
Es ist nicht so, dass Kai Stöckl nicht gewarnt hätte, dass der Softdrink "Hawaiian Punch" süß ist. Die hellrote Flüssigkeit aus der Dose ist tatsächlich nicht einfach nur süß, sondern süß an der Grenze zu ungenießbar. Doch als US-Klassiker darf das Getränk im Sortiment Stöckls nicht fehlen. Der Unternehmer aus Main-Spessart betreibt gemeinsam mit dem Schweinfurter Mirko Wehner Läden für E-Zigaretten und US-amerikanische Lebensmittel in Schweinfurt und Breitengüßbach (Lkr. Bamberg). Außerhalb von Läden in US-Kasernen, die nur beschränkt zugänglich sind, biete niemand hierzulande eine solche Auswahl an Lebensmitteln, Süßigkeiten und Haushaltsbedarf aus den USA, sagen die beiden.
Marshmallow-Creme und Chips, Frühstücksflocken und Chlorreiniger
Den Hauptsitz hat das Unternehmen im November von Gräfendorf (Lkr. Main-Spessart) nach Güntersleben (Lkr. Würzburg) verlegt. Im Gewerbegebiet Fahrental gibt es außer dem Lager auch einen Verkaufsraum für E-Zigaretten und rund 2000 Artikeln aus den USA: Marshmallow-Creme, Kaffeeweißer mit Karamellgeschmack und Erdbeer-Fanta, amerikanische Chips, Biere und Frühstücksflocken. Irgendwann hätten Kundinnen und Kunden auch nach Dingen wie Chlorreiniger, Zahnpasta oder Deosticks aus US-Produktion gefragt, sagt Stöckl. Also stehen jetzt auch Kosmetika und Reinigungsmittel in den Regalen.
Während Corona kamen zu den E-Zigaretten amerikanische Lebensmittel
Angefangen haben Stöckl und Wehner mit E-Zigaretten. Stöckl eröffnete 2016 seinen ersten "Diamond Vapestore" in Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen), 2018 einen weiteren in Retzbach (Lkr. Main-Spessart), wo heute noch Automaten stehen. Zudem startete der Gräfendorfer einen Großhandel. Wehner, ein ehemaliger Kettenraucher aus Wollbach (Lkr. Bad Kissingen), eröffnete 2018 in Schweinfurt seine "Dampfer Lounge", im Jahr darauf eine weitere in Breitengüßbach. Die beiden hatten enge Geschäftsbeziehungen und fusionierten schließlich 2021.
Weil Stöckl über seinen Bruder, der eine Zeit lang in den USA arbeitete, exotische Süßigkeiten und Getränke von dort kannte, begann er amerikanische Drinks mit ins Sortiment zu nehmen. Schließlich kam Corona, die beiden Unternehmer mussten ihre Läden zumachen. Ihre Idee: zusätzlich amerikanische Lebensmittel anzubieten, Lebensmittelgeschäfte durften ja öffnen.

Der Laden in Schweinfurt bekam den Zusatz "USA Food Schweinfurt". "Wir sind eingerannt worden", sagt Stöckl. Sein Kompagnon hatte im Sommer 2021 ein Foto mit einem gefüllten, langen Regal des ehemaligen Edeka-Ladens in Breitengüßbach auf Facebook gepostet. "Das war der Wahnsinn", blickt Wehner zurück, "die Leute kamen aus 500 Kilometer Umkreis." Die Schlange der parkenden Autos sei einen Kilometer lang gewesen – und sie seien jeweils allein im Laden gewesen.
Unterschied Mindesthaltbarkeitsdatum und "Best before"-Datum
Dann hätten sie bestellt "wie die Weltmeister". Die kleine Herausforderung: Amerikanische Lebensmittel haben kein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) wie in Deutschland, sondern ein kürzeres "Best before"-Datum, das lediglich Geschmack und Qualität garantiert. Bei einer US-Dose Softdrink laufe das Datum also schon nach vier, fünf Monaten ab, sagt Stöckl. Das MHD bei einer europäischen Dose des selben Produkts erst nach etwa zwei Jahren. Das Ergebnis war, dass ihnen viele Produkte "abgelaufen" seien. Stammkunden wüssten damit umzugehen, andere schrecke das selbst bei reduziertem Preis ab. Bei acht bis zwölf Wochen Lieferzeit per Seefracht müssten Bestellungen deshalb gut geplant sein, sagt der Gräfendorfer.

Einfach so verkaufen darf man US-Lebensmittel auch nicht. Auf jede einzelne Dose, auf jede einzelne Packung Chips muss ein Aufkleber mit deutschen Inhaltsangaben. Die Dosen bekommen außerdem das Pfandzeichen – die Mehrkosten schlagen sich im Preis nieder. Dafür, sagt Stöckl, bekomme man etwa das originale "Dr Pepper" mit dem höheren Koffeingehalt.
Die beiden Inhaber würden auch in Würzburg gerne einen Laden aufmachen
Fünf Angestellte haben die beiden Geschäftsleute inzwischen. 70 Prozent des Geschäfts machen sie nach eigenen Angaben noch mit E-Zigaretten. Die Skihütte aus Holz neben dem neuen Hauptsitz in Güntersleben haben sie übrigens gleich miterworben, Schwerlastregale aus der schließenden Galeria-Kaufhof-Filiale in Schweinfurt liegen dort zum Aufstellen bereit. Bei einer realistischen Miete, sagen Stöckl und Wehner, würden sie irgendwann auch gerne ein Geschäft in der Würzburger Innenstadt eröffnen.
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