Die Ampel-Koalition will die "kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften" einführen. So steht es im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Cannabis soll also legalisiert werden. Davon versprechen sich die Koalitionäre eine bessere Kontrolle der Qualität und mehr Jugendschutz. Was sagen Experten von Polizei und Drogenberatung in Unterfranken zu den Plänen der neuen Regierung?
Christian Schulz, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in Unterfranken, findet klare Worte: "Wir halten das für einen sehr gefährlichen Irrweg. Wir lehnen das strikt ab." Cannabis sei die Einstiegsdroge Nummer eins und führe nach Aussagen von Fachleuten immer öfter in die Abhängigkeit. Und wenn Cannabis auf dem Schwarzmarkt viel günstiger zu erhalten sei, werde dieser Markt trotz Legalisierung bestehen bleiben. Die Legalisierungsprojekte in den Niederlanden und Kanada sind laut Schulz klar gescheitert. In den Niederlanden habe sich die Drogenmafia breit gemacht und das Land zum größten Drogenumschlagplatz Europas entwickelt. In Kanada habe sich die Zahl der Erstkonsumentinnen und -konsumenten in dem Jahr nach der Legalisierung fast verdoppelt.
Erste Rauscherfahrungen meist mit Alkohol gemacht
Auch Holger Faust von der Jugend- und Drogenberatung für Würzburg und Umgebung vermutet, dass die Zahlen der Konsumentinnen und Konsumenten nach einer Legalisierung zunächst steigen würden. Am Beispiel Kanada habe sich allerdings gezeigt, dass nicht junge Menschen mehr geraucht hätten, sondern vor allem ältere Erwachsene. Wie sich die Situation in Deutschland entwickeln würde, ist laut Faust unklar. Er pocht deshalb auf ausgiebige Studien. Der Drogenberater sagt aber auch, dass "alle unsere Cannabis-Klientinnen und Klienten" die ersten Rauscherfahrungen bereits vorher mit legalen Substanzen - vor allem Alkohol - gehabt hätten.
Die Bundesregierung plant, das Gesetz zur kontrollierten Abgabe von Cannabis nach vier Jahren aufgrund der gesellschaftlichen Auswirkungen zu evaluieren. Modelle zur Schadensminimierung sollen ausgebaut, der Jugendschutz verstärkt werden. Holger Faust erhofft sich dabei eine bessere Finanzierung von Hilfs- und Präventionsangeboten, insbesondere für junge Konsumentinnen und Kosnumenten.
Polizei stellt oft aggressives Verhalten nach Drogenkonsum fest
Dennoch hält Christian Schulz von der unterfränkischen Polizeigewerkschaft die Freigabe von Cannabis für das völlig falsche Signal, weil dies eine gefährliche Einstiegsdroge verharmlose. Das "Bild des friedlichen Kiffers in Flower-Power-Manier" könne man getrost vergessen. Heutiges Cannabis enthalte ein vielfaches des Wirkstoffs THC. Das verändere auch die Wirkung der Droge. Unter Cannabis stehende Personen würden zu unkontrolliertem, oft gar aggressivem Verhalten neigen, berichteten ihm Kolleginnen und Kollegen von Einsätzen. Schulz: "Oft stellen wir bei Polizeieinsätzen den Doppelkonsum von Cannabis und Alkohol fest, was die Personen extrem schwer unter Kontrolle bringen lässt." Diese Menschen würden oft völlig durchdrehen, seien schmerzunempfindlich und könnten sich selbst nicht mehr steuern.
Aktuelle repräsentative Daten zeigten jedoch, dass die Mehrzahl der Deutschen nach einer Legalisierung eher gelegentlich Cannabis konsumieren würde, so Suchtberater Holger Faust. Allerdings habe in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der Cannabis-Konsumentinnen und -Konsumenten in der Würzburger Drogenberatung stetig zugenommen. Im Jahr 2020 seien von insgesamt 1200 Personen, die sich in Würzburg beraten ließen, über 300 wegen ihres Cannabis-Konsums gekommen. Oft habe ein Mischkonsum mit anderen Substanzen vorgelegen.
Sicherlich kämen manche Personen wegen gerichtlicher Auflagen zur Beratung, so Faust, aber der weitaus größere Teil habe Probleme, die vor allem durch den Dauergebrauch von THC entstanden seien. Etwa zehn bis 15 Prozent der Hilfesuchenden würden Cannabis fast täglich konsumieren. An diesem problematischen Gebrauch wird laut Faust auch die Freigabe nichts ändern. Dazu brauche es gute Hilfsangebote wie das "Realize it!"-Programm, das die Würzburger Drogenberatung seit 2008 Cannabis-Abhängigen mit dem Ziel einer Abstinenz oder Reduktion anbietet.
Legalisierung soll die Qualität des angebotenen Cannabis verbessern
Holger Faust bestätigt, dass einige seiner Klientinnen und Klienten, die Cannabis konsumieren, unter psychotischen Störungen leiden. Gerade bei jungen Erwachsenen gingen diese Störungen mit ausgeprägten negativen psychosozialen Auswirkungen einher. Allerdings sei unklar, ob Cannabis die psychotische Störung ausgelöst habe, oder die Person bereits im Vorfeld gefährdeter gewesen sei.
Zum Argument der Bundesregierung, durch die lizensierte Freigabe werde die Qualität der Droge kontrolliert und die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert, sagt Faust, dass es in der Tat vereinzelt Cannabis-Produkte gebe, die zur Wirkstoffsteigerung mit synthetischen Cannabinoiden verunreinigt werden. Derartige Erfahrungen seien in der Würzburger Beratungsstelle aber die Ausnahme.
Polizei-Gewerkschafter Christian Schulz sieht in der Freigabe zudem Konsequenzen für den Straßenverkehr. Denn auch in Unterfranken hätten Fahrten unter Drogeneinfluss zugenommen: Inzwischen würden sich sogar mehr Personen mit Cannabis oder anderen illegalen Drogen ans Steuer setzen als mit Alkohol. Während die Bevölkerung beim Thema "Fahrtüchtigkeit nach Alkoholkonsum" gut aufgeklärt sei, fehle diese Information bei Cannabis zumeist.
Das finde ich grundlegend falsch!
Die größte Drogenparty findet alle Jahre (außer in Corona-Zeiten) in München beim Oktoberfest statt!
Die bekommen keine Note, sondern eine Lizenz.
psychischen Abhängigkeit führe. Die gesellschaftlichen Auswirkungen blieben hinter
denen des Alkoholgenusses zurück. Insbesondere hätten die von der Strafkammer
eingeholten Sachverständigengutachten ergeben, dass Haschisch keine Einstiegsdroge für härtere Drogen sei und auch keine Schrittmacherfunktion entfalte.
Bei zusammenfassender Bewertung der getroffenen Feststellungen seien sachliche
Gründe für die unterschiedliche Behandlung von Alkohol und Cannabisprodukten
schlechterdings nicht mehr erkennbar. Diese verstoße gegen das allgemeine Gerechtigkeitsgefühl. Dabei sei besonders zu berücksichtigen, daß die willkürliche Differenzierung zu unterschiedlicher Strafbarkeit führe"
Das ist die Aussage von Bundesverfassungsgericht von 1994 !!!!!!!!
Dies wird schlicht weg seit 1994 ignoriert...
Und die Polizei hält sich ein scheiß daran.
Der Beitrag für die Gesellschaft hingegen: Die ohnehin überlastete Justiz muss sich mit Menschen befassen, die im Grunde genommen nur sich selbst schaden. Sie werden kriminalisiert und ausgegrenzt. Viele verbittern und leisten möglicherweise gar keinen positiven Beitrag mehr für die Gesellschaft.
Cannabis kann nur insofern als Einstiegsdroge gelten, da die Substanz ausschließlich auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist. Wenn jemand erstmal Kontakte zu Drogen-Dealern hat, wird er viel wahrscheinlicher auch andere, gefährlichere Substanzen ausprobieren.
Aber ich glaube, Sie haben die Frage nicht verstanden.
Anbau und Verkauf in Hand des Staates in DE. In Holland Verkauf legal im Coffee Shop, aber Anbau und Einkauf illegal. Ergo Schwarzmarkt beim Einkauf von Cannabis. Aber dies wird jedes mal ganz vorsätzlich und wissentlich unterschlagen von den Kritikern.
Noch was alle drei Parteien haben im Wahlprogramm stehen, dass der Verkauf legal wird.
Und alle drei haben eine Koalition gebildet. Warum sollten sie ihr Wahlversprechen nicht ein lösen???
CDU/CSU abgewählt! Bitte Ruhe auf der Oppositionsbank.
Im Zuge der Legalisierung sollte dieser Grenzwert unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse unbedingt angepasst werden.
Andernfalls reiben sich die Begutachtungsstellen die Hände, während die Führerscheinstellen in Arbeit ertrinken…
"Diese Menschen würden oft völlig durchdrehen, seien schmerzunempfindlich und könnten sich selbst nicht mehr steuern. "
Wer kennt sie nicht, die enthemmten Kifferhorden, die randalierend durch die Städte ziehen.
Wenn man weiterhin diesen Quatsch verbreitet, muss sich nicht wundern nicht mehr ernst genommen zu werden. Cannabis ist kein Brokkoli.
Vielleicht trauert die Polizei auch lieb gewonnenen Aufgaben hinterher. Wer verknackt nicht lieber einen Jugendlichen Kiffer als sich endlich um organisierte Kriminalität zu kümmern?
@ brantologie: wie kommen Sie darauf, dass Cannabis von den Nutzer*innen täglich oder mehrmals täglich konsumiert wird? Nehmen Sie Genussmittel täglich oder mehrmals täglich zu sich? Nicht falsch verstehen: Cannabis ist ebenso wie Alkohol ein Genussmittel. Das wird halt dann nicht jeden Tag zu sich genommen ... es sei denn, es liegt ein Suchtverhalten vor.