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Würzburg/Schweinfurt
Leere Bahnhöfe, stehende Busse: Wie der Warnstreik am Montag in Unterfranken lief und wo am Dienstag gestreikt wird
Die meisten hatten sich darauf eingestellt, so hielten sich die Auswirkungen des Verkehrsstreiks in Grenzen. Mit der Beteiligung ist die Gewerkschaft zufrieden.
Verwaiste Bahnsteige am Montagmorgen: Der bundesweite Warnstreik brachte den Zugverkehr in Unterfranken zum Erliegen (im Bild der Schweinfurter Bahnhof).
Foto: Anand Anders | Verwaiste Bahnsteige am Montagmorgen: Der bundesweite Warnstreik brachte den Zugverkehr in Unterfranken zum Erliegen (im Bild der Schweinfurter Bahnhof).
Andreas Jungbauer
 und  Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:54 Uhr

Mit einem großangelegten, bundesweiten Warnstreik haben die Gewerkschaften Verdi und EVG am Montag weite Teile des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs lahmgelegt. Das war auch in Unterfranken deutlich zu spüren, vor allem an den Bahnhöfen ging nichts mehr. Wer zur Arbeit wollte, musste aufs Auto, Taxi oder Fahrrad umsteigen. Die meisten Pendler und Reisenden hatten sich allerdings auf den angekündigten Ausstand eingestellt, lange Staus und das im Vorfeld befürchtete Verkehrschaos blieben in der Region aus. 

Im morgendlichen Berufsverkehr habe es "keine größeren Störungen" gegeben, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken auf Anfrage. Während es in Großstädten wie München und Nürnberg teils eng wurde, blieb es auf den Straßen in der Region ruhig. Pendler zwischen Würzburg und der Rhön berichteten sogar von auffallend leeren Autobahnen am Morgen. Vom ADAC hieß es: "Wer kann, ist im Homeoffice geblieben."

Auf den Bahnsteigen in Unterfranken herrschte mitten im Berufsverkehr gähnende Leere

Bei Verdi war man dennoch zufrieden mit der Resonanz. Von "100 Prozent" Streikbeteiligung bei den rund 75 städtisch angestellten Busfahrerinnen und Busfahrern in Schweinfurt berichtet Marietta Eder, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks. Regulär gefahren seien nur die an Privatfirmen vergebenen Buslinien, laut Eder rund 20 Prozent.

"Wut, Frust, totales Unverständnis über die Haltung der Arbeitgeber" habe sie bei den Streikenden erlebt, so die Gewerkschafterin auf Anfrage. Bereits ab vier Uhr früh traf man sich zum Ausstand am Verkehrsbetrieb der Stadtwerke. 

Im Bahnverkehr führte der 24-stündige Ausstand am Montag zu enormen Einschränkungen. Statt des üblichen Trubels zu Wochenbeginn herrschte auf unterfränkischen Bahnsteigen gähnende Leere, die Abfahrtstafeln wiesen vielerorts auf den Streik hin. Am Bahnhof in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) warnte etwa eine Leuchtanzeige: "Die nächsten Züge nach Schweinfurt und Würzburg entfallen", die Busse blieben ohne Passagiere stehen. Ähnlich sah es in der Pendlerhochburg Haßfurt aus.

Nichts los auf den Schienen: In Würzburg fuhren am Montag keine Straßenbahnen.
Foto: Heiko Becker | Nichts los auf den Schienen: In Würzburg fuhren am Montag keine Straßenbahnen.

In Würzburg standen neben dem Regional- und Fernverehr auch die Straßenbahnen still. Einzelne Buslinien in Stadt und Landkreis fuhren, nach Berichten von Fahrgästen kam es aber teilweise zu erheblichen Verspätungen. Bei der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) hieß es, die Beteiligung der Beschäftigten am Streik sei "sehr hoch". Massive Verspätungen bei den Bussen wollte eine Sprecherin nicht bestätigen.

Städtische Buslinien: Am Dienstag der nächste Warnstreik in Würzburg

Dafür kam am Nachmittag die nächste Warnung: Auch an diesem Dienstag wird in Würzburg wieder gestreikt. Betroffen seien alle städtischen Omnibuslinien der WVV bis auf fünf Ausnahmen (7, 12, 24, 25 und 35). Zu dem ganztägigen Warnstreik ruft nun die Nahverkehrsgewerkschaft die Mitarbeitenden der NVG Omnibus-Betriebsgesellschaft auf. Straßenbahn und Landkreisbusse fahren diesmal regulär.

Am Montag hatten sich vor dem Würzburger Hauptbahnhof bereits am frühen Morgen die Streikenden der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) versammelt und unter anderem für mehr Lohn demonstriert. In Schweinfurt fand ebenfalls eine Kundgebung der Gewerkschaften statt. Auch dort fuhren viele Buslinien mit eingeschränktem Fahrplan.

Streik im ÖPNV: Bushaltestelle ohne Busse in Bad Neustadt
Foto: Jonathan Helm | Streik im ÖPNV: Bushaltestelle ohne Busse in Bad Neustadt

Auf die Main-Schifffahrt hatte der Warnstreik nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Main zunächst keine Auswirkungen. In der Frühschicht seien die Leitzentralen für die Schleusen des Untermains regulär besetzt gewesen, so eine Sprecherin. Die Leitzentrale in Aschaffenburg und weitere Leitzentralen am Obermain würden zum Teil bestreikt. Dies habe jedoch nur geringe Auswirkungen, denn zwischen den Schleusen Obernau (Aschaffenburg) und Viereth im Landkreis Bamberg sei die Schifffahrt auf Grund des jährlichen Schleusenreparaturprogramms derzeit planmäßig gesperrt.

Gewerkschaften fordern deutlich mehr Geld für ihre Beschäftigten

Verdi und die EVG wollen mit den Warnstreiks den Druck in ihren gegenwärtigen Tarifverhandlungen erhöhen und ihre Forderungen nach mehr Geld unterstreichen. In Umfragen zeigte eine knappe Mehrheit der Bevölkerung Verständnis für den Ausstand. Von Arbeitgeberseite gab es vehemente Kritik, ein Bahnsprecher etwa sprach von einem "überzogenen, übertriebenen Streik" . Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Lohn und ein Mindestplus von 500 Euro im Monat. Gewerkschafterin Marietta Eder: "Eine Busfahrerin oder ein Busfahrer steigt mit 2550 Euro brutto ein. Da kann man sich vorstellen, was das für eine Familie bedeutet."

In den Klassenzimmern in Bayern fand trotz des bundesweiten Streiks regulärer Unterricht statt. Viele Eltern in der Region brachten ihre Kinder mit dem Auto zur Schule.
Foto: Anand Anders | In den Klassenzimmern in Bayern fand trotz des bundesweiten Streiks regulärer Unterricht statt. Viele Eltern in der Region brachten ihre Kinder mit dem Auto zur Schule.

Und wie sah es in den Schulen aus? In Bayerns Klassenzimmern fand trotz der landesweiten Streiks regulärer Unterricht statt. So hatte es das Kultusministerium angekündigt. Schülerinnen und Schüler, die wegen ausfallender Busse und Bahnen nicht zur Schule kommen konnten, durften ausnahmsweise daheim bleiben – mussten die Schule aber umgehend informieren.

Bei vielen Eltern hatte die Streik-Ankündigung im Vorfeld für Verunsicherung gesorgt, nicht wenige Mütter und Väter in Unterfranken brachten ihre Kinder deshalb mit dem Auto zum Unterricht. In Würzburg beispielsweise waren Schulen unterschiedlich stark vom Streik betroffen: Während etwa die Grundschule Stadtmitte kaum Ausfälle verzeichnete, fehlten an der Mittelschule am Heuchelhof etwa 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler. 

 
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  • S. K.
    ja genau, streikt alle, dann können wir den Laden endgültig zu machen...
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  • F. H.
    @maryan
    Genau so ist es ! ! !
    Und wenn Du als Pensionär aus gesundheitlichen
    Gründen nach 44 Jahren ununterbrochener Arbeit
    - teilweise sehr stressig und in Schichten -
    frühpensioniert wirst ziehen sie dir auch noch
    zeitlebens 10,8 % ab.
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  • M. G.
    Haltet durch liebe Kollegen!
    Wir als ehemalige Mitarbeiter und heutige Rentner, wo seit 1960 an diesem Sozialrad gedreht haben (unsere Arbeitsleistung), werden ohnehin nicht gehört, wir sind ja nur noch Rentner dieses Landes und Kostenfaktor!
    Aber bitte geht alle davon aus und schämt euch nicht für diese Forderung und bleibt "eisern", wir stehen hinter euch und laufen gerne für eure Forderungen, ohne Straka!
    Vor ca. 6 Wochen haben sich die Bundestagsabgeordneten ihr Solär um 5 % erweitert und das in euerer Zeit bereits 2 x (die schämen sich nicht, ihren Bundessold zu erhöhen)!
    Dann habt auch ihr das Recht an Minimum von 500,00 Euro im öffentlichen Dienst, diese Forderung zu erhalten.
    Wir Rentner müssen ohnehin das nehmen, wir bekommen, von daher sind wir nicht anspruchsvoll und gönnen es euch! Ohne unseren auf bau, könnte heute eine "Ricarda Lang" ohne jede Ausbildung, sich nicht auf der Leistung unserer Vergangenheit so "brüsten"!
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