keine weitere Impfung.

Brauche ich unbedingt einen PCR-Test für den Genesenen-Nachweis?

Als Nachweis, dass man eine Corona-Infektion durchgemacht hat, braucht man einen positiven PCR-Test, erklärt Dr. Christian Pfeiffer. Ein Schnelltest reiche für die Dokumentation des Genesenen-Status nicht aus. Der PCR-Test muss zwischen 28 und 90 Tagen alt sein. Apotheken dürfen ein Genesenen-Zertifikat ausstellen, dazu ist der PCR-Test und ein Ausweisdokument mitzubringen. Das Zertifikat kann digital in der CovPass- oder Corona-Warn-App hinterlegt werden.

Wie lange gilt der Genesenen-Status aktuell?

Die Vorgaben für den Genesenennachweis beziehen sich laut RKI auf Personen, die ungeimpft sind - das heißt weder vor noch nach der durchgemachten Corona-Infektion eine Impfung erhalten haben. In diesem Fall gilt der Status drei Monate. Falls eine Corona-Infektion nach der Impfung auftritt, gilt der Genesenenstatus – laut Robert Koch-Institut – volle sechs Monate.

Was tun, wenn ich mich nach einer Corona-Infektion nicht richtig fit fühle?

Patienten, die sich nach einer überstandener Corona-Infektion nicht fit fühlen, sollten sich erst mal schonen, rät Hausarzt Pfeiffer. "Wenn es nicht besser wird, sollten Sie doch einen Arzt aufsuchen und um Rat fragen."

Wie viele Patienten haben nach einer Corona-Infektion gesundheitliche Probleme?

"Eine exakte Zahl kann ich nicht nennen", sagt Prof. Anne Simmenroth. Man gehe mittlerweile davon aus, dass zwischen zehn bis 35 Prozent der Erkrankten nach einer Corona-Infektion noch gesundheitliche Probleme haben. Dazu zählen Abgeschlagenheit und Leistungsminderung, Probleme mit der Atmung, Konzentrationsstörungen, thorakale Beschwerden oder ein langandauernder Husten. Bei der Mehrzahl der Patienten verschwinden die Beschwerden aber innerhalb von drei Monaten.

Anne Simmenroth ist Professorin für Allgemeinmedizin an der Uni Würzburg.
Foto: Uniklinik Würzburg | Anne Simmenroth ist Professorin für Allgemeinmedizin an der Uni Würzburg.

Welche Symptome haben Menschen mit gesundheitlichen Langzeitfolgen von Covid-19?

Zu den häufigsten Symptomen, die einzeln oder in Kombination auftreten können, gehören laut Robert Koch-Institut Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit, Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen, Muskelschwäche und -schmerzen sowie psychische Probleme wie zum Beispiel depressive Verstimmung und Ängstlichkeit. Neben einer Verschlechterung der Lungenfunktion lassen sich auch andere Organkomplikationen jenseits der akuten Infektionsphase beobachten, wie zum Beispiel Herzmuskelentzündungen.

Wie bekommen Post-Covid-Patienten eine Reha?

Der erste Ansprechpartner für die Patientinnen und Patienten ist in der Regel der Hausarzt. Er behandelt entweder selbst oder leitet die Erkrankten an Fachärzte oder an eine Post-Covid-Ambulanz weiter. In der Infektiologischen Ambulanz der Uniklinik Würzburg beispielsweise betreut Dr. Petra Schulze seit mehreren Monaten Post-Covid-Patienten.

Welche Reha-Kliniken sind für Covid-Patienten geeignet?

Laut Gesundheitsministerium stehen Betroffenen mit Post-Covid-Syndrom "grundsätzlich alle Reha-Kliniken in Bayern zur Verfügung". Die Auswahl der richtigen Klinik richte sich dabei nicht primär nach der Diagnose Post-Covid, sondern nach den konkreten Beschwerden. Ist bei einem Betroffenen nach Corona das Herz angegriffen, wäre ein Aufenthalt in einer kardiologischen Rehaklinik ideal. Leiden Erkrankte unter Atemproblemen, brauchen sie eine Lungenfachklinik.

 
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