Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern rief am Mittwoch im ganzen Bundesland zu Kundgebungen unter dem Motto "Lehrkräfte trauern um Bildung" auf, mit denen sie auf die prekäre Lage von Lehrerinnen und Lehrern aufmerksam machen wollten. Neben Nürnberg, München und Bamberg demonstrierten auch Würzburger Lehrkräfte auf dem QR-Code in der Eichhorntraße.
"Die Politik hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht", sagt Jörg Nellen. Der stellvertretende Vorsitzende der GEW Unterfranken wirft Politikerinnen und Politikern vor, fern von der Praxis im Schulalltag zu entscheiden. Schon vor Corona habe es einen Lehrkräftemangel gegeben. Dem 63-jährigen Würzburger zufolge läge das vor allem an fehlerhaften Prognosen, wie viele Lehrkräfte in Zukunft benötigt werden. "Es wird ignoriert, dass die Prognosen lediglich Schätzungen sind, bei denen Variablen wie die Demografie außer Acht gelassen werden", sagt der Haupt- und Gymnasiallehrer.
In der Pandemie werde laut Nellen der Abstand der Entscheidungsträger zur Praxis in Schulen deutlich. "Zwar hat der Würzburger Stadtrat für die Finanzierung von Luftfiltern abgestimmt", sagt der Haupt- und Gymnasiallehrer, "aber zwei Mal gegen das Tragen der Kosten der Instandhaltung gestimmt". Auch bei Tests und Masken wären die Schulen auf sich selbst gestellt gewesen.
Pandemie offenbart Defizite des Schulsystems
Außerdem sei während der Pandemie der Mangel an Lehrkräften besonders auffällig geworden. Pool-Testungen mussten umgesetzt, fachfremde Kolleginnen und Kollegen eingearbeitet, Lernrückstände aufgeholt, und vor allem viele Vertretungsstunden übernommen werden. Die steigenden Infektionszahlen sowie Quarantäne- und Krankheitszahlen machen Sorgen, dass sich die Lage im Winter noch verschärfen wird.
Gewerkschaft hat drei Hauptforderungen für die Tarifverhandlungen
"Als gelungen sehen wir die kommenden Tarifverhandlungen, wenn wir eine Lohnsteigerung in Tarifverträgen von fünf Prozent erreichen", sagt Nellen, "was bei einer Inflation von vier Prozent nicht zu viel verlangt ist". Außerdem setzt sich die Gewerkschaft für Tarifverträge für studierende Hilfslehrkräfte an Universitäten ein und möchte gleiche Bezahlung von Verbeamteten und Angestellten.